ElringKlinger verdient wegen Zukäufen weniger - Börse straft ab (AF)
DETTINGEN/ERMS (awp international) - Die Einkaufstour des Autozulieferers ElringKlinger hat Spuren in der Bilanz hinterlassen. Wegen der wenig profitablen übernommenen Unternehmen musste der erfolgsverwöhnte Unternehmenschef Stefan Wolf am Dienstag für das zweite Quartal einen Gewinnrückgang melden. Aufgrund der anhaltend hohen Autonachfrage schwollen die Erlöse aber im Zeitraum zwischen April und Juni weiter an. Auch der Auftragseingang entwickelte sich erneut positiv. Wolf rechnet deshalb nun für das Gesamtjahr mit einem stärkeren Umsatzwachstum als bislang.
An der Börse wurde der Spezialist für Dichtungen, Abschirmteile und Hitzeschilde heftig abgestraft. Die Papiere verbilligten sich in der Spitze um mehr als sieben Prozent und notierten abgeschlagen am Ende des Vergleichsindex MDax . Durch die Zukäufe wie etwa dem Fachdichtungsgeschäft der Freudenberg-Gruppe und dem schweizerischen Abgasspezialisten Hug entstünden erst einmal Kosten, genauso wie durch den Aufbau des neuen Geschäftsfeldes Elektromobilität, räumte Wolf während einer Telefonkonferenz ein. Diese Investitionen seien aber unverzichtbar, um das Unternehmen langfristig für die Zukunft fit zu machen.
KOSTEN STEIGEN
Als weitere belastende Faktoren führte Wolf hohe Rohstoffkosten bei Aluminium, Stahl und Gummi an, die ElringKlinger nicht so ohne weiteres an die Kunden weiterreichen könne. Auch schlugen wegen des starken Schweizer Franken negative Währungseffekte von 3,8 Millionen Euro zubuche. Zudem habe der Auftragsboom nicht nur positive Auswirkungen: Die hohe Auslastung der Produktion mit Sonderschichten bringe auch höhere Kosten mit sich. Strukturell habe sich aber nichts am eingeschlagenen Kurs geändert, versicherte Wolf.
Der Manager zeigte sich zuversichtlich, die Aufgaben bis zum Jahresende zu bewältigen. "Wir sind davon überzeugt, dass wir die zugekauften Unternehmen auf unsere gewohntes Rendite-Niveau bringen können, sonst hätten wir sie nicht gekauft", sagte Wolf. Dazu sollen vor allem die Produktionsprozesse verbessert und Kosten, auch durch Standortverlagerungen, gesenkt werden. Umgekehrt verspricht sich Wolf im Zuge der Konsolidierung neue Aufträge und bessere Preise. Der Vorstandschef hielt daran fest, ElringKlinger werde im nächsten Jahr wieder zu einer EBIT-Marge wie vor der Krise von 16 bis 18 Prozent zurückkehren.
ERLÖS STEIGT, GEWINN SINKT
Im abgelaufenen Quartal legten die Erlöse im Vergleich zur Vorjahresperiode um mehr als ein Viertel auf 254,4 Millionen Euro zu. Der Auftragseingang stieg um gut 22 Prozent auf 298 Millionen Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) blieb unter anderem wegen der Wechselkurseffekte mit 29,6 Millionen Euro unter dem Vorjahreswert. Zudem belasteten beide zugekauften Unternehmen das Ergebnis. Auf die Anteilseigner der im MDax notierten Gesellschaft entfiel ein Gewinn von 18,8 Millionen Euro, 8,7 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.
Für das Gesamtjahr 2011 stellt Wolf nun inklusive der neu erworbenen Geschäfte von Freudenberg und Hug einen Umsatz von 970 Millionen bis 985 Millionen Euro in Aussicht. Das EBIT soll unverändert um 15 bis 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahreswert von knapp 107 Millionen Euro wachsen. Den vollständigen Quartalsbericht will das in Dettingen/Erms ansässige Unternehmen am 4. August vorlegen.
ElringKlinger beschäftigte Ende Juni 5.601 Mitarbeiter, 2.514 davon in Deutschland. Der Mitarbeiteranstieg von mehr als einem Viertel im Vergleich zum Vorjahr entfiel zum grossen Teil auf Zeitarbeiter, die wegen der guten Auftragslage wohl mindestens bis zum Jahresende an Bord bleiben werden, sagte Wolf./dct/stb/tw