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Die Fünfte Schweiz als Wirtschaftsfaktor

CVP-Ständerat Filippo Lombardi war selber Auslandschweizer. Keystone

Welche Bedeutung haben die Auslandschweizer für die Schweizer Wirtschaft? Und: Muss mehr zu deren Unterstützung getan werden?

Dieser Inhalt wurde am 13. Dezember 2004 - 10:34 publiziert

Ständerat Filippo Lombardi fordert eine Analyse dieser Fragen. Die Kleine Kammer hat das Postulat am Mittwoch angenommen.

Jeder zehnte Schweizer lebt im Ausland. Dies allein zeigt: Die Schweizerinnen und Schweizer im Ausland stellen ein wichtiges Element für die internationale Präsenz der Schweiz dar. Und doch bleibt die so genannte Fünfte Schweiz immer eine grosse Unbekannte.

"Heute fehlt noch eine Gesamtsicht der Beziehungen zwischen den Auslandschweizern und ihrem Heimatland", sagt der christlichdemokratische Tessiner Ständerat Filippo Lombardi gegenüber swissinfo. Er hat daher ein entsprechendes Postulat eingereicht, das die Kleine Kammer am 15. Dezember angenommen hat.

Lombardi ist Mitglied des Rates der Auslandschweizer-Organisation (ASO). Und er weiss aus eigener Erfahrung, wovon er redet. Seine Ursprungsfamilie lebte über viele Jahre in Frankreich.

Lombardi fordert in erster Linie, dass der Bundesrat einen Gesamtbericht über die Bedeutung der Fünften Schweiz erstellt und die Rolle analysiert, die ihr der Bund in seinen Auslandsbeziehungen beimisst.

Eine Brücke zur Welt

"Der frei getroffene Entscheid, vorläufig abseits der Europäischen Union zu bleiben, schwächt die internationale Präsenz der Schweiz und erschwert das Verständnis für unsere Eigenheiten und die Verteidigung unserer Interessen auf internationaler Ebene", sagt Lombardi.

Es sei daher wichtig, dass die Schweiz von den Verbindungen profitiere, die sie dank ihren Staatsbürgerinnen und -bürgern im Ausland habe. "Es ist eine Brücke zur Welt", meint der Ständerat.

Das Postulat verlangt, eine wissenschaftliche Untersuchung über die wirtschaftlichen Vorteile in Auftrag zu geben, welche die Schweiz aus der Präsenz und der Tätigkeit von Schweizer Staatsangehörigen auf der ganzen Welt zieht. Diese Stossrichtung wird von der Auslandschweizer-Organisation (ASO) geteilt.

Für ASO-Direktor Rudolf Wyder besitzen "das Beziehungsnetz der Fünften Schweiz und die Präsenz von Schweizer Organisationen im Ausland eine fundamentale Bedeutung für unsere Wirtschaftsbeziehungen mit der ganzen Welt".

Ausserdem müsse man stets bedenken, dass jeder zweite Franken im Ausland verdient werde.

Sparen am falschen Ort

Die Ergebnisse der Studien sollten laut Lombardi dazu dienen, Strategien bei der finanziellen Unterstützung der Fünften Schweiz zu erarbeiten. Denn die jüngsten Einsparungen seien eher zu Lasten der Auslandschweizer gegangen.

Er erinnert in diesem Zusammenhang an die Streichungen der Bundessubventionen für swissinfo, die geringere Unterstützung der anerkannten Schweizer Schulen im Ausland sowie den Status der Auslandschweizerinnen und -schweizer bei den Sozialversicherungen.

Zudem fordert Lombardi, die politische Einbindung der Fünften Schweiz zu forcieren, beispielsweise durch die Einführung der elektronischen Stimmabgabe.

Schliesslich macht der CVP-Ständerat noch einen aussergewöhnlichen Vorschlag: Politikerinnen und Politiker aus der ganzen Welt, die schweizerischer Herkunft sind, sollen regelmässig zu Konferenzen in die Schweiz eingeladen werden, um so die Beziehungen zu den Institutionen zu stärken

"Andere Länder haben diese Praxis bereits eingeführt", sagt Lombardi. Er selbst sei vor vier Jahren in Rom gewesen, bei einer Konferenz von Parlamentariern italienischen Ursprungs. Lombardis Grossmutter war nämlich Italienerin. Auch Griechenland kennt ein analoges Treffen, wie Nationalrat Joseph Zysiadis weiss.

Breite Unterstützung für Lombardi

Das Postulat hat bereits vor der Beratung in der Kleinen Kammer breite Unterstützung erfahren. 26 von 46 Ständeräten haben es unterschrieben. Der Bundesrat hat am 17. November die Annahme des Postulats empfohlen.

Über diesen parlamentarischen Rückhalt freut sich die ASO. "Dieses Postulat fällt in einen wichtigen Zeitpunkt in der Entwicklung der Beziehungen zwischen der Schweiz und der EU. Die breite Zustimmung zeigt, dass die Sensibilität für die Anliegen der Fünften Schweiz gestiegen ist", hält Rudolf Wyder fest.

Er verweist zudem darauf, dass 80 Parlamentarierinnen und Parlamentarier der Gruppe "Schweiz im Ausland" beigetreten sind.

Für Wyder stellt ein intensiverer Austausch des Mutterlandes mit der Fünften Schweiz allerdings keine Alternative zu Europa dar: "Es handelt sich lediglich um eine komplementäre Massnahme."

swissinfo, Andrea Tognina
(Übertragung aus dem Italienischen: Gerhard Lob)

Fakten

Gemäss offizieller Statistik leben 612'000 Schweizer Bürgerinnen und Bürger im Ausland
Mehr als 90'000 Auslandschweizer haben sich in Wählerlisten eingetragen

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In Kürze

Das Postulat von Ständerat Filippo Lombardi fordert vom Bundesrat:

- einen Gesamtbericht zu erstellen über die Bedeutung der Fünften Schweiz und die Rolle, die ihr der Bund in seinen Auslandsbeziehungen beimisst;

- eine wissenschaftliche Untersuchung in Auftrag zu geben über die wirtschaftliche Bedeutung der Fünften Schweiz;

- auf Grundlage dieses Berichtes zu prüfen, wie die finanzielle Unterstützung der Präsenz von Schweizer Staatsangehörigen im Ausland verbessert werden könnte;

- die politische Mitwirkung von Auslandschweizerinnen und -schweizern stärker zu fördern;

- die Möglichkeit zu prüfen, Politikerinnen und Politiker aus der ganzen Welt, die schweizerischer Herkunft sind, zu einer Konferenz in die Schweiz einzuladen.

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