Fresenius Medical Care testet Chinas Klinikmarkt - Kräftiges Wachstum erwartet
HAMBURG (awp international) - Der Bad Homburger Dialysespezialist Fresenius Medical Care (FMC ) startet ein Pilotprojekt in China, das die Tür für ein milliardenschweres Geschäft öffnen soll. Der Dax-Konzern gehört zu den ersten ausländischen Firmen, die eine eigene Klinik in dem bislang sehr restriktiven Markt eröffnen. "Die Eröffnung weiterer Dialysezentren wäre ein wichtiger Treiber für zusätzliches Wachstum in China", sagte der für das Asien-Geschäft zuständige Vorstand Roberto Fusté der "Financial Times Deutschland" (FTD/Mittwoch). Die Zulassung für die Dialyseklinik sei erteilt. Der Bau in der ostchinesischen Provinz Jiangsu schreite voran, schreibt die Zeitung. Spätestens Mitte 2012 sollen die Behandlungen starten.
Erst vor knapp einem Jahr hat China Ausländern die Erlaubnis erteilt, eigenständig Kliniken zu betreiben. FMC betreibt zusammen mit chinesischen Krankenhäusern bereits 70 Dialysekliniken, in denen Nierenkranke behandelt werden. Dort stellt der Weltmarktführer für diese Verfahren den chinesischen Betreibern seine Geräte für eine fixe Vergütung zur Verfügung. FMC wünsche sich mittelfristig mehr Einfluss auf Personal und Ausbildung und vor allem eine höhere Beteiligung an den Einnahmen, schreibt das Blatt.
Die chinesische Regierung hat 2007 eine Gesundheitsreform gestartet. Seither erhalten immer mehr Chinesen Zugang zu Krankenversicherungen, über die Behandlungskosten erstattet werden. Vor allem für langfristige, kostspielige Dialyseverfahren ist das ausschlaggebend. Während chinesische Patienten 2009 im Schnitt noch 73 Prozent der Kosten für ärztliche Behandlungen und Krankenhausaufenthalte selbst getragen haben, waren es im vergangenen Jahr nach Angaben der "FTD" noch etwas mehr als ein Drittel. Allein für die erste Stufe der Gesundheitsreform von 2009 bis 2011 habe die Volksrepublik umgerechnet 130 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt. Die Reform läuft bis 2020.
In Asien ist der Konzern seit 1998 aktiv. Die Krankheitsbilder nähern sich denen westlicher Staaten. Chronische Krankheiten wie Diabetes und Bluthochdruck breiten sich rasch aus. Auf knapp 100 Millionen wird die Zahl der Diabetiker allein in China geschätzt, mit deutlich steigender Tendenz. Zu den Spätfolgen von Diabetes gehört wiederum Nierenversagen. Allein für China rechnet Fusté in den kommenden fünf Jahren mit einem Wachstum von jeweils gut 30 Prozent. Darin sind die eigenen Kliniken wie die in Jiangsu und mögliche weitere noch nicht eingerechnet./ep/nmu/wiz