CH/KOF-Herbstprognose: BIP soll 2011 um 2,3% wachsen - Verlangsamung 2012 (AF)
(Nach Medienkonferenz durchgehend ergänzt)
Zürich (awp) - Die Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich hat anlässlich ihrer Herbstprognosen die Schätzungen für das Wachstum der Schweizer Wirtschaft für das laufende und für das kommende Jahr nach unten angepasst. Wachstumshemmer seien die schwache US-Konjunktur, die Schuldenkrise in Europa und der nach wie vor starke Franken, begründet die KOF ihre Korrektur nach unten.
Neu erwarten die KOF-Ökonomen für 2011 noch ein Wachstum des Schweizer Bruttoinlandprodukts (BIP) von 2,3%, nachdem sie in ihrer Sommerprognose von einer Wachstumsrate von 2,8% ausgegangen waren. Für 2012 revidieren sie ihr erwartetes Wirtschaftswachstum auf +1,5% von vorher +1,9%. Im Jahr 2013 erwarten die Zürcher Konjunkturforscher dann aber wieder ein Anziehen des Wirtschaftswachstums auf eine Rate von 2,5%.
Die schwächere Entwicklung der Weltwirtschaft werde bald auch hierzulande spürbar sein, glaubt die KOF. Dazu kämen die Auswirkungen der Frankenstärke. Der jüngste Eingriff der Schweizerischen Nationalbank (SNB) sei zwar "sehr zu begrüssen", nicht zuletzt weil dieser den Unternehmen wieder Planungssicherheit gebe, sagte KOF-Leiter Jan-Egbert Sturm vor den Medien in Zürich. Allerdings sei auch bei der Wechselkursuntergrenze von 1,20 CHF je Euro die Schweizer Währung klar überbewertet.
Mit zum Wachstum in der Schweiz trage auch das wegen der Zuwanderung anhaltende Bevölkerungswachstum bei, so Sturm: In der KOF-Prognose wird dieses mit einer Rate von 1,1% angenommen. Das Wachstum des BIP pro Kopf beträgt in der Prognose für das Jahr 2012 noch gerade 0,3%. Damit sei etwa das Wachstum in Deutschland - wo die Bevölkerungszahl rückläufig ist - pro Kopf höher als in der Schweiz, kommentierte der KOF-Leiter.
Die negativen Auswirkungen der Frankenstärke und die sinkende Nachfrage aus dem Ausland führen nach Einschätzung der KOF zu einer "Delle" im Exportwachstum, deren Tiefpunkt Ende des laufenden Jahres erreicht werden wird. Das Exportwachstum werde 2012 noch 2,3% betragen, nachdem es im laufenden Jahr danke einem positiven Jahresbeginn noch für eine Zunahme von 3,9% reichen soll.
Am stärksten zu leiden haben gemäss der KOF vor allem die Dienstleistungsexporte, für die für 2012 ein deutlicher Rückgang (-1,3% ohne Fremdenverkehr) erwartet wird. Dagegen erweisen sich die Warenexporte relativ robust und dürften auch im kommenden Jahr noch zulegen (+4,0%). Offenbar sei die Nachfrage im Ausland bei vielen Gütern nicht allzu stark vom Preis abhängig, folgerte der KOF-Leiter. Eine "deutliche Schrumpfung" im laufenden und kommenden Jahr muss allerdings der Fremdenverkehr gegenwärtigen.
Die Importe durchlaufen laut KOF eine umgekehrte Entwicklung: Sie steigen 2012 mit 6,2% stärker als in diesem Jahr (2,5%). Dies liege vor allem an den sinkenden Importpreisen, die sich erst zeitverzögert bemerkbar machen.
Gestützt wird das BIP-Wachstum gemäss der Prognose der KOF von den Ausrüstungsinvestitionen. Diese dürften vom weiteren Rationalisierungsdruck wegen des starken Frankens, aber auch vom günstigen Zinsumfeld profitieren. Etwas Abflachen dürfte sich allerdings die Bautätigkeit, die dank einem Bauboom im Wohnbereich derzeit noch das "Zugpferd der Schweizer Konjunktur" ist, wie Sturm sagte.
Der private Konsum soll sich gemäss mit Wachstumsraten von 1,3% im laufenden und 1,4% im kommenden Jahr moderat entwickeln, wobei die Reallöhne wegen der niedrigen Inflation im laufenden Jahr etwas höher ausfallen werde. Bei der Arbeitslosenquote sieht die KOF den Rückgang beendet: Auch in den kommenden Jahren wird die Quote gemäss den Ökonomen rund 3% betragen.
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