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Erste Group tiefrot - Hohe Abschreibungen wegen Finanzturbulenzen (AF)

Dieser Inhalt wurde am 10. Oktober 2011 - 14:04 publiziert

WIEN (awp international) - Die Staatsschuldenkrise in Europa reisst den österreichischen Bankkonzern Erste Group tief in die roten Zahlen. Das stark in Osteuropa vertretene Institut rechnet wegen milliardenschwerer Abschreibungen nun im Gesamtjahr mit einem Verlust von 700 bis 800 Millionen Euro, wie es am Montag mitteilte. Den Aktionären streicht die Erste Group die Dividende, die geplante Rückzahlung der nach der Finanzkrise 2008 erhaltenen Staatshilfen wird um mindestens ein Jahr verschoben.
Im dritten Quartal 2011 machte das Unternehmen einen Verlust von 1,5 Milliarden Euro, nachdem das erste Halbjahr noch einen Gewinn von fast 500 Millionen Euro gebracht hatte. Alleine in Ungarn liefen nun Belastungen von 762 Millionen Euro auf, in Rumänien weitere 627 Millionen. Hinzu kamen Abschreibungen auf Staatsanleihen in den Krisenländern der Euro-Zone, Wertberichtigungen bei Absicherungsgeschäften und bei weiteren ausgegebenen Krediten. An der Börse brach der Aktienkurs zwischenzeitlich um rund 18 Prozent ein.
'WARM ANZIEHEN IST TEUER'
Mit diesen "harten Schnitten" bereite sich die Bank darauf vor, dass sich die Staatsschuldenkrise noch weiter ausbreitet und die Realwirtschaft mit sich zieht. "Wir ziehen uns warm an. Und warm anziehen ist teuer", sagte Vorstandschef Andreas Treichl am Montag bei einer Pressekonferenz in Wien. Die Hoffnungen, dass die Politik in Europa bei der Lösung der Schuldenkrise bald zu klaren Richtungsentscheidungen kommt, hätten sich zerstreut. Treichl erwartet nach eigenen Angaben für Griechenland einen Schuldenschnitt von rund 50 Prozent.
Auf neue Staatshilfen - von Österreich oder aus dem Euro-Rettungsschirm - will die Bank möglichst verzichten. "Wir haben jetzt die Rückzahlung des staatlichen Partizipationskapitals verschoben. Mehr wollen wir ganz hundertprozentig nicht aufnehmen. Da müsste man uns hinprügeln", sagte Treichl. Er betonte, dass sein Institut in diesem Jahr zumindest die Zinsen auf die 1,2 Milliarden Euro Staatshilfe zahlen werde.
ABSCHREIBUNGEN WEGEN 'WILLKÜR' IN UNGARN
Den Wert ihrer ungarischen Tochter schrieb die Erste Group von 312 Millionen Euro auf Null ab. Zusätzlich legte sie 450 Millionen Euro vor Steuern als Risikovorsorge zurück. Als Grund dafür führte das Management "massive staatliche Interventionen im ungarischen Bankensektor" an. Gemeint ist damit das im September verabschiedete Fremdwährungsgesetz, mit dem Ungarn auf den starken Schweizer Franken reagiert, mit dem zahlreiche Kredite im Land ausgegeben sind.
Wegen der Aufwertung des Frankens haben viele Ungarn Probleme bei der Rückzahlung. Das neue Gesetz zwingt die Banken nun dazu, bei vorzeitiger Tilgung von Fremdwährungskrediten einen laut Erste Group um 25 Prozent günstigeren Wechselkurs zu gewähren. Das belastet die Institute schwer.
RISIKO IN SCHULDENSTAATEN ABGEBAUT
Die Erste Group sprach in der Mitteilung von "politischer Willkür", gegen die das Unternehmen "alle zur Verfügung stehenden rechtlichen Mittel" einsetzen wolle. Trotzdem müssten bilanzielle Vorkehrungen getroffen werden. Probleme gibt es auch in Rumänien. Grund für die immensen Abschreibungen sei die überraschend schwache wirtschaftliche Entwicklung.
Ihr Risiko in den Schuldenstaaten der Eurozone, Griechenland, Portugal, Spanien, Irland und Italien baute die Erste Group nach eigenen Angaben in den vergangenen neun Monaten von 1,9 Milliarden auf 0,6 Milliarden Euro ab. 95 Prozent des Risikos seien nun zu Marktpreisen bewertet. Zudem hat das Institut noch 2 Milliarden Euro bei Banken in diesen Ländern sowie 0,9 Milliarden bei Privatunternehmen im Feuer.
WERT DER CDS GESENKT
Darüber hinaus passte die Erste Group den Wert der von ihr verkauften Absicherungen auf Kredite anderer Institute in diesen Ländern, die sogenannten Credit Default Swaps (CDS), auf das Marktniveau an. Dies werde das Eigenkapital in diesem Jahr mit 280 Millionen Euro belasten und das Nettoergebnis nach drei Quartalen um 180 Millionen Euro nach unten ziehen. Mit CDS können Kreditgeber ihre Forderungen absichern, wie sie etwa aus dem Kauf von Anleihen entstehen. Wird ein Kredit oder eine Anleihe nicht zurückgezahlt, müssen diese Versicherungen einspringen. Angesichts der sich verschärfenden Schuldenkrise ist dies zuletzt wahrscheinlicher geworden./enl/rf/dct/tw

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