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Forscher entziffern Malaria-Genome

Kann man auf eine wirksame Malaria-Impfung hoffen? www.msf.es

Das Erbgut des gefährlichsten Malaria-Erregers und der Mücken, welche die tödliche Krankheit übertragen, ist entziffert.

Dieser Inhalt wurde am 02. Oktober 2002 publiziert Minuten

Für Schweizer Forscher ist klar: Es ist ein wichtiger Schritt, um - dereinst - Malaria wirksam bekämpfen zu können.

"Wir haben nun eine Flut von Daten, die als Grundlage für die Entwicklung neuer Medikamente, Diagnosemethoden und Impfungen dienen könnten", sagte Ayoade Oduola vom Forschungsprogramm für Tropenkrankheiten gegenüber swissinfo.

Das von der Weltgesundheits-Organisation (WHO) koordinierte Programm eröffnet neue Horizonte im Kampf gegen die weltweit bedeutsamste Tropenkrankheit.

Hoffnung auf Impfung

Alle dreissig Sekunden stirbt ein Kind an Malaria, vor allem im südlichen Afrika. Als Hilfe gab es bis anhin bloss (teure) Medikamente oder Insektengifte. Die Suche nach Impfstoffen verlief harzig.

Verschiedene Fachleute haben immer wieder kritisiert, dass sich die Pharmafirmen zu wenig in dieser Forschung engagieren, weil der Markt zu wenig lukrativ ist. Erst seit wenigen Jahren existieren Kooperationen zwischen den Firmen und der Fachleuten der WHO.

Nun erhält die Forschung neuen Schub: An der Dekodierung der Genome haben Fachleute in 12 Ländern mitgearbeitet. Die Erkenntnisse werden in den aktuellen Ausgaben der Fachmagazine "Science" und "Nature" publiziert.

Die Genomdaten könnten zur Grundlage für die Entwicklung neuer Medikamente, Insektengifte und Impfungen werden, hoffen die Wissenschafter.

Mücken, die den Erreger nicht mehr weiter tragen

Allerdings warnt Christian Lengeler vom Tropeninstitut in Basel vor allzu hohen Erwartungen, denn das Übertragungssystem des Erregers sei sehr effizient. "Wir können nicht darauf hoffen, die Übertragung stoppen zu können", sagte er gegenüber swissinfo.

"Deshalb brauchen wir Impfstoffe gegen Malaria, die vielleicht dank des Projektes entwickelt werden können. Zudem brauchen wir auch resistente Mücken. Das wird sicher ein Ergebnis sein, dass sich dank der Kenntnisse über das Mücken-Genom realisieren lassen wird."

Gentechnisch verändern

Verschiedene Forscher gehen davon aus, dass sich mit gentechnisch veränderten Mücken die Krankheit bekämpfen liesse.

Gemäss diesem Szenario würden Mücken genetisch so verändert, dass sie (und ihre Nachkommen) gegenüber dem Malaria-Parasiten resistent wären. Würde man diese Mücken dann die Umwelt entlassen, liesse sich die Übertragungsrate hin zum Menschen reduzieren oder gar stoppen.

Erste genetische Veränderungen sind bereits Realität - doch bis zur wirksamen Freisetzung braucht es noch viel Forschung.

"Niemand kann einen Zeithorizont nennen", sagt dazu Christian Lengeler. Man dürfe sicher nicht an weniger als 10 Jahre denken. "Doch in Zukunft wird es sicher solche Anwendungen geben", ist der Experte überzeugt.

"Es ist ein sehr spannender Forschungs-Ansatz, der das Problem an der Wurzel packen würde. Doch davon sind wir noch weit entfernt."

swissinfo, Vincent Landon
(Übertragung aus dem Englischen: Eva Herrmann)

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