CH/Economiesuisse will Renten mit Senkung des Umwandlungssatzes sichern (AF)
(Meldung ausgebaut)
Bern (awp/sda) - Die Renten in der zweiten Säule sollen nach Ansicht der Wirtschaft sinken, damit sie sicher bleiben. Weil die Menschen länger leben und der Kapitalmarkt weniger Rendite verspricht, halten die grossen Wirtschaftsverbände die Renten heute für unverantwortlich hoch.
Deshalb soll der BVG-Umwandlungssatz, mit dem aus dem Alterskapital die Rente berechnet wird, bis 2016 auf 6,4% sinken. Der Arbeitgeber-, der Gewerbe- (sgv) und der Pensionskassenverband (ASIP) sowie der Wirtschaftsdachverband economiesuisse lancierten am Mittwoch in Bern ihre Kampagne für die Abstimmung vom 7. März.
Die veränderte Lebens- und Renditeerwartung sei "eine lapidare mathematische Tatsache, vor der wir die Augen nicht verschliessen dürfen", sagte Gerold Bührer, Präsident von economiesuisse. An diese Ausgangslage müsse sich die berufliche Vorsorge anpassen, damit die Renten langfristig gesichert blieben.
Anfang der 1990er Jahre sei es möglich gewesen, allein mit Staatsanleihen rund 5% Rendite zu erreichen, was für den heutigen Umwandlungssatz erforderlich sei, stellte Arbeitgeberpräsident Rudolf Stämpfli fest. Die gleichen Anleihen brächten heute aber nur noch rund 2 Prozent Zins ein.
Ausgerechnet die Gewerkschaften, welche die Senkung mit dem Referendum bekämpften, würden damit "die Vorsorgeeinrichtungen zum Casino-Kapitalismus zwingen". Nur mit hochspekulativen Anlagen seien die erforderlichen Renditen zu erreichen.
Wenn der Umwandlungssatz bei einem Nein am 7. März unverändert bliebe, würden nach Ansicht von sgv-Präsident Hans-Ulrich Bigler "die meisten Pensionskassen in arge finanzielle Schwierigkeiten geraten". Das würde zu Beitragserhöhungen führen, die auch den Schweizer Standort gefährdeten, da Arbeitskräfte teurer würden.
Die Senkung würde die in der Verfassung verankerten Ziele für die Vorsorge nicht gefährden, hielt Christoph Ryter, Präsident des Pensionskassenverbandes ASIP, fest. Er wies zudem darauf hin, dass der Umwandlungssatz einen Mindeststandard setze, den die einzelnen Vorsorgeeinrichtung auch übertreffen könnten. Heutige Renten seien zudem nicht betroffen von der geplanten Senkung.
Hart ins Gericht gingen die Verbände mit den Gewerkschaften. Diese griffen bei ihrer Nein-Kampagne zum Schlagwort "Rentenklau". Aber auch die Wirtschaft behilft sich emotionsgeladener Begriffe: So stellt ein "Rentenloch" fest, das durch einen "Beitragsklau" in der Höhe von jährlich 600 Millionen Franken gedeckt werde.
Diesen Betrag müssten nämlich die Versicherungen aus den Beiträgen der Erwerbstätigen aufwenden, damit sie die Renten auszahlen könnten. Damit sinke effektiv das gesparte Kapital der Versicherten. Entsprechend zeigt das Abstimmungsplakat einen Hammer, der ein rosa Sparschwein zerschlägt.
Heute liegt der BVG-Mindestumwandlungssatz bei 7%. Aufgrund einer früheren Revision sinkt er bis 2014 auf 6,8%. Gegen die weitere Senkung auf 6,4% haben die Gewerkschaften das Referendum ergriffen. Mit Hilfe der Konsumentenpresse haben sie 122'757 gültige Unterschriften gesammelt.
Auch den Satz von 6,4% halten die Wirtschaftsverbände aber für hoch, da er nach Berechnungen des Bundes immer noch eine jährliche Rendite von 4,3% erfordere. Eine periodische Überprüfung und Anpassung nach unten oder oben halten sie daher für nötig.
ch