Euro 2008: In den Stadien darf geraucht werden
Im europäischen Spitzenfussball besteht seit längerem ein klarer Trend zu rauchfreien Tribünenzonen oder gar Stadien. An der Euro 2008 werden dagegen andere Zeichen gesetzt.
In den acht EM-Stadien dürfen die Zuschauer nach Herzenslust qualmen. Die UEFA hätte ein Rauchverbot verfügen können, verzichtete aber darauf.
Ob in Zürich, Basel, Bern oder Genf, ob in Wien, Salzburg, Klagenfurt oder Innsbruck - Einschränkungen für Raucher gibt es in den Stadien nicht, wie Pascale Vögeli, Sprecherin der Euro 2008 SA, ausführt.
Die gesetzlichen Vorschriften in der Schweiz und Österreich liessen es zu, dass in den Fussballstadien geraucht werden dürfe.
Der europäische Fussball-Verband UEFA schwimmt mit dieser Lösung gegen den Strom. Die Organisatorin hätte als Gastgeberin zwar während des Turniers ein Rauchverbot verfügen können, verzichtete aber darauf.
Die UEFA erlaube, was sonst in den acht EM-Stadien auch erlaubt sei, sagte Vögeli. Wie dies bei künftigen Europameisterschaften aussehe, sei offen.
Hingegen würden diesen Sommer keine Raucherwaren im Stadion verkauft. Auch gebe man während der EM-Partien Empfehlungen ab, nicht zu rauchen.
Ausweitung des Verbots in Diskussion
Die Zukunft sieht jedoch anders aus: In Grossbritannien ist bereits jedes Stadion rauchfrei. Wer im Mutterland des Fussballs beim Qualmen auf der Tribüne erwischt wird, muss eine Busse zahlen. Wiederholungstäter werden des Stadions verwiesen.
Auch im Giuseppe-Meazza-Stadion, wo die AC Mailand und Inter Mailand ihre Heimspiele austragen, darf seit einiger Zeit nicht mehr geraucht werden. Wer sich nicht daran hält, wird ebenfalls gebüsst.
In den Bundesliga-Stadien werden ebenfalls immer mehr rauchfreie Zonen eingerichtet. Uneingeschränkt gequalmt werden darf nur noch in München, Stuttgart, Bremen und Cottbus.
In anderen Stadien dagegen gibt es immer mehr Nichtraucherblöcke, und eine Ausweitung des Verbots wird eifrig diskutiert.
Bei Borussia Dortmund etwa, dem Klub des Schweizer Stürmers Alex Frei, gilt seit einiger Zeit ein Rauchverbot auf der so genannten Familientribüne. Auch in Schalke, in Hamburg oder im Berliner Olympiastadion muss in bestimmten Blöcken die Zigarettenschachtel in der Jackentasche bleiben.
1994 erste rauchfreie Fussball-WM
Der Weltfussball-Verband FIFA schlägt denselben Kurs ein: Erstmals galt 1994 in den USA ein Rauchverbot an einer WM. Die Weltmeisterschaft 2002 in Japan und Südkorea erklärte die FIFA gleich selber für rauchfrei.
Vier Jahre später allerdings wurde in den deutschen Stadien während der WM lediglich vor den Gefahren des Rauchens gewarnt. Rauchverbote aber gab es 2006 nicht.
Leiden müssen deshalb an der EM einzig die Trainer und Betreuer, die nicht vom Glimmstängel lassen können. Im Gegensatz zur Tribüne herrscht nämlich auf der Spielerbank ein striktes Rauchverbot.
Kann Köbi Kuhn zur Zigarre greifen?
Dass qualmende Trainer sich im Gegensatz zu den Matchbesucherinnen und -besuchern am Riemen reissen müssen, begründet Vögeli mit der Vorbildwirkung der Übungsleiter.
Ein rauchender Coach am Spielfeldrand sei nicht das Bild von Fussball, das während der Euro 2008 vermittelt werden solle.
Der deutsche Nationaltrainer Jogi Löw dürfte also genügend motiviert sein, um während den Spielen die Finger von den Glimmstängeln zu lassen. Der deutsche Nationaltrainer versucht nämlich seit kurzem wieder einmal, das Rauchen aufzugeben.
Köbi Kuhn dagegen kann das alles kalt lassen: Der Nati-Coach ist nicht tabakabhängig. Höchstens nach grossen Siegen rauche er mal eine Zigarre, sagte er zu Beginn seiner Amtszeit.
Ihm dürfen die Schweizer Fans also von Herzen wünschen, dass er sich öfters einen Ort suchen muss, wo er in Ruhe qualmen kann.
swissinfo und Gerhard Tubandt, SDA
Lungenliga kritisiert UEFA
Für Robert Zuber von der Lungenliga Zürich ist der UEFA-Entscheid, das Rauchen in den EM-Stadien zu erlauben, eine "unverständliche Konzession an die Raucher".
Laut dem Zürcher "Tages-Anzeiger" ist Zuber überzeugt, dass ein Verbot gerade bei internationalen Spielen auf Akzeptanz gestossen wäre, weil das Rauchen in den Stadien anderer Länder bereits verboten ist.
Dies ist zum Beispiel der Fall in England oder auch im Giuseppe-Meazza-Stadion (San Siro), dem Heimatstadion der AC Milan und von Inter Mailand.
Euro 2008
Die Schweiz und Österreich sind als Ko-Organisatoren des Fussball-Ereignisses vom 7. bis zum 29. Juni 2008 automatisch qualifiziert.
Die 31 Spiele werden in 4 Schweizer Städten ausgetragen (Basel, Bern, Genf, Zürich) und in 4 österreichischen (Innsbruck, Klagenfurt, Salzburg und Wien).
Das Finalspiel findet am 29. Juni in Wien statt. Die Schweiz spielt ihre Qualifikationsmatches in Basel.
Die Kosten für die Schweiz werden auf 182,1 Mio. Franken geschätzt. Der Beitrag des Bundes beläuft sich auf 82,78 Mio. Franken.

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