CH/Kantonalbanken: VSKB-Präsident Siegenthaler will Kooperation verstärken (AF)
(Nach Medienkonferenz durchgehend neu gefasst)
Zürich (awp) - Der neue Präsident des Verbands der Schweizerischen Kantonalbanken (VSKB, Peter Siegenthaler, strebt eine verstärkte Zusammenarbeit unter den 24 Mitgliedsinstituten an. Angesichts der äusserst unterschiedlichen Kulturen der verschiedenen Kantonalbanken fasst er allerdings nur behutsame Schritte ins Auge.
Mögliche Felder für eine intensivere Kooperation sieht der seit Anfang Juli amtierende Siegenthaler etwa im Bereich Compliance und Regulation, wie er am Freitag an der Jahresmedienkonferenz des Verbands in Zürich ausführte. Hier solle sich auch der Verband "schlagkräftiger aufstellen" und seine internen Fachkompetenzen verstärken. Das werde mit einem "minimalen Ausbau" verbunden sein, betonte der ehemalige Finanzverwalter des Bundes: "Sicher wird das VSKB-Budget nun nicht verdoppelt werden."
Als weiteren Kooperations-Bereich nannte Siegenthaler das E-Banking, wo Dienstleistungen entwickelt und den Banken zur Verfügung gestellt werden könnten: "Wir wollen nicht unbedingt ein neues Gemeinschaftswerk gründen." In der Kommunikation will der Präsident die gemeinsame Marke pflegen und entwickeln. In finanzmarktpolitischen und regulatorischen Themen sollten sich die Kantonalbanken nach der Vorstellung Siegenthalers stärker einbringen.
Bezüglich der Verschärfung der Eigenmittelvorschriften für die Schweizer Banken, verwehre sich der VSKB "nicht generell" einer "vernünftigen Anpassung und differenzierten Ausgestaltung von Eigenmittelzuschlägen", so Siegenthaler weiter. Er forderte aber einen "ausreichenden Abstand" zu den Anforderungen an die systemrelevanten Institute. Mit einem Eigenmitteldeckungsgrad von rund 200% seien die Kantonalbanken gut finanziert, betonte er.
Die Kantonsinstitute stellen nach Ansicht Siegenthalers trotz ihrer grossen wirtschaftlichen Bedeutung auch kein eigentliches Systemrisiko dar. Zwar seien die einzelnen Institute natürlich für die einzelnen Kantone von grosser Bedeutung und oft auch der grösste Aktivposten in der Kantonsbilanz. "Die meisten Kantonalbanken sind aber nicht unersetzlich."
Mit Blick auf die jüngst von der SNB geäusserten Befürchtung, einer möglichen Überhitzung des Immobilienmarktes erklärte VSKB-Vizepräsident und ZKB-CEO Martin Scholl, dass die Preisentwicklung im Einklang mit den fundamentalen Faktoren stehe. Allerdings bestehe bei den Kantonalbanken eine "erhöhte Aufmerksamkeit und Sensibilisierung": Der Mahnfinger der Behörden werde ernst genommen.
Bei den Kantonalbanken zeichne sich derzeit auch eine selektivere Vergabepolitik für Hypotherkardarlehen ab, sagte Scholl: "Sicherlich kann ein Wachstum um jeden Preis auch keine Strategie sein". Der Wertberichtigungsbedarf erhöhe sich allerdings nur auf "sehr, sehr tiefem Niveau". Die Schweiz habe die Lektion aus der Immobilienkrise der 90er-Jahre gelernt, zeigte sich Scholl überzeugt: "Banker sind halt doch lernfähig."
Gemäss den Zahlen von 2009 sind die Kantonalbanken mit einem Marktanteil von 33,8% die wichtigste Kraft im Hypothekargeschäft vor den Grossbanken (31,8%). Per Mitte 2010 hatten die 24 Kantonsinstitute Hypothekarkredite über 265 Mrd CHF ausstehend.
cf