Fussball: Auftakt zur Schweizer Meisterschaft 2000/01
In der Schweiz beginnt diesen Samstag (15.07.) die neue Fussball-Saison. Aus der vergangenen Transferzeit resultierte für die Nationalliga A, die höchste Schweizer Liga, erneut ein Substanzverlust. Fazit: Die NLA hat nochmals an Attraktivität eingebüsst.
Es liegt nicht an der erst vor zwei Wochen beendeten Europameisterschaft oder am winterlichen Sommerwetter, dass wenig Vorfreude auf den Saisonbeginn aufgekommen ist. Vielmehr verdarben negative Vorzeichen den Appetit auf den Schweizer Fussball.
Substanzverlust
Die Budgetsumme aller zwölf NLA-Vereine sank innert Jahresfrist um 10,5 Mio. auf 91,7 Mio Franken. Kein Wunder blieb da kein Geld für grosse "Hechte" aus dem Transferteich. Unter den bisher gemeldeten 62 Zuzügen befindet sich kaum einer mit einem international geläufigen Namen. Zudem haben mit Murat Yakin (Kaiserslautern), Pascal Zuberbühler (Leverkusen), Patrick Müller (Lyon) und Fabio Celestini (Troyes) vier weitere Topspieler die Schweiz ins lukrativere Ausland verlassen.
Nur ein EM-Spieler in der Schweiz
Insgesamt 352 Spieler waren für die Europameisterschaft in Belgien und Holland gemeldet. Nur einer von ihnen, der Slowene Ermin Siljak von Servette-Genf, wird diesen Herbst auf Schweizer Plätzen zu sehen sein. Kein anderer EM-Teilnehmer konnte in die Schweiz gelockt werden. Stattdessen figurieren vorwiegend Söldner aus Afrika (26), Osteuropa (20) und Südamerika (16) in den Schweizer Kadern.
Bekannte Ausländer sind selbst für die Topklubs unseres Landes fast unerschwinglich geworden. Das ist kein Wunder, wenn man um die Höhe der im Ausland üblichen Transferwerte und Saläre weiss. Schweizer Klubs können da nicht konkurrieren, weil ihnen zu wenig Einnahmen aus TV-Rechten zufliessen. Der Werbemarkt in der Schweiz ist schlicht zu klein, um mit dem Ausland mitzuhalten.
Ein Bundesliga-Aufsteiger in Deutschland beispielsweise erhält rund 10 Mio. Franken aus der TV-Kasse, in Frankreich setzt es selbst für einen Klub aus der zweiten Division jährlich 3,5 Mio. Franken ab. In der Schweiz kassiert jeder NLA-Verein ein Fixum von 225'000 Franken und Ende Saison eine Rangprämie.
Schweizer Meister St. Gallen kam letzte Saison dank der Rangprämie von 250'000 Franken und der Übertragung von sechs Heim- sowie zwei Auswärtsspielen auf ein Total von 675'000 Franken.
Europacup als Hoffnung
Dabei wäre gerade der Europacup die einzige Möglichkeit, zu weiteren Einnahmen zu gelangen. Mit einem Spiel gegen einen attraktiven Gegner aus Deutschland oder Italien könnten via TV-Rechte Millionen verdient werden.
Das Dilemma für die SchweizerKlubs ist gross: Da dürfen Ende Saison erstmals zwei Schweizer Teams die Champions-League-Qualifikation bestreiten, doch jetzt fehlen die Mittel, um die Mannschaften derart zu verstärken, dass sie sich für die Königsklasse qualifizieren könnten.
Schweizer Meister St. Gallen sowie die beiden UEFA-Cup-Teilnehmer Lausanne und Basel haben noch rund einen Monat Zeit, um sich auf den Europacup vorzubereiten. Cupsieger Zürich verbleiben zwei Monate bis zum ersten Einsatz. Alle vier Mannschaften haben während der Transferzeit eher an Qualität eingebüsst:
Quartett in der Pole-Position
Titelverteidiger St. Gallen, Basel und die Grasshoppers werden aus der Pole-Position zur Meisterschaft 2000/01 starten. Sie und eventuellServette, das sein Budget allerdings um beinahe 40 Prozent reduzieren musste, werden bei der Titelvergabe vermutlich mitreden.
Dahinter folgt eine zweite Abteilung mit "Transfersieger" Luzern, Lugano, Zürich und Lausanne als weiteren Kandidaten für die Finalrunde. Für den Kampf am Strich verbleiben Aufsteiger Sion, Aarau, Neuchâtel Xamax und Yverdon. Zusammen mit Lausanne gehört dieses Quartett (einzig und allein aus finanziellen Gründen) zu den Verlierern der Transferzeit.
Die NLA Spiele der ersten Runde vom Samstag (15.07.): Grasshoppers - Lausanne, Basel - Sion, Lugano - St. Gallen, Servette - Aarau, Yverdon - Zürich, Luzern - Neuchâtel Xamax.
swissinfo und Agenturen

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