Freigelassene Sahara-Touristen wieder Zuhause
Nach mehr als 6 Monaten in der Hand von Entführern sind die vier freigelassenen Schweizer Sahara-Touristen am Mittwoch Vormittag von Köln her kommend in Zürich eingetroffen.
Bundespräsident Pascal Couchepin bedankte sich bei den Regierungen Malis, Algeriens und Deutschlands für deren Bemühungen zur Befreiung der Geiseln.
Die Zürcherinnen Sybille Graf (20) und Silja Staeheli (19), der Aargauer Reto Walther (31) sowie der 42-jährige Appenzeller Marc Hediger landeten am Mittwochmorgen um 8.44 Uhr im Jet der Schweizer Regierung wohlbehalten auf dem Flughafen Zürich.
Die Freigelassenen wurden von Aussenministerin Micheline Calmy-Rey herzlich mit einem Küsschen begrüsst. Auch Angehörige und Freunde sowie Vertreter der Wohnkantone erwarteten die vier am Flughafen.
Die Ex-Geiseln und Calmy-Rey stellten sich den Fotografen nur kurz und auf mehrmaliges Zurufen. Danach bestiegen sie einen Polizeibus und wurden ins Flughafengebäude gefahren.
Die vier waren in der Nacht kurz vor 2 Uhr an Bord einer Maschine der deutschen Luftwaffe von der malischen Hauptstadt Bamako nach Köln abgeflogen, von wo es danach endgültig in die Heimat ging.
Seit Bamako waren die Freigelassenen in der Obhut des Chefs des Krisenstabs des Departementes für auswärtige Angelegenheiten, Peter Sutter, einem seiner Mitarbeiter sowie einem Arzt und einem Psychologen.
Kein Kontakt mit den Medien
Die freigelassenen Geiseln wurden von der Öffentlichkeit abgeschirmt, damit sie möglichst ungestört ihre Angehörigen wiedersehen konnten. Den Medien stellten sich lediglich Aussenministerin Micheline Calmy-Rey sowie Vertreter des EDA-Krisenstabs.
Offizieller Dank an Berlin, Bamako und Algier
Bundespräsident Pascal Couchepin dankte am Mittwoch im Namen des Bundesrates den deutschen, malischen und algerischen Behörden für die Rolle, die diese Länder bei der Befreiung der vierzehn Sahara-Geiseln gespielt haben.
In einem Telefongespräch mit Bundeskanzler Gerhard Schröder hob Couchepin insbesondere "die Effizienz der deutschen Dienststellen in der Behandlung der Geiselaffäre" hervor. Dies sei einmal mehr ein Beweis für die ausgezeichneten Beziehungen zwischen der Schweiz und Deutschland.
Seinen Dank sprach Couchepin auch dem malischen Präsidenten Amadou Touré und dem algerischen Präsidenten Abdelaziz Bouteflika aus. Vor den Medien in Zürich hatte auch Calmy-Rey die Bemühungen der Behörden dieser beiden Länder anerkannt und namentlich auf die wichtige Rolle des malischen Präsidenten Touré hingewiesen.
"Unbestimmte Gefühle" gegenüber Entführern
Der freigelassene Schweizer Marc Hediger hatte Reportern im Bamako erklärt, die Geiseln seien von ihren Entführern nicht misshandelt worden. "Aber es gab Perioden der Anspannung und der Angst."
Seine Gefühle gegenüber den Entführern seien unbestimmt. Er habe erst spät erfahren, dass es sich um islamistische Terroristen handelte, sagte der 42-jährige Hediger.
Rätselraten um Lösegeld geht weiter
Schon vor der Rückkehr in die Schweiz wurden Fragen über ein allfälliges Lösegeld und entsprechende Forderungen an die vier freigelassenen Sahara-Touristen aufgeworfen. Die Bezahlung eines Lösegelds "sei eine Hypothese, die ich nicht bestätigen kann", sagte dazu Aussenministerin Calmy-Rey. Hingegen werde sich die Schweiz anteilmässig an den Kosten der Geiselbefreiung beteiligen.
Calmy-Rey stellte aber vor den Medien klar, dass die Touristen nicht selber für die Befreiungskosten zur Kasse gebeten werden. "Der Bund wird keine Rechnungen verschicken", so die Bundesrätin am Flughafen. Sie verwies hingegen darauf, dass die Reiseversicherungen der vier Touristen einen Beitrag an die Kosten übernehmen sollten.
Die Aussenministerin erinnerte bei der Gelegenheit daran, dass Reisende grundsätzlich selbst für Risiken auf ihen Reisen verantwortlich seien. Deswegen gebe das EDA auch Reisewarnungen heraus.
"Entspannt und enthusiastisch"
Gemäss dem Leiter des Krisenstabs der deutschen Regierung, Staatssekretär Jürgen Chrobog, war die Gruppe wegen der geglückten Rettung "sehr entspannt und enthusiastisch". Alle seien in einem "ausserordentlich guten Gesundheitszustand" und auch mental fit, sagte er nach der Ankunft in Köln.
swissinfo und Agenturen
Fakten
Insgesamt waren im Februar und März 32 Touristen verschleppt worden, die im Süden Algeriens ohne lokale Führer unterwegs waren.
Mitte Mai war eine erste Gruppe von 17 Geiseln befreit worden.
In der zweiten Gruppe befinden sich 4 Schweizer, 9 Deutsche, 1 Niederländer.
Die malische Regierung soll rund 5 Mio. Euro Lösegeld bezahlt haben.

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