Frostige Zeiten
Der Schweizer Fotograf Hans Danuser und die deutsche Fotografin Dunja Evers stellen zusammen im Fotomuseum in Winterthur ihre neusten Arbeiten aus.
Ein Landschaft in Grau, so erscheint, auf den ersten schnellen Blick, jener Raum, in welchem fast quadratische grosse fotografische Bilder hängen. Beim näher treten werden Strukturen sichtbar, Luftblasen, Luftbläschen, eingeschlossene Luft. Schicht auf Schicht, unregelmässige Mässigkeit, das schwarze Loch lauert überall.
Danusers Grauwelt setzt sich auch in den beiden nächsten Räumen fort. Einmal glaubt man, Elefantenhaut zu sehen. Falten, Furchen, Narben. Dann wieder Landschaften, Erosion. Einmal sind die Bilder auf dem Boden installiert. Wir schauen durch das Auge der Kamera, wir schauen von oben herab. Perspektiven- Wechsel und immer noch schiefergrau. Momentaufnahme der vergehenden Landschaft.
Der Fotograf zeigt uns die Abstraktion, den Ausschnitt, das Herauslösen eines Teils aus dem Ganzen und lockt so in die Tiefe. Anders als in früheren Arbeiten Danusers, sind in Winterthur keine Leichen aus der Pathologie, keine Tierversuche, keine Gen-Technik-Aunahmen zu sehen. Trotzdem ist der Körper, der Mensch, die Natur in jedem Bild spürbar.
Mit den Titeln gibt Danuser seinen Bildern eine andere, weitere Bedeutung. ""Frozen Embryo Series," "Strangled Bodies" und "Erosionen" lassen die Arbeiten schlagartig in einem anderen Licht erscheinen. Reproduktion, Gewalt, Bodenerosion verweisen in Grauzonen des Daseins. Grausen steckt in Grau, Gräuel in Gräulich.
Piff Paff Puff
"Der Titel löst etwas aus. Der Titel zeigt, was Sprache eigentlich bewirken kann - bezogen auf das Schauen. Aber primär geht es mir um Bilder. Man soll den Augen trauen, nicht unbedingt dem Wort. Man muss spüren, dass eine Diskrepanz da ist", sagt Hans Danuser.
Verbunden sind die drei Danuser-Räume mit Kinderversen. Sie sind für Hans Danuser eine Sprache der Literatur. Ein Allgemeingut. Symbole der Zufälligkeit. Piff Paff Puff und du bisch dus. (... und du bist draussen). Fotografie als Zeitgeist, Fotografie als gestockter Atem im rythmischen Luftholen. Speziell in frostigen Zeiten.
Ganz anders präsentiert sich Dunja Evers in ihrem Raum. Farben springen ins Auge. Warmes Gelb, feuriges Orange, eisiges Blau. Schemenhaft zeichnet sich eine Landschaft, ein Gesicht ab. Wo Danuser abträgt, trägt Evers auf. Schicht um Schicht trägt sie Eiweisslasur-Farben auf Fotografie und Filmausschnitte auf. Die Bilder sind Malerei und Fotografie in einem. Fotomalerei.
Wer alle Farben zusammen mischt erhält Grau. Die ausgestellten Arbeiten von Hans Danuser und Dunja Evers ergänzen sich auf ideale Weise. In Danuser Grauwelt lassen sich alle Farben erahnen, Evers vermeintliche Buntheit verweist auf Grauzonen. In und um uns.
Brigitta Javurek

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