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China bietet Europa und USA Hilfe an - Entgegenkommen gefordert (Zus)

Dieser Inhalt wurde am 14. September 2011 - 15:15 publiziert

DALIAN/BERLIN (awp international) - Im Kampf gegen die Schuldenkrise in Europa und den USA will sich China mit neuen Investitionen engagieren. Allerdings fordert die zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt für mögliche Finanzspritzen auch ein Entgegenkommen von Europäern und Amerikanern. So solle die EU Peking als Marktwirtschaft anerkennen, betonte Ministerpräsident Wen Jiabao am Mittwoch zum Auftakt des Weltwirtschaftsforums in der chinesischen Hafenstadt Dalian. Von den USA forderte er zudem mehr Offenheit gegenüber Investitionen chinesischer Firmen und eine Aufhebung von Exportbeschränkungen. Mit der Hoffnung auf eine baldige Lösung der Krise ging es für die Märkte zunächst nach oben.
China sei bereit, "eine helfende Hand auszustrecken" und mehr in den europäischen Ländern und den USA zu investieren", sagte Wen Jiabao vor den 1.700 Teilnehmern des "Sommer-Davos" genannten Treffens des Weltwirtschaftsforums. Er habe seine Hilfe in einem Telefonat mit EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso angeboten. Gleichzeitig forderte er "mutige Schritte" der Europäer seinem Land gegenüber, insbesondere die Gewährung des Status als Marktwirtschaft. Das würde dem Riesenreich Vorteile in Handelsstreitigkeiten geben. Er hoffe auf einen Durchbruch schon auf dem nächsten EU-China-Gipfel am 25. Oktober.
'WELTWIRTSCHAFT ERHOLT SICH LANGSAM'
"Die Weltwirtschaft erholt sich langsam, aber Instabilität und Unsicherheit wachsen", sagte Wen Jiabao. Gleichwohl zeigte er sich demonstrativ zuversichtlich, dass die Europäer und Amerikaner ihre Probleme bewältigen könnten. Alle Regierungen müssten aber "ihre Verantwortung erfüllen und ihr eigenes Haus in Ordnung bringen".
Im griechischen Schuldendrama will Ministerpräsident Giorgos Papandreou in einem Krisentelefonat mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy auf eine stärkere Beteiligung der Banken am zweiten Hilfspaket für sein Land dringen. Bislang sollen sich nach noch nicht offiziell bestätigten Informationen die Banken in Deutschland und Frankreich bereiterklärt haben, eine Streckung der Zahlungsfristen für etwa 75 Prozent ihrer Griechenland-Anleihen zu akzeptieren. Athen will eine Beteiligung von 90 Prozent erreichen.
GESPRÄCHE ÜBER GRIECHENLAND-KRISE
Papandreou, Merkel und Sarkozy wollten sich am frühen Abend telefonisch über die Finanzkrise in Griechenland austauschen. Im Mittelpunkt der Gespräche sollte nach Informationen aus Kreisen des Athener Finanzministeriums auch die jüngsten Überlegungen über eine geordnete Insolvenz Griechenlands erörtert werden. Zudem wolle Papandreou seinen Gesprächspartnern versichern, dass Athen alle seine Verpflichtungen erfüllen werde, hiess es.
Angesichts der Krise in Griechenland setzt die EU-Kommission auf Eurobonds, also gemeinsame Staatsanleihen der Euro-Länder: "Die EU-Kommission wird Optionen vorbereiten für die Einführung von Eurobonds", kündigte EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso im Europaparlament an. Einige Möglichkeiten könnten im Rahmen der bestehenden Verträge realisiert werden, für andere müsse der EU-Vertrag geändert werden. Allerdings warnte Barroso: "Das wird natürlich nicht die Wunderlösung sein für die Probleme, denen wir gegenüberstehen." Notwendig sei eine weitere politische Integration. Eurobonds können allerdings nicht von der Kommission eingeführt werden; nötig ist ein Ja der Mitgliedsstaaten.
ITALIENS PARLAMENT STIMMT FÜR SPARPAKET
Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi kann bei seinem 54-Milliarden-Euro-Sparpaket auf die Mehrheit des Parlamentes in Rom bauen. Bei der Abstimmung am Mittwoch im Abgeordnetenhaus sprachen 316 Parlamentarier der Regierung bei dem Sparpaket das Vertrauen aus, 302 votierten dagegen.
Die Ratingagentur Moody's stufte unterdessen die Kreditwürdigkeit von zwei der drei französischen Grossbanken herab, die besonders stark in Griechenland engagiert sind. Die Agentur senkte die Bewertung für die Crédit Agricole und Société Générale um je eine Stufe. Beim Marktführer BNP Paribas wurde die Frist für die Überprüfung verlängert. Moody's betonte allerdings, die Institute seien grösstenteils ausreichend auf mögliche Zahlungsausfälle der hoch verschuldeten Eurozonen-Staaten vorbereitet.
Die Regierung in Paris bemühte sich nach der Herabstufung weiter um eine Beruhigung der Investoren. "Die Befürchtungen der Märkte sind stark übertrieben. Die Situation der französischen Banken ist solide", liess Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy nach der wöchentlichen Kabinettssitzung mitteilen. Infolge der 2008 ausgebrochenen Wirtschafts- und Finanzkrise sei das Eigenkapital der Institute um 50 Milliarden Euro erhöht worden. Die französischen Banken seien zudem unter den ersten in Europa gewesen, die nach der Krise wieder schwarze Zahlen geschrieben hätten.
AKTIENMARKT DREHT INS PLUS
Da die Herabstufung erwartet worden war, schlugen die Kurse am Mittwoch zunächst nicht mehr ganz so stark aus wie an den Vortagen. BNP Paribas und Société Générale verzeichneten am späten Mittag Verluste in Höhe von rund drei (BNP) beziehungsweise vier Prozent (Société Générale). Die Titel der Crédit Agricole legten sogar um rund ein Prozent zu.
Nach einem schwachen Start drehte der deutsche Aktienmarkt ins Plus und profitierte laut Händlern von wieder aufkeimenden Hoffnungen, dass doch bald Wege aus der Euro-Schuldenkrise gefunden werden. Der Leitindex Dax legte bis zur Mittagszeit um 0,50 Prozent auf 5192 Punkte zu, nachdem er am Dienstag bereits um knapp zwei Prozent gestiegen war. "Die Hoffnung auf eine baldige Unterstützung für die angeschlagene Eurozone lässt die Börsen in ganz Europa steigen", sagte Händler Andreas Lipkow von der Wertpapierhandelsbank MWB Fairtrade, blieb aber vorsichtig über die Nachhaltigkeit der Kursgewinne./mda/rad/DP/jkr

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