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Ein Milchbauer findet neue Wurzeln

Die erste Ernte. www.panax.ch

Bald könnte es in Ihrer Apotheke Schweizer Ginseng zu kaufen geben - dank einem Pionier im Emmental.

Dieser Inhalt wurde am 10. März 2002 - 16:01 publiziert

Milchbauer Walter Schindler erwartet eine Rekordernte in diesem Herbst - sieben Jahre, nachdem er angefangen hat, auf seinem Bauernhof bei Burgdorf im Kanton Bern Ginseng anzubauen. Durch laufende Versuche konnte er seine Produktion stark verbessern, seit er und seine Familie im Herbst 200 die erste Ernte von amerikanischem Ginseng einbringen konnten.

"Wir machten eine Menge Fehler", sagte Schindlers Schwager, Daniel Senn, gegenüber swissinfo. "Wir ernteten nur wenig, aber wir haben aus der Erfahrung gelernt."

Schindlers haben auf zehn Aren (ein Zehntel einer Hektare) Ginseng angepflanzt. Wenn alles gut geht, könnten sie pro Are bis 30 kg produzieren. Für 100 g Ginseng erhalten sie ungefähr 65 Franken.

Die Früchte ernten

Die Geschichte vom Emmentaler Flirt mit dem Ginseng geht auf das Jahr 1990 zurück. Einer von Schindlers Verwandten wies nach einer Reise in die USA darauf hin, dass die Region ein ähnliches Klima habe wie Wisconsin, wo Ginseng angebaut wird.

Schindler setzte auf einem kleinen Stück Land seines 14-Hektaren-Bauernhofs einige amerikanische Sämlinge. Und dann hiess es erst mal warten. Fünf Jahre später konnte er die Früchte seiner Arbeit ernten.

"Dieses Projekt hat Zeit gebraucht", sagte Schindler gegenüber swissinfo. "Man muss Ausdauer haben, und die ersten Jahre bringt das nicht viel Geld ein."

Ginseng wächst nicht nur langsam, er ist auch arbeitsintensiv und schwierig anzubauen. "Alles muss von Hand gemacht werden", so Senn. "Wir können nicht mechanisch jäten, weil sonst die Wurzeln beschädigt würden. Das Einzige, was wir mechanisch tun können, ist die erste Vorbereitung des Feldes."

Gesetzliche Anforderungen

Ein erfolgreicher Anbau bedingt gut entwässertes Land, viel Schatten und wenig Wind und Sonne. Um genügend Schatten zu haben, haben die Bauern ein Umfeld geschaffen, das dem Wald ähnelt, dem ursprünglichen Lebensraum der Pflanze.

Seit der ersten Ernte haben Schindlers von amerikanischem auf asiatischen Ginseng gewechselt, um nicht mit der strengen pharmakologischen Gesetzgebung der Schweiz in Konflikt zu kommen. "Ginseng kann man nur in Apotheken verkaufen, es gilt als Arznei, nicht als Lebensmittel", führt Senn aus. "Als Arznei ist aber nur asiatischer Ginseng anerkannt." Wenn das Projekt Erfolg hat, wollen Schindlers mit Bauern in den Niederlanden, Deutschland und Grossbritannien zusammenspannen.

Traditionelles Arzneimittel

Ginseng wird seit Tausenden von Jahren als traditionelles Arzneimittel genutzt. Es soll den Alterungsprozess verlangsamen, die sexuelle Leistung steigern und das körpereigene Immunsystem anregen. Studien zufolge soll Ginseng auch das Gedächtnis verbessern.

Asiatischer oder chinesischer Ginseng kommt aus der Mandschurei, dem chinesischen Tatarenland und anderen Gebieten Ostasiens und wird dort, wie auch in Korea und Japan, grossflächig angebaut. Nordamerika ist seine andere Heimat.

Senn glaubt, dass es noch eine Weile dauern dürfte, bis das Emmental für seinen Ginseng so berühmt wird wie für seinen Käse. "In anderen Ländern haben sie mehrhundertjährige Erfahrung", meint er. "Damit können wir nicht konkurrieren."

Vincent Landon

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