Navigation

CH/Neue Versichertenkarte: Ärzte kritisieren Informatikprobleme

Dieser Inhalt wurde am 18. Februar 2010 - 11:20 publiziert

Bern (awp/sda) - Dieser Tage erhalten alle Versicherten ihre neue Versichertenkarte der Krankenkasse. Sie hat einen Chip und soll die Abrechnung zwischen Ärzten und Versicherern erleichtern. Das Problem: Sie ist derzeit nicht kompatibel mit der elektronischen Karte der Ärzte.
Die Patientenkarte enthält die wichtigsten administrativen Daten wie Name, Geburtsdatum, Geschlecht und AHV-Nummern. Die Kassen können zudem Informationen zu Zusatzversicherungen, Unfalldeckung und anderem darauf speichern.
Nur auf Wunsch des Versicherten finden auch medizinische Angaben den Weg auf den Chip: etwa zu Blutgruppe, Allergien oder Krankheiten und Unfallfolgen.
Solche Informationen können nur von Ärzten, Zahnärzten oder Chiropraktikern gespeichert werden. Doch die sind weit davon entfernt, dies auch tun zu können. Denn noch sind die notwendigen IT-Tools nicht einsatzbereit, wie die Ärztevereinigung FMH auf Anfrage der SDA sagte.
Rund ein Drittel der Ärzte mit Patientenkontakt - über 10'000 Mediziner - haben bereits eine sogenannte Health Professional Card (HPC) bekommen, sagte Judith Wagner, eHealth-Verantwortliche der FMH. Nur mit diesem elektronischen Ärzteausweis können sie auf die medizinischen Daten ihrer Patienten zugreifen.
Das Problem: Die meisten Kassen stellen eine Karte aus, die von der SASIS AG - einer mit santésuisse verbundenen Firma - hergestellt wurde. Und diese Karte ist nicht mit der HPC kompatibel. Dies deshalb, weil der vom Bund vorgeschriebene technische Standard nicht eingehalten worden sei, sagte Judith Wagner. Die FMH habe nun den Kassenverband gebeten, die Kosten für die Anpassung übernehmen.
Der Krankenkassenverband santésuisse ist sich keiner Schuld bewusst. Es sei Sache der HPC, sich der Versichertenkarte anzupassen und nicht umgekehrt, sagte Sprecher Felix Schneuwly zur SDA. "Aber wir werden das diskutieren und eine Lösung finden."
Ein weiteres Problem besteht laut FMH darin, dass es derzeit in Praxen und Spitälern keine Software gibt, mit der die Karten verwaltet werden könnten. Lediglich Demoversionen seien verfügbar.
Die Bundesbehörden ihrerseits betonen, das wichtigste Element der neuen Karte seien nicht die fakultativen medizinischen Angaben, sondern die administrativen Angaben wie Name, Geburtsdatum und AHV-Nummer des Versicherten. Damit sollen die Abrechnungen vereinfacht werden, sagt Daniel Dauwalder, Sprecher des Bundesamts für Gesundheit (BAG).
Und da diese Daten auch auf der Karte aufgedruckt sind, sei es nicht nötig, dass sämtliche Praxen, Apotheken und Spitäler die Karten elektronisch lesen könnten.
Die neuen Karten hätten bereits 2009 eingeführt werden sollen, doch der Bundesrat hat den Termin auf Anfang dieses Jahres verschoben. Nun sind die Krankenkassen daran, die Karten an ihre Versicherten zu verschicken. Bis Ende April sollten alle ihre Karte bekommen haben, sagt Dauwalder.
Die Einführung der Karte dürfte etwa 25 Mio CHF kosten. Die Kosten werden laut BAG nicht in die Berechnung der Prämien einbezogen.
Die neue Versichertenkarte ist der erste Baustein der "Strategie eHealth Schweiz", die der Schweizer Bevölkerung den Zugang zu einem hoch stehenden und kostengünstigen Gesundheitssystem ermöglichen soll. Gemäss BAG ist vorgesehen, bis 2015 ein eigentliches elektronisches Patientendossier einzuführen.
Bis dies Realität wird, zeigt sich die FMH nicht sehr begeistert davon, die Karte zum Speichern medizinischer Daten zu nutzen. Es gebe keine Garantie, dass die einmal registrierten Angaben immer aktuell und vollständig seien, sagt Judith Wagner von der FMH.

Passwort ändern

Soll das Profil wirklich gelöscht werden?

Ihr Abonnement konnte nicht gespeichert werden. Bitte versuchen Sie es erneut.
Fast fertig... Wir müssen Ihre E-Mail-Adresse bestätigen. Um den Anmeldeprozess zu beenden, klicken Sie bitte den Link in der E-Mail an, die wir Ihnen geschickt haben.

Entdecken Sie wöchentlich unsere attraktivsten Reportagen

Jetzt anmelden und Sie erhalten unsere besten Geschichten kostenlos in ihren Posteingang.

Unsere SRG Datenschutzerklärung bietet zusätzliche Informationen zur Datenbearbeitung.