Expo-Skeptiker auf Rückzug?
Die Geburt der Expo.02 war eine schwierige Sache. Doch nun scheinen die trüben Tage verflogen. Geben die Skeptiker auf?
Expo-02-Direktorin Nelly Wenger zog am Dienstag vor den Medien eine erste, positive Bilanz. Ihr bisheriger Eindruck sei, dass die Besucher und Besucherinnen Gefallen daran finden, wie die Schweiz präsentiert wird. "Sie mögen die Vielfalt und die Tatsache, dass die Schweiz nicht wie bei früheren Landesausstellungen glorifiziert wird."
Einen Monat nach der Eröffnung sieht es gut aus bezüglich Eintrittszahlen und bezüglich Reaktionen und Zufriedenheit. Expo-Informationschef Toni Burgener meint gegenüber swissinfo: "Der Zweck der Expo bestand ja auch darin, eine Debatte über die Schweiz auszulösen. Dies wurde erreicht."
Mehr Besucher als erwartet
Gemäss Burgener haben bisher rund 1,3 Mio. Menschen die Expo besucht, viel mehr als ursprünglich erwartet wurden. "Wir sind sehr zufrieden", meint Burgener zu swissinfo. "Wir haben die Besucher auch befragt. Über 90% sind sehr glücklich mit dem, was sie an der Expo zu sehen bekommen, und was sie hier erleben."
Eine der grössten Überraschungen war laut Burgener die positive Reaktion auf das Fehlen von traditionellen Bildern. Die Besucher sind offenbar nicht auf Klischees aus: "Ihnen spielt es keine Rolle, ob nun Schweizer Flaggen auf den Arteplages flattern oder nicht."
Haben die Skeptiker nun ausgedient?
Einer der gegenüber der Schweiz kritisch eingestellten Persönlichkeiten, der lange auch die Landesausstellung eher skeptisch beäugte, dies nun aber anders sieht, ist der Schriftsteller Adolf Muschg. Schon im letzten November meinte er wohlwollend: "Wenn wir erleben, wie historisch die Nation geworden ist und wie nötig uns immer noch Solidarität und Gemeinsamkeit sind, und wenn wir es uns leisten können, uns zu öffnen, dann hat die Expo schon sehr viel getan." (swissinfo, 04.11.2001).
Auch der Populist Christoph Blocher befand sich immer ganz vorne bei den Expo-Kritikern. Heute nuanciert der Vertreter der Schweizerischen Volkspartei (SVP): Kürzlich wurde er lachend auf der Expo.02 gesehen, in den Socken, auf einer Rutschbahn. Er soll gar zugegeben haben, dass es "amüsant" sei.
Abgeschwächte Skepsis auch in der Westschweiz
Der welsche Publizist Jacques Pilet, auch er ein Expo-Skeptiker der ersten Tage, revidiert sein Urteil: "Die Expo.02 präsentiert tausend neue Aspekte. Dieses Vergnügen werde ich mir jetzt sicher nicht selbst vergällen... ." Doch er bedauert, dass gewisse grosse Themen ausgespart bleiben. Alles sei aufs Individuum ausgerichtet, wendet Pilet ein. "Aber das hat nichts mit der Expo zu tun, sondern mit der Gesellschaft."
Grosses Echo im Ausland: Die Zahlen
Silvia De Vito von "Schweiz Tourismus" beziffert die Anzahl der grösseren Artikel über die Expo im internationalen Pressewesen auf 45. Besonders die angelsächsische Presse zeigt sich interessiert: Allein 16 englische und irische Journalisten hätten die Dreiseen-Region in letzter Zeit bereist. In der französischen Presse erschienen 12, in der deutschen 15 grössere Beiträge. In Übersee gab es eine ganze Seite in der "New York Times". Auch "The Nation" in Thailand beschrieb die Landesausstellung ausgiebig.
swissinfo

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