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Frauentag mit Shirin Ebadi

Stehender Applaus im Schweizer Parlament für die iranische Friedensnobelpreis-Trägerin Shirin Ebadi. Keystone

Die iranische Friedensnobelpreis-Trägerin Shirin Ebadi hat im Bundeshaus in Bern zur Achtung der Menschenrechte aufgerufen.

Dieser Inhalt wurde am 08. März 2004 - 15:03 publiziert

Am internationalen Tag der Frau ging es ihr vor allem um die Rechte der Frauen, die auch Menschenrechte seien.

"Ich bin besorgt über die ungerechte Situation der Frauen, insbesondere in den Ländern der südlichen Hemisphäre und in den islamischen Staaten", sagte die iranische Friedensnobelpreis-Trägerin Shirin Ebadi vor der Vereinigten Bundesversammlung in Bern.

Sie trage am heutigen Internationalen Tag der Frau aus Protest schwarz. "Das ist bei Ihnen die Farbe der Trauer", erklärte die engagierte Anwältin und Verfechterin der Menschenrechte.

"Wir sitzen alle im gleichen Boot"

Die erste muslimische Friedensnobelpreis-Trägerin verlangte auch Schutz für jene, die sich weltweit für die Menschenrechte einsetzten. Sich selber bezeichnete Ebadi als Beobachterin der Situation in Iran.

Was in einem Land geschehe, beeinflusse auch andere Staaten. "Wir sitzen alle im gleichen Boot", sagte sie und rief die Schweiz in ihrer auf Farsi gehaltenden Rede zu Solidarität auf.

Zu sprechen kam die kleine, bescheiden wirkende Frau auch auf den Kampf gegen den Terrorismus. Der sei zwar legitim, solange er im Rahmen der UNO und unter Achtung der internationalen Rechte verlaufe. "Er darf aber nicht als Vorwand gebraucht werden, um die fundamentalen Menschenrechte einzuschränken", betonte Shirin Ebadi.

Instrumentalisierung des Islam

Die Juristin aus Teheran kritisierte auch die politischen Zustände in ihrer Heimat: So beklagte sie den Ausschluss von Kandidaten bei den jüngsten Parlamentswahlen durch den iranischen Wächterrat.

In ihrer Rede im Bundeshaus kam die 57-jährige Iranerin zudem auf den Islam zu sprechen: Häufig werde die Religion missbraucht, um die Ungleichheit der Frauen zu rechtfertigen. Das sei falsch.

"Der Islam glaubt an die Gleichheit aller Menschen. Die Lage der Frauen geht auf das patriarchalische System in diesen Ländern zurück."

Viel Applaus und Bewunderung

Nationalratspräsident Max Binder gratulierte der "Wegweiserin und Brückenbauerin im Iran" für ihren "mutigen Kampf" und wünschte ihr Durchhaltevermögen für die Zukunft.

Das Parlament - rund zwei Drittel der Abgeordneten waren nach einem langen Sessionstag immerhin geblieben – reagierte auf die Rede Ebadis mit stehendem Applaus.

Anita Fetz, sozialdemokratische Ständerätin aus Basel, zeigte sich gegenüber swissinfo begeistert von der Rede der Iranerin. "Sie hat es verstanden, die Lage in Iran auf einfache Art und Weise darzustellen."

Und auch der St. Galler SVP-Nationalrat Toni Brunner war von Shirin Ebadi beeindruckt: "Sie ist eine faszinierende Person, wegweisend für viele Frauen in islamischen Staaten. Dort Frau zu sein, hat eine ganz andere Dimension."

Frauensolidarität stärken

Am Mittag hatte Ebadi in Bern Bundesrätin Micheline Calmy-Rey und rund 40 Parlamentarierinnen getroffen. Fazit dieses Treffens sei, dass die Frauensolidarität in der ganzen Welt verstärkt werden müsse, sagte
Calmy-Rey vor den Medien.

Die Schweizer Aussenministerin lobte die iranische Anwältin Shirin Ebadi als mutige Frau, welche im Iran mit ausserordentlichem Einsatz für die Rechte der Frau kämpfe.

Die iranische Friedensnobelpreisträgerin 2003 war von drei Parlamentarierinnen eingeladen worden, vor der Bundesversammlung in Bern zu sprechen. Zuvor hatte sie bereits in Genf vor der UNO eine Rede gehalten.

swissinfo, Gaby Ochsenbein

Fakten

Shirin Ebadi wurde 1947 geboren.
1975 – 79 amtete sie als Richterin in Teheran.
Nach der Revolution wurde sie von den Mullahs ihres Amtes enthoben.
Sie war die erste Richterin in der iranischen Geschichte.
Die Anwältin und Juristin setzt sich für Demokratie und Menschenrechte, insbesondere für Kinderrechte, ein.
1996 erhielt Ebadi den Human Rights Watch Award.
2001 wurde sie mit dem Rafto Prize, dem norwegischen Menschenrechtspreis, ausgezeichnet.
2003 erhielt sie als erste Muslimin den Friedensnobelpreis.
Shirin Ebadi ist verheiratet und Mutter zweier erwachsenen Kinder.

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In Kürze

Die iranische Friedensnobelpreis-Trägerin Shirin Ebadi sprach am 8. März, dem Internationalen Frauentag, vor der Vereinigten Bundesversammlung in Bern - auf Einladung von drei Parlamentarierinnen.

Zuvor hatte sie bereits vor der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) in Genf zum internationalen Tag der Frau gesprochen.

In ihren Reden ging es um weltweite Frauen-Solidarität und um die Gleichberechtigung von Frau und Mann.

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