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Ein Zentrum für Paul Klee

ZPK/Gianni Berengo Giardin

65 Jahre nach dem Tod des Künstlers haben ihm Stadt und Kanton am Ostrand von Bern ein monumentales Denkmal gesetzt, das Zentrum Paul Klee.

Dieser Inhalt wurde am 21. April 2005 publiziert

Es ist nicht einfach ein Museum, sondern ein "Kompetenzzentrum für die Erforschung und Vermittlung von Leben und Werk Paul Klees".

Das Zentrum vereinigt die Bestände der Paul-Klee-Stiftung, die bisher im Kunstmuseum Bern beheimatet waren, die Familiensammlung von Paul Klees Sohn Felix und Werke aus privatem Besitz unter einem Dach.

Mit über 4000 von rund 10'000 Klee-Werken insgesamt ist hier "die weltweit grösste monographische Sammlung von internationaler Bedeutung" zu bestaunen.

Vor seiner Eröffnung im Juni 2005 hatte das Zentrum Paul Klee und seine Protagonisten jedoch einige politische, finanzielle und kulturelle Turbulenzen zu überwinden.

Auf der Suche nach dem Standort

Am Anfang der wechselvollen Geschichte standen Livia und Alexander Klee, die Erben von Paul Klees Sohn Felix. 1990, kurz nach dem Tod von Felix, stellten sie Bern ihre geerbten Klee-Werke in Aussicht. Im Gegenzug forderten sie, dass in der Stadt bis spätestens 2006 ein monographisches Museum für Paul Klee erbaut werde.

Nach sieben Jahren zähen Verhandelns wurde dieses Angebot von der Klee-Familie mit einem Schenkungsvertrag und von der öffentlichen Hand mit einer Absichtserklärung, ein Klee-Museum zu bauen, besiegelt.

Als Sitz für das neue Museum sah Bern zunächst das frühere Progymnasium vor, wo Paul Klee zur Schule gegangen war. Diskutiert wurde auch ein Neubau. Bei beiden Standorten stand die örtliche Nähe zum Kunstmuseum Bern im Vordergrund. Damit wollte die Trägerschaft den inhaltlichen Bezug der beiden Häuser aufrecht erhalten.

Ein Geschenk mit Auflagen

Im Juli 1998 wurde die bisherige Planungsarbeit mit einem Schlag über den Haufen geworfen: Der Berner Orthopäde Maurice E. Müller und seine Frau Martha schenkten der öffentlichen Hand für das geplante Museum 40 Mio. Franken und ein Grundstück am östlichen Stadtrand im Wert von 10 Mio. Franken.

Mit ihrem Angebot verknüpften sie eine Reihe von Bedingungen. Zum einen sollte das Museum auf dem offerierten Grundstück am Ostrand der Stadt Bern, direkt neben dem Wohnsitz des Ehepaars Müller und in der Nähe der letzten Ruhestätte von Paul Klee zu stehen kommen. Zum anderen wollten Müllers den Architekten ohne internationalen Wettbewerb selbst bestimmen.

Mit dem unerwarteten Angebot standen Stadt und Kanton nach fünf Jahren Planungsarbeit vor einer völlig neuen politischen Situation. Das angebotene Terrain liegt am Ostrand der Stadt, im Schöngrün.

Käme das Klee-Museum dorthin zu stehen, wäre eine enge Anknüpfung an das Kunstmuseum nicht mehr möglich. Dieses würde damit von seiner wichtigsten Attraktion und Einnahmequelle, der Klee-Sammlung, getrennt. Das löste in der Bundesstadt heftige Kontroversen aus.

Weil ihre Finanzen knapp waren, nahmen Stadt und Kanton Bern das Angebot und die damit verbundenen Auflagen trotzdem an. Zur Realisierung des Projekts wurde die Maurice-und-Martha-Müller-Stiftung gegründet, der neben den Familien Klee und Müller auch der Kanton, die Stadt und das Kunstmuseum angehören sowie die Burgergemeinde Bern.

Ein Stararchitekt ohne Wettbewerb

Im Dezember 1998 wurde der italienische Stararchitekt Renzo Piano direkt mit der Projektierung des Klee-Zentrums betraut. Obwohl der Erbauer des Centre Pompidou in Paris und der Fondation Beyeler bei Basel als Meister seines Fachs gilt, löste die Umgehung eines Architektur-Wettbewerbs erneut Konsternation aus.

Bereits ein Jahr später präsentierte Piano sein Projekt für den geplanten Neubau: Drei sich wellenförmig folgende künstliche Hügel, die sich am Rand der Autobahn gegen die Stadt Bern öffnen. Kernstück dieser "Landschaftsskulptur" sollte die Verbindung zwischen Kunst, Forschung und Vermittlung bilden.

Hinter dieses Projekt stellten sich Ende 2000 die Parlamente von Stadt und Kanton mit nur insgesamt 7 Gegenstimmen. Im folgenden Jahr sprach sich auch das Berner Stimmvolk mit einer deutlichen Mehrheit von 78 Prozent für das Bauvorhaben aus. Damit war der planerische und finanzielle Boden für das Klee-Zentrum gelegt.

Eine Eröffnung für das Publikum

18 Monate vor der Eröffnung feierte das Klee-Zentrum die Aufrichte der drei Piano-Hügel. Der erste Hügel war im November 2004 bereit für den Einzug der Zentrums-Verwaltung. Kurz darauf zügelte auch die ehemalige Paul-Klee-Stiftung aus ihren Räumen im Kunstmuseum in das neue Zentrum.

Seine aussergewöhnliche Entstehungsgeschichte schloss das Zentrum Paul Klee schliesslich mit einer ebenso aussergewöhnlichen Eröffnungsfeier: Am 20. Juni 2005 öffnete es seine Tore punkt 9 Uhr für das Publikum und erst einen Tag später feierte es seine offizielle Eröffnung.

swissinfo, Nicole Aeby

In Kürze

Livia Klee schenkte dem Zentrum Paul Klee 43 Gemälde, 155 mehrfarbige und 344 einfarbige Blätter, 9 Plastiken, 30 Handpuppen, 7 Hinterglasbilder und 45 druckgrafische Blätter.

Alexander Klee stellte dem Zentrum 61 Gemälde, 228 mehrfarbige und 400 einfarbige Blätter, 6 Hinterglasbilder, 26 druckgrafische Blätter, 5 illustrierte Schulhefte, 10 illustrierte Schulbücher und 1 Skizzenheft als Dauerleihgaben zur Verfügung. Hinzu kamen 126 Werke diverser Künstlerfreunde von Klee.

Aus dem Kunstmuseum Bern stammen die folgenden Bestände des Zentrums: Bibliothek von Paul und Lily Klee, Archivalien wie 4000 Briefe, sowie Briefentwürfe, amtliche Dokumente, Malutensilien, Fotoalben und diverse handschriftliche Bilderlisten zu Ausstellungen.

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