Flüchtlinge unter uns
Die Flüchtlinge sind Teil unserer Gesellschaft. Dies ist die Botschaft der Schweizerischen Flüchtlingshilfe mit ihrer Kampagne "gemeinsam!".
Der diesjährige Nationale Flüchtlingstag vom Samstag wird auf dem symbolträchtigen Rütli - der Wiege der Eidgenossenschaft - gefeiert. "Damit wollen wir den Flüchtlingen zeigen, dass sie zu uns gehören", sagt Alberto Achermann, Leiter der Schweizerischen Flüchtlingshilfe (SFH), die den Aktionstag organisiert.
Nur "gemeinsam!", so Achermann gegenüber swissinfo, könne auf eine Schweiz hingearbeitet werden, die offen und tolerant sei. "Es ist wichtig, dass uns hier die Verletzlichkeit dieser Menschen bewusst wird, dass wir wissen, was mit ihnen in den Herkunftsländern passiert ist, zu verstehen, wie sehr sie leiden."
Flucht kennt keine (Landes)grenzen
An einem kürzlichen Treffen von 60 Nichtregierungs-Organisationen (NGO) aus 30 Staaten im spanischen Sevilla haben die Delegierten ihrer Besorgnis Ausdruck gegeben über die xenophoben und rassistischen Tendenzen der letzten Monate in Europa.
Laut SFH-Chef und Asylrechts-Experten Achermann, der in Sevilla dabei war, braucht es dringend eine starke Führung, um die humanitären Werte zu verteidigen. Wichtig sei, dass der Zugang zum Asylwesen in Europa offen bleibe. Die Möglichkeit müsse weiterhin bestehen, dass verfolgte Menschen nach Europa kommen könnten.
Massnahmen gegen Menschenhandel
Achermann fordert deshalb "grosszügige Visums-Erteilung für Verfolgte, Asyl in Botschaften in den Herkunftsländern und Verzicht auf Bestrafung von Fluggesellschaften, die Passagiere ohne gültige Papiere mitnehmen.
Achermann ist überzeugt, dass nur so das Schlepper-Unwesen bekämpft werden könne.
Schengen und Dublin (siehe Links) stünden für das europäische Asylsystem. Und dieses System habe bisher versagt, erklärt Achermann. "Wir stehen in einem Wettbewerb um das restriktivste Asylgesetz. Einzelne Länder wollen möglichst tiefe Standards haben, damit die Flüchtlinge in andere Staaten fliehen."
Die Insel Schweiz
Dass die Schweiz über kurz oder lang dem Schengener-Abkommen beitreten wird, dafür bestehe faktisch ein Zwang, erklärte Alberto Achermann im Gespräch mit swissinfo. Wenn wir nicht mitmachen, riskieren wir, ein 'Reserve-Asylland' zu werden. Flüchtlinge, die in einem andern Land abgelehnt werden, kommen dann zu uns." Und das, so Achermann, wäre das für die Zukunft des Asylsystems Schweiz verheerend.
Umdenken dringend nötig
Der SFH-Chef ist überzeugt, dass Abschreckung kein Mittel gegen Flüchtlinge ist. "Es kommen nicht weniger, aber es sterben unzählige Menschen auf der Flucht - unter unwürdigen Bedingungen."
Gaby Ochsenbein

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Diskutieren Sie mit!