Einige Neuerungen und viel Frauenpower
In Locarno beginnt am Donnerstag (02.08.) das 54. Internationale Filmfestival, eine der wichtigsten kulturellen Veranstaltungen der Schweiz. Zum ersten Mal findet das Festival unter der Leitung von Marco Solari und Irene Bignardi statt. Zudem steht das Festival dieses Jahr ganz im Zeichen der Frauen.
Locarno ist mit seinen 54 Jahren eine Institution. Mit einem neuen Leitungsteam verspricht dieses Jahr jedoch einiges anders zu werden. Mit dem Tessiner Marco Solari hat das Festival einen neuen Präsidenten und mit der Römerin Irene Bignardi eine neue Direktorin. Die Leitung der verschiedenen Programm-Sektionen besteht ausschliesslich aus Frauen. Sieben der neun Jurymitglieder sind Frauen, sieben von 19 Wettbewerbs-Filmen stammen von Frauen, und die Frauenpower ist auch auf dem neuen Festivalplakat zu sehen, das ein Frauenbein in einem leopardenen Stöckelschuh auf dem Pflaster der Piazza Grande zeigt.
"Locarno-Stil"
Aber auch die neue Direktorin wird vor allem an ihrem Filmprogramm gemessen werden. Eines lässt sich nach ihren verschiedenen öffentlichen Auftritten jedoch schon mit Sicherheit sagen: Mit der 57-jährigen Italienerin ist der Charme, die Offenheit und die Transparenz ans Festival zurückgekehrt. Obschon sie nur sieben Monate Zeit für die Vorbereitung ihres ersten Festivals hatte, ist ihr Programm ebenso umfangreich wie das ihres Vorgängers Marco Müller. Bignardi hat die Programm-Strukturen im Wesentlichen beibehalten. "Der 'Locarno-Stil' hat sich bewährt, wieso sollte ich ihn ändern", sagt sie.
Generell liegt der Schwerpunkt der Programmation auf neuem, innovativem und postmodernem Kino. Das Wettbewerbs-Programm ist Reglements-gemäss dem jungen und neuen Weltkino vorbehalten.
Neben grossen Mainstreamfilmen wie etwa "Final Fantasy - The Spirits Within", Tim Burtons "Planet of the Apes", die beide als europäische Premiere gezeigt werden, oder "The Cat's Meow" von Peter Bogdanovich als Weltpremiere ist mit "Lagaan" von Ashutosh Gowariker erstmals eine veritable Grossproduktion aus Bollywood, dem indischen Hollywood, zu sehen.
Mit je drei Produktionen aus Frankreich und Italien, je zwei aus Deutschland, der Schweiz und den USA, sowie je einem Film aus Grossbritannien, Brasilien, Senegal, Indien, Iran, Korea und Hong Kong ist ausser Australien jeder Kontinent im Wettbewerb vertreten - wenn auch lange nicht jede Kultur. Aus dem arabischen Raum beispielsweise ist kein Film zu sehen. Neun Wettbewerbsbeiträge sind Erstlingsfilme.
Die Wettbewerbsjury ist mit den Schauspielerinnen Kerry Fox, Debra Winger und Laura Morante prominent besetzt. Die Schweiz nimmt mit der Basler Schriftstellerin Zoë Jenny in der Jury Einsitz.
250 Filme
Während den elf Festivaltagen sind in den verschiedenen Kinos der Stadt sowie auf der beliebten Piazza Grande kurze, mittellange und lange Produktionen aus aller Welt programmiert - insgesamt rund 100 lange Kinofilme sowie über 150 kürzere und kurze Filme.
Neben dem Internationalen Wettbewerb und einem eigenen Wettbewerb für Videoproduktionen bietet das Festival mit dem Piazza-Programm, der umfangreichen Sektion "Cinéastes du présent", der Kurzfilmsektion "Pardi di domani", der "Kritikerwoche" und den "Appellations suisse" zudem die Retrospektive über das Filmschaffen asiatischer Regisseure und Schauspieler in den USA.
swissinfo und Agenturen

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