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Gaston-Armand Amaudruz wegen Rassendiskriminierung vor Gericht

Vor dem Lausanner Strafgericht begann am Montag (03.04.) der Prozess gegen den Waadtländer Rechtsextremisten Gaston-Armand Amaudruz (Archivbild). Dem 79-Jährigen droht wegen Rassendiskriminierung ein Gefängnisstrafe von bis zu drei Jahren.

Dieser Inhalt wurde am 02. April 2000 - 09:28 publiziert

Vor dem Lausanner Strafgericht begann am Montag (03.04.) der Prozess gegen den Waadtländer Rechtsextremisten Gaston-Armand Amaudruz (Archivbild). Dem 79-Jährigen droht wegen Rassendiskriminierung ein Gefängnisstrafe von bis zu drei Jahren. Das Urteil fällt voraussichtlich am 10. April.

Amaudruz werden verschiedene Vergehen vorgeworfen. So bot er in seinem Mitteilungsblatt "Courrier du Continent" revisionistische Bücher auch nach dem in Kraft treten der schweizerischen Antirassismus-Strafnorm am 1. Januar 1995 zum Kauf an. Darauf erstattete der Schweizerische Israelitische Gemeindebund (SIG) Anzeige.

Zwei Artikel im Zentrum

In seinem Mitteilungsblatt, das er in einer Auflage von 500 Exemplaren herausgibt, leugnete der Angeklagte aber auch selber den Genozid. So schrieb er im März 1995, dass die Tötung von sechs Millionen Juden im Zweiten Weltkrieg auf "mythischen Tatsachen" beruhe.

Im Juli 1995 verfasste Amaudruz einen Artikel unter dem Titel "Ich glaube nicht an die Gaskammern". Darin hielt er fest, dass es absolut keinen Beweis für die Existenz solcher Kammern in den Lagern der Nazis gebe. Mit dieser Behauptung, so das Fazit der Ermittlungen, "wird ein wesentlicher Teil des Holocaust in Abrede gestellt".

Viertägiger Prozess

Im viertägigen Prozess treten vier Parteien als Privatkläger auf. Nebst dem SIG sind dies die internationale Liga gegen Rassismus und Antisemitismus (Licra), die Verbindung der Söhne und Töchter deportierter Juden in Frankreich sowie ein Überlebender eines Konzentrationslagers.

Die Staatsanwaltschaft wird durch den Generalstaatsanwalt des Kantons Waadt, Jean-Marc Schwenter, vertreten.

Dass der Prozess erst jetzt stattfindet, liegt teilweise daran, dass Amaudruz während des Verfahrens diverse Beschwerden einreichte und eine davon bis vor Bundesgericht weiterzog.

Anfang 1999 forderten dann auch die Staatsanwaltschaft und die Privatkläger eine Verschiebung des Prozesses. Sie wollten zuerst das definitve Urteil in einem anderen Prozess abwarten. Ein Buchhändler in Montreux vertrieb Bücher des Revisionisten Roger Garaudy und wurde dafür zu 20 Tagen Gefängis bedingt verurteilt.

Von den Privatklägern wird der Fall Amaudruz als "weit schwerwiegender" beurteilt, als jener des Buchhändlers, da Amaudruz selbst revisionistsische Gedanken geäussert und nicht nur Bücher vertrieben hat. Dem 79-Jährigen drohen bis zu drei Jahren Gefängnis und 40'000 Franken Busse.

Gaston-Armand Amaudruz

Gaston-Armand Amaudruz gilt als zentrale Scharnierfigur der rechtsextremen Szene. Seit 1951 gibt er monatlich das Mitteilungsblatt "Courrier du Continent" heraus. Experten bezeichnen ihn als "Überzeugungstäter".

Laut Jürg Frischknecht, Journalist und Beobachter der extremen Rechten der Schweiz, war Amaudruz lange Zeit Agitator, Organisator und Vernetzer in der internationalen Szene, aber auch zwischen den Generationen. "Er suchte immer intensiv den Kontakt zur jungen Szene, etwa zu den Skinheads", so Frischknecht.

Zwar hat Amaudruz' Einfluss ab 1995 etwas nachgelassen, wie der Journalist und Beobachter der Skinheadszene, Hans Stutz, festhält. Dies begründet Stutz, der beim Prozess als Zeuge auftreten wird, mit dem Alter des 79-Jährigen, und damit, dass Amaudruz seinen Buchversand 1995 einstellte.

Sowohl Frischknecht als auch Stutz weisen aber darauf hin, dass das Mitteilungsblatt "Courrier du Continent" nach wie vor ein zentrales Informationsorgan in der rechtsextremen Szene ist. Jeden Monat können sich Interessierte über die neuen Publikationen im rechtsextremen Bereich und die Bestelladressen informieren.

Im Oktober 1995 beurteilte eine vom Bundesrat in Auftrag gegebene Studie die rechtsextreme Szene der Schweiz. Dabei wurde Amaudruz den Altfaschisten zugeordnet, die den faschistischen und nationalsozialistischen Führern nacheifern und die Rassenideologie des Nationalsozialismus vertreten.

swissinfo und Agenturen

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