CH/Wahlen 2011 - Zuwachs für Grünliberale und BDP im Nationalrat
Bern (awp/sda) - Bei den Nationalratswahlen zeichnet sich für die FDP ein Debakel ab. Im Tessin muss ihr Präsident Fulvio Pelli um die Wiederwahl zittern. Erste Trends aus den Kantonen lassen Zugewinne für Grünliberale und BDP erwarten. In den ausgezählten zehn Kantonen verloren FDP und SVP.
Die FDP verliert gemäss Trends in mehreren Kantonen - einziger Silberstreif ist das Comeback der Partei im Kanton Zug. Im Tessin könnte FDP-Präsident Fulvio Pelli gemäss Hochrechnung des Schweizer Fernsehens seinen Sitz verlieren.
Zur Abwahl eines Präsidenten einer Bundesratspartei kam es zuletzt vor über 30 Jahren - auch damals traf es mit Yann Richter einen Freisinnigen. Der Neuenburger schaffte den Sprung vom National- in den Ständerat nicht. Im Tessin wackelt auch einer der beiden SP-Sitze; die SVP steht erstmals für den Südkanton vor dem Bundeshausportal.
In Zürich zeigt die erste Hochrechnung des Kantons die Grünliberalen über der 12-Prozent-Marke. Die SVP schrumpft um über drei Prozent. In den ersten bereits ausgezählten 51 kleineren Gemeinden verliert sie einen Sitz an die BDP. Auch die anderen grösseren Parteien müssen Federn lassen.
Im Kanton Bern haben die erstmals teilnehmenden Grünliberalen in den ersten ausgezählten Gemeinden Stimmanteile von bis zu sechs Prozent erreicht.
FDP VERLIERT AN DIE BDP
Je einen Sitz gewinnen könnte die BDP im Thurgau und in Baselland - beide Male zulasten der FDP. Im Thurgau dürften die Newcomer den Sitz des zurückgetretenen Baumeisterpräsidenten Werner Messmer dank der Listenverbindung mit EVP, EDU und Grünliberalen erobern. Einen weiteren FDP-Sitz Sitz wegschnappen dürften die Grünliberalen im Kanton Luzern.
In Basel-Stadt ist nach Auszählung der brieflichen Stimmen, die jeweils 95 Prozent ausmachen, das Rennen zwischen CVP und Grünen um den fünften Sitz offen. Klar ist, dass die SP mehr und die SVP etwas weniger Federn lassen müssen.
In St. Gallen dürfte SVP-Bauernvertreter Elmar Bigger gemäss Habgewählt werden. Er stolperte über den Konkurs einer von ihm präsidierten Milchorganisation. Sein Sitz dürfte an die Patientenschützerin Margrith Kessler von den Grünliberalen fallen.
KANTON ZUG UMGEKREMPELT
In den bereits ausgezählten zehn Kantonen hat die FDP zwei gesicherte Zugewinne realisiert, in Schwyz und Zug. In Zug gelingt ihr das Comeback. Überhaupt bleibt dort kaum ein Stein auf dem anderen. Der Bisherige grün-Alternative Josef Lang verlor sein Mandat an FDP-Mann Bruno Pezzatti.
Der langjährige SVP-Nationalrat Marcel Scherrer wurde von seinem Parteikollegen Thomas Aeschi verdrängt. Allein CVP-Mann Gerhard Pfister schaffte die Wiederwahl. Im Kanton Schwyz verliert die SVP überraschend einen ihrer beiden Sitze an die FDP. SVP-Köpferollen auch im Jura: Dort verlor die Volkspartei den Sitz von Dominique Baettig an die CVP.
Im kleinen Kanton Nidwalden verlor FDP-Mann Heinz Risi den seit langem von der FDP gehaltenen Sitz an Peter Keller von der SVP. Einzig in seiner Wohngemeinde schaffte der politisch erfahrenere und von der CVP unterstützte Risi mehr Stimmen als der "Weltwoche"-Redaktor Keller.
In Graubünden ist für den FDP-Mann Tarzisius Caviezel nach vier Jahren bereits Schluss. Besonders happig für den Freisinn: Die Partei ist für den Gebirgskanton somit erstmals seit Einführung der Proporzwahl 1919 nicht mehr im Nationalrat vertreten. Dafür zieht mit Josias Gasser erstmals ein Grünliberaler in die Grosse Kammer ein. Je ein Sitz geht SVP, SP, BDP und CVP.
SVP-SITZ IN OBWALDEN WEG
In Obwalden verlor Christoph von Rotz den 2007 eroberten SVP-Sitz an den christlichsozialen Karl Vogler. Vogler will sich der CVP-Fraktion anschliessen. Problemlos wiedergewählt wurde in Uri Gabi Huber, Fraktionschefin der FDP. Anders als vor vier Jahren hatte sie diesmal einen Konkurrenten, Toni Moser von der SP.
In Appenzell-Ausserrhoden verteidigte die FDP mit Claudio Caroni den von Marianne Kleiner geäumten Sitz. Caroni liess seinen schärfsten Konkurrenten, Finanzdirektor Köbi Frei (SVP) deutlich hinter sich.
In Innerrhoden bleibt mit dem Regierenden Landammann Daniel Fässler der Nationalratssitz in Händen der CVP. In Glarus kann die BDP mit Martin Landolt ihren Sitz halten. JUSO-Vertreter Yannick Schiess gelang ein Achtungserfolg.
uh