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Der Königinnentag

Ganz Holland ist auf dem Wasser. © Thomas Buser/swissinfo.ch

Der Königinnentag (holländisch: Koninginnedaag) ist die grösste Party des Jahres in den Niederlanden. Und nirgends wird so ausgiebig gefeiert wie in Amsterdam, wo sich jährlich bis zu einer Million Besucher unter die Amsterdamer mischen.

Dieser Inhalt wurde am 29. Mai 2009 publiziert

Seinen Anfang nahm der Königinnentag, der damals noch Prinzessinnentag hiess, am 28. August 1885 als öffentliche Feier des Geburtstags von Prinzessin Wilhelmina.

Sein heutiges Datum hat das Fest mit der Krönung von Königin Juliana erhalten, die am 30. April Geburtstag hatte.

Ihre Nachfolgerin Königin Beatrix, die im Januar Geburtstag feiert, hat sich dann entschieden, die Festivitäten im April zu belassen, damit ihre Untertanen nicht im Schneematsch feiern müssen.

Schon heute rätseln die Holländer, was geschehen wird, wenn die Königin alsbald zugunsten von Prinz Willem Alexander abdankt. Das Fest wird dann wohl in "Koningedaag" umbenannt werden müssen.

Flächendeckende Massenparty

Seine internationale Popularität verdankt der Königinnentag der riesigen Party, die über die ganze Stadt verteilt abgeht und bei der die Holländer völlig die Hemmungen verlieren. Auf jedem grösseren Platz gibt es Konzerte, bei denen lokale Bands und Schlagersänger für Stimmung sorgen.

Am verrücktesten geht es aber auf den Grachten zu und her: Von grossen Kanalbooten bis zu kleinen Nussschalen wird alles, was sich mehr oder weniger über Wasser halten kann, mit Menschen und Stereoanlagen beladen (oder gleich mit einem ganzen Bläserensemble). Die Kanäle im Zentrum sind so mit Booten gefüllt, dass man sie ohne Problem zu Fuss überqueren könnte.

Der faszinierende Anblick wird dadurch abgerundet, dass die meisten Partygänger von Kopf bis Fuss in Orange gekleidet sind und riesige orangene Hüte und Perücken tragen. Echte Amsterdamer weigern sich allerdings oft, diesen Brauch mitzumachen, und hoffen, sich so von Touristen und Provinzbewohnern abheben zu können.

Ich wollte dieses einmalige Fest natürlich nicht verpassen und bestieg deshalb mit ein paar Harassen Bier gewappnet ein Segelboot, das sich ein paar Freunde von mir kurz zuvor angeschafft hatten. Allerdings besass dieses Gefährt keinen Motor, und so kam es, dass wir unter vielen anspornenden Zurufen mit Muskelkraft durch die Kanäle paddelten.

Regelmässig stimmten angetrunkene Holländer beim Anblick unseres Bootes "Row, row, row your boat gently down the stream" an. Mehrmals wurde uns aber auch von netten Motorbootbesitzern angeboten, uns hinten anzuhängen. Und auf den am meisten besuchten Kanälen wurden wir ohnehin ganz einfach von der Masse mitgeschoben.

Eine Goldgrube

Trotz der langen Tradition des Königinnentags ist die Amsterdamer Massenparty eine relativ moderne Erscheinung. Historisch gesehen verdankt der Tag seine Popularität der Tatsache, dass er zum Freimarkt erklärt wurde. Dies bedeutet, dass man auf Waren, die auf Strassen und Märkten verkauft werden, keine Steuern bezahlen muss.

So kommt es, dass ganze Strassenzüge und Parks in gigantische Flohmärkte umfunktioniert werden, wo Leute ihre alten Kleider und sonstigen Ramsch zu Spottpreisen anbieten. Dazwischen mischen sich immer auch gewiefte professionelle Händler, für die der Königinnentag eine Goldgrube darstellt.

Der lustigste Freimarkt findet im grössten Park Amsterdams, dem Vondelpark, statt. Dort dürfen nämlich nur Kinder ihre Geschäfte machen. Nebst hunderten von herzigen Kleinen, die ihre alten Spielsachen verramschen, versuchen sich auch viele junge Künstler mit dem Spielen von allerlei Instrumenten oder dem Aufführen von Tanzeinlagen.

Manche sind noch kreativer und lassen sich zum Beispiel für einen Euro mit Eiern bewerfen. Auch süss war ein kleines Mädchen, das sich ganz einfach im Schlafsack hinlegte mit einem Schild, auf dem stand: "Ich möchte gern schlafend reich werden."

Königinnennacht

Für Leute, die lieber nachts feiern, gibt es die Königinnennacht, die, sehr zur Verwirrung internationaler Touristen, nicht etwa am Abend des Königinnentags stattfindet, sondern in der Nacht davor. Damit niemand dazu gezwungen wird, seine Party durch Schlaf zu unterbrechen, sind die Amsterdamer Clubs die ganze Nacht durch geöffnet, und mancherorts wird auch auf den Strassen durchgefeiert.

Die berühmteste Königinnennacht findet jedoch in Den Haag statt und ist auch bei einer anderen Art Königin sehr beliebt: In vielen Bars der Regierungsstadt finden Events mit Drag Queens statt.

Thomas Buser, Amsterdam, swissinfo.ch

Immer häufiger reisen auch Jugendliche für längere Zeit ins Ausland.

Studenten profitieren von Austauschprogrammen.

Zu ihnen gehört Thomas Buser, der in Amsterdam seine Doktorarbeit in Entwicklungsökonomie verfasst.

Von dort berichtet er für swissinfo über seine Erlebnisse.

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Biographie

Geboren am 18.09.1980 in Basel. Zur Schule ging er in Oberwil, Kanton Basel-Landschaft.

Er studierte an der HEC Lausanne Volkswirtschaft und schloss später an der University of Warwick in England mit Master ab.

Dazwischen arbeitete Buser mehrere Monate in Tansania und Polen.

Reisen ist eine seiner Lieblingsbeschäftigungen. So war er bereits in Skandinavien, Osteuropa und Südamerika unterwegs. Auch Kochen, Jassen, Lesen und Konzertbesuche gehören zu seinen Hobbys.

Zudem produziert er mit Freunden einen Podcast "über alles, was den Rock'n'Roll nicht sterben lässt". Diesen kann man downloaden unter: http://asdfghjkl.ch/podcast/.

Neben seiner Muttersprache Deutsch spricht Buser Englisch, Französisch und Spanisch. Zur Zeit ist er daran, Niederländisch und Portugiesisch zu lernen.

Seit September 2007 lebt und studiert der 28-jährige Basler in Amsterdam.

E-Mail-Adresse: thomas.buser@gmail.com

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