Dem Geheimnis Zecke auf der Spur
Ein Neuenburger Forscher hat eine Zeckenkolonie gefilmt und ihre nächtlichen Wanderungen rund um die Uhr mit einem Computer aufgezeichnet. Das Experiment gilt als Weltpremiere.
Die Streifzüge der berüchtigten Blutsauger werden vom Klima und von einer bakteriellen Infektion beeinflusst.
Für seine Doktorarbeit hat Jean-Luc Perret, Doktorand und Parasitologe an der Universität Neuenburg, seine vierzig gefangenen Zecken in einem geschlossenen Raum mit Infrarotkameras beobachtet: und das 24 Stunden lang ohne Unterbruch.
Rätselhaftes Nachtleben
Die Versuche von Jean-Luc Perret haben gezeigt, dass die Zecken ihren Standort meist in der Nacht wechseln. Unklar blieb jedoch vorerst, wie die Tiere auf Lichtreize reagieren können, denn die untersuchte Art, Ixodes ricinus, besitzt gar keine Augen.
Des Rätsels Lösung fanden Neuenburger Forscherkollegen. Mit Hilfe eines Elektronen-Mikroskops entdeckten Peter-Allan Diehl, Professor für Tier-Physiologie in Neuenburg, und seine Mitarbeiterin Michèle Vilmant lichtempfindliche Stellen, die sich an beiden Seiten der Zecke befinden.
Bis zu 9,6 Meter
Messungen der nächtlichen Ausflüge ergaben laut Perret, dass gewisse Zecken in einer Nacht bis zu 9,6 Meter zurück legen. Die durchschnittlich bewältigten Strecken können sich offenbr mit sinkender Luftfeuchtigkeit verdoppeln, von 44 Zentimeter bei feuchter Umgebung und 15°C auf 110 Zentimeter bei trockeneren Luftbedingungen und 25°C.
Die Messungen der Biologen ergaben zudem, dass mit dem Erreger der Lyme-Borreliose infizierte Zecken bei trockener Luft grössere Distanzen zurücklegen als nicht-infizierte Tiere.
Die wissenschaftliche Erklärung: Bei Trockenheit neige die Zecke dazu, ihre Phase der Lauer zu reduzieren. Da die Bakterien sich aber so schnell wie möglich auf neue Zecken ausbreiten müssten, um ihren Fortbestand zu sichern, würden sie alles daran setzen, um das Verhalten ihres Wirtes zu kontrollieren.
Veränderte Dauer der Lauerphase
Ein Zusammenhang besteht laut Jean-Luc Perret auch zwischen den klimatischen Bedingungen und der Dauer der Lauerphase. Während eine bestimmte Zeckenart bei trockenen Bedingungen rund 20 Stunden auf den Blattspitzen auf ein Opfer warte, harre sie bei steigenden Temperaturen und grösserer Luftfeuchtigkeit bis zu 40 Stunden aus.
Eine in der Westschweiz durchgeführte Studie habe zudem gezeigt, dass die Parasiten bei einer durchschnittlichen Temperatur von 4°C im Januar bereits Anfang Februar die Pflanzen hoch klettern würden. Falle die Temperatur dagegen unter minus 2°C, würden sie frühestens im März auftauchen.
swissinfo und Agenturen
In Kürze
- Larve, Puppe und ausgewachsen, die Zecke durchläuft drei Stadien.
- Sie benötigt zum nächsten Stadium jeweils eine Mahlzeit Blut.
- Aber sie ernährt sich bloss drei Mal in ihrem Leben.
- Sie kann mehrere Jahre alt werden.
- Im Gegensatz zur gängigen Meinung lebt sie nicht in den Bäumen.
- Die Larve bevorzugt Feld- und Waldmäuse oder Vögel.
- Die Puppe hakt sich an kleinen Säugetieren fest.
- die ausgewachsene Zecke liebt grössere Tiere oder Menschen.

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