Ein Mann "made in Switzerland"
Der Künstler Paul Klee starb zwar als Deutscher, galt aber als einer der grössten Schweizer Künstler.
Im Kanton Bern war er zur Welt gekommen und aufgewachsen. Hierher kehrte er zurück, nachdem ihn die aufstrebenden Nazis von seiner Professur in Deutschland suspendiert hatten.
Klee wurde am 18. Dezember 1879 in Münchenbuchsee geboren. Seine Mutter war die Schweizerin Ida Frick, sein Vater der Deutsche Hans Klee. Paul hatte auch eine drei Jahre ältere Schwester. Als Sohn seines Vaters galt er als deutscher Staatsangehöriger.
Frühe Anfänge
Es heisst, seine Schweizer Grossmutter mütterlicherseits habe ihn auf den Weg der Kunst geleitet, indem sie ihm im Alter von drei Jahren Papier und Farbstifte schenkte. Klee sagte später selbst, seine künstlerische Reise habe in diesen frühen Jahren begonnen. Später nahm er sogar einige seiner Kinderzeichnungen in seinen Oeuvre-Katalog auf.
Schon als heranwachsender Künstler setzte er sich intensiv mit seiner Umgebung auseinander. Er malte bernische Landschaften und nahm sein Skizzenbuch mit sich, wenn er Verwandte besuchte oder mit seinem Vater in der Schweiz auf Reisen ging.
Wenn er nicht gerade zeichnete, Geige spielte oder Gedichte schrieb, besuchte Klee das Progymnasium im Zentrum von Bern. Weit davon entfernt, ein Musterschüler zu sein, bestand Klee sein Abschlussexamen 1898 nur knapp.
In seinem Tagebuch schrieb er später: "Vor der Sekunda wäre ich gern durchgebrannt, was aber der Eltern Willen verhinderte. Ich fühlte nun ein Märtyrium. Nur das Verbotene freute mich. Zeichnungen und Schriftstellerei."
Seine Eltern hofften, er würde eine Musikerlaufbahn einschlagen, aber Paul hatte andere Pläne. Nur zwei Monate nach seiner Matur verliess er seine Heimatstadt, um an einer Münchner Privatschule das Zeichnen zu studieren.
Rückkehr
Klee blieb vier Jahre weg von zu Hause. In dieser Zeit veränderte sich viel in seinem Leben: Er vollendete seine Kunststudien, lernte seine zukünftige Frau kennen, verlobte sich und reiste zum ersten Mal nach Italien.
1902 kehrte er nach Bern zurück und zog wieder bei seinen Eltern ein. Um seinen Unterhalt zu verdienen, gab er Konzerte und schrieb Theaterkritiken. So oft er konnte, zeichnete er.
Zwischen 1903 und 1905 vollzog Klee zwei wichtige Schritte in seiner künstlerischen Entwicklung. Einerseits experimentierte er mit Kupferdrucken, wobei ein Zyklus von 11 Radierungen entstand.
Andererseits entwickelte er eine neue Technik, bei der er mit einer Nadel auf eine Russ geschwärzte Glasscheibe zeichnete. Er schuf fast 60 Zeichnungen mit dieser Methode.
Ein Jahr später kehrte Klee der Schweiz zum zweiten Mal den Rücken: Er heiratete die Münchner Pianistin Lily Stumpf und zog zu ihr in die bayerische Hauptstadt.
Er gab Bern jedoch nie völlig auf. Nach der Geburt seines Sohnes Felix 1907 verbrachte Paul mit seinem Kind oft mehrere Monate im Haus seiner Eltern, während Lily in München Klavierstunden erteilte, um den Familienhaushalt über Wasser zu halten.
Pauls Briefe aus dieser Zeit deuten darauf hin, dass er gerne in Bern war. Er konnte sich dann ganz seiner Arbeit widmen, während seine Eltern sich um den kleinen Felix kümmerten.
Erneute Rückkehr nach Hause
Nach fast dreissig Jahren im Ausland schlug der Künstler im Dezember 1933 seine Zelte nicht ganz freiwillig wieder in der Schweiz auf. In Deutschland waren die Nationalsozialisten an die Macht gekommen, und für Klee gab es dort keine Zukunft mehr.
Als mittlerweile bekannter Künstler, der vom Verkauf seiner Bilder und seinem Professorengehalt nicht schlecht lebte, wurde Klee in Deutschland fast von einem Tag auf den andern zur unerwünschten Person.
Die Nazis erklärten ihn zum "entarteten" Künstler und entfernten alle seine Werke aus öffentlichen Sammlungen in Deutschland. Paul und seine Familie flohen zu seinen Eltern in der Schweiz.
Ohne das Künstlermilieu, die Bohemiens und die intellektuelle Anregung, an die Klee sich in seinen mittleren Jahren gewöhnt hatte, fühlte er sich im provinziellen Bern sehr isoliert.
Nach einigen Monaten bezogen er und Lily schliesslich eine Wohnung am Kistlerweg im grünen Elfenau-Quartier. Von ihrem Balkon aus sahen sie bei gutem Wetter die Gipfel der Berner Alpen.
Ein Zimmer nannten sie "Lilys Musikzimmer" und ein anderes "Pauls Atelier". Klee schuf hier in den wenigen Lebensjahren, die ihm noch blieben, über 2700 Werke.
In dieser Zeit unternahm Klee mehrmals den Versuch, das Schweizer Bürgerrecht zu erwerben, was ihm allerdings nicht gelang. Das erste Mal scheiterte er an der Niederlassungs-Voraussetzung, und das Ende des zweiten Verfahrens erlebte er nicht mehr.
Krankheit und Tod
Zu seiner Isoliertheit gesellten sich gesundheitliche Probleme. Von Magenschmerzen geplagt, litt Klee an Gewichtsverlust und Hautverhärtung. Gegen Ende seines Lebens konnte er kaum mehr schlucken und war inkontinent.
Seine Ärzte fanden damals nicht heraus, um welche Krankheit es sich handelte. Heute weiss man, dass Klee an einer Sklerodermie, eine unheilbare Autoimmun-Krankheit, erkrankt war.
Klee hatte sich seit seiner Rückkehr nach Bern 1933 in verschiedenen Sanatorien aufgehalten und starb am 29. Juni 1940 in einer Klinik in Locarno-Muralto im Tessin.
Sein Einbürgerungsgesuch, das Berner Behörden bereits für eine spätere Sitzung traktandiert hatten, wurde damit hinfällig.
Seine Frau Lily nahm seine Asche zu sich ins Haus am Kistlerweg und bewahrte die Urne bis zu ihrem eigenen Tod, 1946, in seinem Atelier auf.
swissinfo, Faryal Mirza
(Übertragung aus dem Englischen: Dieter Kuhn)
In Kürze
Paul Klee verbrachte mehr als drei Jahrzehnte seines Lebens in der Schweiz, meist in Bern, der Stadt seiner Jugend.
Klee wurde am 18. Dezember 1879 in Münchenbuchsee bei Bern geboren und starb am 29. Juni 1940 in Locarno-Muralto im Kanton Tessin.
Er sprach Schweizerdeutsch wie ein Einheimischer, und sein Hochdeutsch hatte einen leichten Berner Akzent.
Sechs Tage vor der Sitzung, an der die Berner Stadtbehörden über das Einbürgerungsgesuch des Künstlers entscheiden wollten, verstarb Paul Klee.

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