Nein, die Schweiz ist nicht "Einbürgerungs-Weltmeisterin"
Im Gegensatz zur Behauptung von Jean-Luc Addor, Nationalrat der rechtsnationalen Schweizerischen Volkspartei (SVP), ist die Schweiz keine "Einbürgerungs-Weltmeisterin". Die Zahlen zeigen, dass das Land seine Einbürgerungen eher restriktiv vergibt.
"Wenn man die Zahlen verschiedener Länder vergleicht, sind wir bei den Einbürgerungen quasi Weltmeisterin", sagte der Walliser SVP-Nationalrat Jean-Luc Addor kürzlich in einer TV-Debatte in der Sendung "Infrarouge" des Westschweizer Fernsehens RTS. Es ging dabei um die erleichterte Einbürgerung für Ausländerinnen und Ausländer der dritten Generation. Über das Thema wird in der Schweiz am 12. Februar abgestimmt.
Doch die Behauptung des SVP-Vertreters ist falsch. Die Einbürgerungs-Quote, also die Anzahl der Einbürgerungen verglichen mit der Anzahl der permanent in der Schweiz lebenden Ausländerinnen und Ausländer (Ausweise B und C), liegt sogar unter dem europäischen Schnitt.
Den ersten Platz unter den europäischen Ländern nahm 2014 Schweden ein, mit 6,3% Eingebürgerten unter der ausländischen Bevölkerung. Danach folgten Ungarn und Portugal.
Die Schweiz, weit hinten im Klassement, hatte lediglich eine Einbürgerungs-Quote von 1,7%. Zu bemerken ist, dass diese 2015 auf 2,1% anstieg, aber die europäischen Vergleichszahlen noch nicht publiziert wurden.
Auch wenn man die Anzahl der Einbürgerungen mit der Gesamtbevölkerungszahl des Landes vergleicht, kann die Schweiz nicht als "Weltmeisterin" bezeichnet werden. Allerdings liegt das Land in diesem Vergleich weiter oben im europäischen Klassement.
Dieses wird angeführt von Luxemburg, Irland und Schweden, die 2014 zwischen 583 und 451 Einbürgerungen pro 100'000 Einwohnerinnen und Einwohner vorgenommen haben. Die Schweiz, platziert zwischen Spanien und Norwegen, verzeichnete 403 Einbürgerungen pro 100'000 Personen.
394'817 Einbürgerungen in 10 Jahren
Um seine Behauptung zu untermauern, lieferte Addor in der TV-Debatte die Zahl von "400'000 Einbürgerungen in zehn Jahren". Diese Zahl immerhin ist laut Angaben des Bundesamts für Statistik (BFS) korrekt: Zwischen 2006 und 2015 bürgerte die Schweiz 394'817 Personen ein, also knapp weniger, als der SVP-Nationalrat behauptet hatte.

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