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Warum das Nein zum zweiten Nationalpark?

Wollgras auf dem Pass Diesrut auf 2428 m.ü.M.. Der Übergang wäre Teil des Parc Adula geworden. (KEYSTONE/Arno Balzarini) Keystone

Nur 9 von 17 Tessiner und Bündner Gemeinden haben sich für den "Parc Adula" ausgesprochen. Damit ist das Projekt in der geplanten Form gescheitert. swissinfo.ch sprach mit dem Bündner Andrea Hämmerle, der sich im Schweizer Parlament während 20 Jahren für eine nachhaltige Umweltpolitik eingesetzt hatte, über die Gründe des Scheiterns.

Dieser Inhalt wurde am 27. November 2016 publiziert

Der Parc Adula hätte als erste demokratisch legitimierte Nationalparkgründung in die Geschichte eingehen können. Doch es soll nicht sein: 8 Gemeinden sagten Nein zum Parc Adula, darunter auch die wichtigen Kernzonengemeinden Blenio (TI) und Vals (GR). Damit ist die vom Bund vorgeschriebene Mindestfläche der Kernzone nicht erreicht.

Hämmerle hails from Graubünden and was a member of the House of Representatives from 1991 to 2011 Keystone

swissinfo.ch: Die Initianten haben sehr grosse Anstrengungen unternommen, die Bevölkerung frühzeitig und verbindlich einzubeziehen und umfassend zu informieren. Trotzdem jetzt dieses Nein. Weshalb?

Andrea Hämmerle: Es sind im Abstimmungskampf zwei Hauptbedenken gegen den Parc Adula formuliert worden: Bürokratiemonster und Einschränkung der Freiheit der einheimischen Bevölkerung. Beides hat mit einem grossen Misstrauen gegenüber der "Umweltbürokratie" zu tun.

swissinfo.ch: Hat wegen dieses Misstrauens die direkte Demokratie und deren Methode der Deliberation versagt?

A.H.: Nein, das kann man so nicht sagen. Richtig ist aber, dass die Gründung eines Nationalparks in einer direkten Demokratie praktisch chancenlos ist, wenn nur die direkt Betroffenen entscheiden. Deswegen kann man aber natürlich der direkten Demokratie kein Versagen vorwerfen.

Aber was man sagen muss: Mit dieser Methode kann man keinen Nationalpark gründen. Das ist übrigens kein schweizerisches oder bündnerisches Phänomen, sondern das ist weltweit so. Ich kenne keinen Nationalpark in der Welt, der direktdemokratisch von der direkt betroffenen Bevölkerung beschlossen worden ist.

swissinfo.ch: Wie erklären Sie sich das?

A.H.: Mit der Angst, die Freiheit werde eingeschränkt und Aussenstehende könnten über das Schicksal der Einheimischen bestimmen. Das ist überall so. Wenn dann aber ein Nationalpark mal besteht, sieht es anders aus: Die Kritik bleibt, nimmt aber ab, weil man auch Vorteile sieht.

swissinfo.ch

swissinfo.ch: Ist es sinnvoll, dass die Lokaldemokratie ein Projekt von nationaler Bedeutung versenken kann?

A.H.: Wenn man Nationalparks tatsächlich verwirklichen will, muss man in einem breiteren Kreis darüber abstimmen. Die lokale Bevölkerung zu überfahren, ist allerdings auch problematisch. Das ist ein Dilemma.

swissinfo.ch: Ist der Parc Adula nun gestorben?

A.H.: Ja, der Parc Adula ist gestorben, weil wichtige Gemeinden Nein gesagt haben.

Kontaktieren Sie die Autorin @SibillaBondolfi auf FacebookExterner Link oder TwitterExterner Link.

Kann ein zweiter Nationalpark nur von "oben", sprich von der Schweizer Regierung, geschaffen werden? Schreiben Sie uns in den Kommentaren!

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