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Frustration auf Haiti nimmt zu

Die Verteilung der Hilfsgüter wird auf Haiti zur grossen Herausforderung. Reuters

Eine Woche nach dem Erdbeben auf Haiti bleibt es für die Helfer schwierig, die internationale Hilfsbereitschaft in die Praxis umzusetzen. Wegen erheblicher Logistikprobleme müssen 3 Millionen notleidende Menschen weiterhin auf Unterstützung warten.

Dieser Inhalt wurde am 20. Januar 2010 publiziert

Der kleine Flughafen der Hauptstadt Port-au-Prince ist beschädigt und überlastet. Der Hafen ist ausser Betrieb.

Nicht nur die Lieferung, sondern auch die Verteilung der Tonnen von Hilfsgütern erweist sich als äusserst schwierig: Es fehlt nicht nur an Transportfahrzeugen, sondern auch an Benzin. Dazu kommen die Sicherheitsrisiken.

Angesichts des Chaos und der nur langsam anrollenden Hilfe nimmt die Frustration der haitianischen Bevölkerung zu.

Fragen zum Vorgehen bei der Krisenbewältigung und der Führungsrolle der USA führten auf internationaler Ebene zu Streitigkeiten.

Nach scharfer Kritik an der schleppenden Verteilung der Hilfsgüter erklärte das Welternährungsprogramm (WFP) am Montag, es sei nun garantiert, dass Flugzeuge mit Medikamenten oder Nahrungsmitteln am überlasteten Flughafen von Port-au-Prince zuerst landen dürften. Dies sei mit den USA vereinbart worden, die den Flughafen kontrollieren, sagte WFP-Direktorin Josette Sheeran.

Tun ihr Bestes

Die Hilfsorganisationen täten ihr Bestes, sagte der Sprecher des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), Florian Westphal, gegenüber swissinfo.ch. Man könne für die momentane Situation niemandem die Schuld geben. Der beschädigte Flughafen sei ganz einfach zum Nadelöhr geworden.
"Das grösste Hindernis ist das Ausmass der Zerstörung", so Westphal.

Das IKRK sicherte den Wasserzugang für rund 7500 Personen und lieferte Material für die Erste-Hilfe-Stationen des haitianischen Roten Kreuzes.

"Wir konnten uns in den letzten Tagen in der Stadt bewegen und viel Hilfsarbeit leisten", so Westphal. Die Helfer würden zwar von einer gewissen Spannung sprechen, es seien aber keine Aggressionen gegenüber dem Hilfspersonal spürbar.

"Kreativ und erfinderisch"

Die Gewalt sei nicht so verbreitet, wie es in gewissen Medien dargestellt werde", sagt Tamar Hahn vom Kinderhilfswerk Unicef, die kurz nach dem Erdbeben nach Haiti kam. Hahn verweist vielmehr auf die unglaubliche Belastbarkeit und Ruhe der haitianischen Bevölkerung.

"Es ist nicht so, dass hier Plünderungen und Gewalt an der Tagesordnung sind", so Hahn. Die Menschen, die in Notunterkünften in absolut schrecklichen Zuständen lebten, würden sich organisieren und zu Komitees zusammenschliessen, um die spärlichen Ressourcen untereinander zu teilen. "Die Leute sind sehr kreativ und erfinderisch."

Trotz zahlreicher logistischer Probleme konnte Unicef bis am Dienstag rund 80'000 Menschen mit Trinkwasser versorgen. Weiter habe Unicef Unterkünfte gefunden für Kinder, die ihre Eltern verloren hätten, sagte Hahn.

Was Hahn in Bezug auf die Hilfeleistung im Moment am meisten Sorgen macht, ist der Benzinmangel. Denn ohne Benzin würden die Hilfsoperationen vollständig zum Erliegen kommen.

Langer Weg

Laut dem Welternährungsprogramm (WFP) sollen in den kommenden vier Wochen 100 Millionen Fertigmahlzeiten ausgegeben werden. 250'000 Nahrungsrationen wurden laut WFP bereits verteilt.

"Wir erreichen mit jedem Tag mehr Leute. Wir suchen nach neuen Wegen, um zu Luft, zu Land und zu See ins Land zu gelangen", sagt WFP-Sprecherin Natasha Scripture. "Es wird sehr lange dauern, bis die Menschen wieder auf eigenen Beinen stehen können."

Claire O'Dea, swissinfo.ch
(Übertragung aus dem Englischen: Corinne Buchser)

Armenhaus der Karibik

Haiti ist eines der ärmsten Länder und belegt in der Liste des UNO-Index' zur menschlichen Entwicklung Platz 153.

Seit Jahren prägen gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Instabilität sowie mangelnde Sicherheit das Leben der Bewohner.

Angesichts dieser desolaten Situation hat die Schweizerische Entwicklungsagentur Deza ihr Engagement in Haiti seit 2004 ausgebaut.

2006 eröffnete sie in Port-au-Prince ein Deza-Büro und betreibt seither ein humanitäres Sonderprogramm.

In den letzten Jahren engagierten sich Deza und Seco (Staatssekretariat für Wirtschaft) in Haiti mit rund 5 Mio. Franken (2007), 7 Mio. Fr. (2008) und 6,4 Mio. Fr. (2009).

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