Ein digitales Konsulat für die Schweiz in Boston
Die Schweizer Diplomatie geht neue Wege. Mit dem "Swiss House" betreibt sie in Cambridge bei Boston seit Januar ein einzigartes, digitales Konsulat, das mit traditioneller Diplomatie nichts mehr zu tun hat.
Es geht vielmehr um die Vernetzung von Forschung, Wirtschaft, Innovation und Ausbildung in der Schweiz mit dem Nordosten der USA. Konsul Xavier Comtesse, dessen Idee das neuartige Konsulat war, ist mit dem bisher Erreichten zufrieden.
Abschied von Heidi
Das "Swiss House" versuche, der Bevölkerung in Neuengland - der wirtschaftlich und wissenschaftlich dynamischsten Region der USA - ein neues Bild der Schweiz zu vermitteln: Hightech statt Heidi. Das "Swiss House" ist mit Bedacht in Cambridge angesiedelt, Heimatstadt von zwei der besten Hochschulen der Welt (Harvard und MIT) und ein multikulturelles Zentrum von Forschung und Innovation. Im August bezieht das Konsulat ein eigens gekauftes Gebäude, das gegenwärtig mit dem Letzten und Neuesten an Kommunikationstechnologie ausgerüstet wird.
Das "Swiss House" will vor allem als Stätte der Begegnung und Knotenpunkt für Lehre, Forschung, Innovation und Produktion in Neuengland und der Schweiz dienen. Wissenschaft und Wirtschaft sollen netzwerkartig mit einander verknüpft werden und in regem Austausch stehen.
Starthilfe für Jung-Akademiker
Ein Beispiel dafür ist die dreitätige Konferenz, die das Konsulat im Mai für 400 Personen organisierte. Die Konferenz brachte Studenten, Unternehmer und Risikokapitalisten zusammen.
Sie diente dem Zweck, den künftigen jungen Hochschulabsolventen den Weg für Start-ups in ihrem Spezialgebiet zu ebnen. Das "Swiss House" arbeitete dabei eng mit dem Massachussetts Institute for Technology (MIT) zusammen.
Der Andrang zur Konferenz war viel stärker als erwartet. Teilnehmer kamen nicht nur aus der USA und der Schweiz, sondern auch von anderen europäischen Ländern und Japan.
Studenten aus Deutschland, England und Irland seien sehr beeindruckt gewesen und hätten den Wunsch geäussert, dass ihre eigenen Behörden so etwas durchführten. Auch diplomatische Vertreter verschiedener Länder seien dabei gewesen, um davon zu lernen, führt Comtesse aus.
Denkfabrik mit Schweizern
Das "Swiss House" hat auch eine Denkfabrik ("Think Tank") gegründet. Ihr gehören 16 Schweizer aus den Bereichen Hochschule, Unternehmertum und Forschung an, die in den USA oder in der Schweiz tätig sind. Der "Think Tank" fokussiert auf die "neue Wirtschaft" und die Wege, wie sich die Schweiz deren Innovationskräfte zu Nutze machen kann.
Erst kürzlich brachte das "Swiss House" 250'000 Dollar an Risikokapital zusammen, das jungen Schweizer Hochtechnologiefirmen mit einem viel versprechenden Nischenprodukt helfen soll, sich im Raum von Cambridge niederzulassen und in den US-Markt einzudringen. Als Vorbild gibt Comtessse die Genfer Firma Biogen an, die heute in den USA in der Biotechnologie eine führende Rolle spielt.
swissinfo und Agenturen

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