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Der Besuch von Papst Franziskus in Genf auf einen Blick

Papst Franziskus winkt am 2. Juni 2018 einer Menschenmenge im Vatikan zu. Keystone

Der Papst kommt am Donnerstag nach Genf. Einige Fragen und Antworten zum eintägigen Schweiz-Besuch des Oberhaupts der Römisch-Katholischen Kirche.

Dieser Inhalt wurde am 20. Juni 2018 publiziert

Was macht Papst Franziskus in Genf?

Der Papst reist am 21. Juni in die Schweizer Stadt, um unter anderem den Feiern zum 70. Gründungstag des Ökumenischen Rats der KirchenExterner Link (ÖRK; auch Weltkirchenrat) beizuwohnen. Seine Ankunft am Flughafen wird für 10:10 Uhr erwartetExterner Link, wo er von einer Delegation der Schweizer RegierungExterner Link empfangen wird, darunter Bundespräsident Alain Berset, Bundesrätin Doris Leuthard und Bundesrat Ignazio Cassis.

Nach offiziellen Gesprächen mit den Schweizer Führungskräften fährt der Papst für ein ökumenisches Gebet mit Vertretern der lokalen Kirchen ins Hauptquartier des ÖRK. Nach einem Mittagessen im Ökumenischen Institut im Schloss BosseyExterner Link im Nachbarkanton Waadt kehrt der Papst zu Gesprächen am Sitz des ÖRK zurück.

Warum besucht der Papst den ÖRK? Zumal die Römisch-Katholische Kirche nicht Mitglied dieser Organisation ist, die ihren Sitz in Genf hat.

Der 1948 gegründete Ökumenische Rat der Kirchen bringt unter seinem Dach kirchliche Gemeinschaften aus aller Welt zusammen: Die Mehrheit der orthodoxen Kirchen, viele anglikanische, baptistische, lutherische, methodistische und reformierte Kirchen sowie viele vereinigte und unabhängige Kirchen, nicht aber die katholische Kirche, mit der ihn eine komplizierte Beziehung verbindet.

Der Besuch des Papstes steht unter dem Motto "Ökumenischer Pilgerweg – Gemeinsam unterwegs sein, beten und arbeiten" und ist das Resultat fünfjähriger Bemühungen von offiziellen ÖRK-Vertretern, die versucht haben, Franziskus seit seiner Wahl zum Papst 2013 zu einem Besuch in Genf zu bewegen.

Obschon die Römisch-Katholische Kirche kein ÖRK-Mitglied ist, nehmen etwa 50 Beobachter aus dem VatikanExterner Link an Sitzungen von ÖRK-Ausschüssen teil, die sich mit Fragen wie Friedensförderung, religiöse Lehre und Bildung befassen. Der Besuch des Papstes wird daher als höchst bedeutsamer Arbeitsbesuch betrachtet und als Versuch, die christliche Einheit zu stärken.

Der Aufenthalt in Genf wird der zweite Europa-Besuch von Papst Franziskus mit einem klar ökumenischen Akzent sein, nach seinem Besuch in Lund (Schweden) im Oktober 2016 im Zusammenhang mit Feiern zum 500-Jahr-Jubiläum der protestantischen ReformationExterner Link an der Seite von Führungskräften des Lutherischen WeltbundesExterner Link.

Wird der Papst eine Messe halten?

Ja. Der Papst wird gemäss Programm um 17:30 im Palexpo-ZentrumExterner Link in der Nähe des Flughafens eine Messe halten. Wer keines der 41'000 heiss begehrten Tickets ergattern konnte, kann die Messe am Bildschirm verfolgen: Sie wird live vom öffentlich-rechtlichen Schweizer Fernsehen SRF/RTS/RSI übertragen.

Die Kosten für die Messe wurden mit 2 Millionen Franken budgetiert, die Hälfte davon für Sicherheitsmassnahmen. Katholiken in der Schweiz wurden aufgerufen, sich an der Deckung der Kosten zu beteiligen.

Die Genfer Polizei empfiehlt, den Flughafen Genf und dessen Umgebung an jenem Tag möglichst zu meidenExterner Link, weil sie mit Tausenden von Menschen rechnet, die versuchen dürften, einen Blick auf den Papst zu werfen. Sein Abflug nach Rom ist für 20 Uhr geplant.

Wann fand der letzte Besuch eines Papsts in der Schweiz statt?

Die jüngste Visite fand 2004 statt, als Papst Johannes Paul II. ein Jahr vor seinem Tod Bern und Genf besuchte und insgesamt sechs Tage in der Schweiz weilte. Gegen 70'000 Menschen hatten der Messe in Bern beigewohnt.

Zuvor hatte Johannes Paul II. die Schweiz 1984 während fünf Tagen besucht, und zwei Jahre früher hatte er verschiedene internationale Organisationen in Genf besucht, darunter den ÖRK. Die erste Papst-Visite in der Schweiz hatte 1969 stattgefunden, als Papst Paul VI. die Vereinten Nationen in GenfExterner Link besuchte.

Gibt es in der Schweiz viele Römisch-Katholiken?

Die Mehrheit der Schweizer Bevölkerung ist christlich, aber das Christentum in der Schweiz ist auf dem Rückzug, und der Anteil der Menschen ohne Religionszugehörigkeit nimmt zu.

Die Katholiken sind nach Angaben des Bundesamts für Statistik die grösste Glaubensgruppe – mit 37% der ständigen Wohnbevölkerung im Jahr 2016 im Vergleich zu 47% im Jahr 1970.

Mehr als ein Viertel der Schweizer Katholiken besuchen zwischen sechs bis zwölf Mal pro Jahr einen Gottesdienst. Eine Umfrage im Auftrag der Schweizerischen Bischofskonferenz über Ehe- und Familienfragen, die 2014 veröffentlicht wurde, zeigte liberale, pragmatische Einstellungen zu Sex und Heirat.

Der Anteil der Protestanten in der Schweizer Bevölkerung ist seit 1970 von 49% auf nur noch 25% im Jahr 2015 stark gesunken. Genf, die Stadt von Jean Calvin, wird manchmal als das protestantische Rom bezeichnet. Doch die Zeiten haben sich geändert: 2016 gaben rund 35% der Stadtbevölkerung an, sie seien katholisch, 24% bezeichneten sich als protestantisch.

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Wird der Papst in Genf durch Schweizer Gardisten geschützt?

Die Sicherheitsvorkehrungen in Genf werden sehr strikt sein, die Verantwortung liegt bei den Schweizer Sicherheitskräften und Vertretern des Gendarmerie-Korps des Vatikanstaats in ZivilExterner Link.

Fans der Päpstlichen SchweizergardeExterner Link werden dennoch nicht enttäuscht sein. Ehemalige Gardisten, in den traditionellen blau-rot-gelb gestreiften Renaissance-Uniformen, und unter Umständen auch ausgestattet mit den neuen PVC-Helmen, die aus einem 3D-Drucker kommenExterner Link, werden für die zeremoniellen Momente präsent sein.

In Rom hat die Schweizergarde die Aufgabe, den Papst und dessen offiziellen Palast in Vatikanstaat zu beschützen. Das Elite-Korps wacht seit 1506 über den Vatikan, als Schweizer Söldner auf Anfrage des damaligen Papstes Julius II. in Rom eintrafen. Die Mitglieder des 135 Mann starken Korps' sind alles Schweizer Männer (im Alter zwischen 19 und 30 Jahren); sie müssen Römisch-Katholisch, beim Eintritt in die Garde ledig sein und sich zudem für mindestens zwei Jahre Dienst verpflichten.

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