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Bürgerpatrouillen gegen Einbrüche - Erfolgsrezept mit Fragezeichen

Gegen Einbrecher greifen Bürger auch zum Selbstschutz. (Gestelltes Bild) Keystone Archive

Statistisch wird die Schweiz immer sicherer und die Zahl der Einbrüche nimmt ab. Trotzdem fühlen sich die Bürger stärker bedroht. Einige greifen zur Selbsthilfe und patrouillieren durch ihre Siedlung. Professionelle Sicherheits-Dienstleister reagieren skeptisch.

Dieser Inhalt wurde am 15. Februar 2001 publiziert

In der Dämmerung und des Nachts streifen Bürgerpatrouillen mit Taschenlampe und Handy durch das Einfamilienhaus-Quartier und melden verdächtige Vorgänge der Polizei. Durch ihre Präsenz demonstrieren sie, dass die Nachbarschaft im Quartier aufeinander schaut. Das soll Einbrecher abschrecken.

Baselland: Gemeindepräsident gründet Patrouille

"Seit wir patrouillieren hatten wir keine Einbrüche in Giebenach", sagt der Gemeindepräsident des Dorfes, Benjamin Flubacher. Er gründete vor zwei Jahren eine Bürgerpatrouille. Dass es keine Einbrüche mehr gab, ist für ihn Beweis genug, dass die Massnahme wirkt.

Meinrad Stöcklin, Mediensprecher der Polizei Basel-Landschaft, ist skeptischer: "Die Kriminalstatistik im ganzen Kanton ist gesunken, wir stehen bei den Einbrüchen gar nicht schlecht da."

Die Polizei habe, so Stöcklin, durchaus Interesse an aufmerksamen Bürgern. Aber: "Wir haben die Patrouillen angewiesen, die geringsten Beobachtungen zu melden. Keinesfalls sollen sie eine Konfrontation eingehen."

Auch die Luzerner Polizei begrüsste die Gründung einer Bürgerwehr in Ebikon vor zwei Jahren nicht: "Schon bevor die Bürgerwehr gegründet wurde, hatten wir unsere Polizeipräsenz während der Dämmerung verdoppelt. Wir haben sofort das Gespräch gesucht. Mittlerweile patrouillieren die Leute nicht mehr", erklärte Franz Baumeler der Kantonspolizei Luzern gegenüber swissinfo. Im Kanton Luzern sanken die Einbruchszahlen seit 1997.

Securitas: "Unsere Leute haben Schweigepflicht"

Die grösste Schweizer Bewachungsfirma, Securitas, ist ebenfalls nicht begeistert von den Bürgerinitiativen. "In der Regel sind die Leute nur sehr rudimentär ausgebildet, da kann es zur Selbstgefährdung kommen", sagte Securitas-Mann Martin Graf zu swissinfo. Er wirft noch einen weiteren Punkt auf: "Es geht auch um Diskretion. Wenn Nachbarn bei Nachbarn kontrollieren, ist das nicht immer nur gut für den Frieden im Quartier. Unsere Leute sind demgegenüber an eine Schweigepflicht gebunden."

In mehreren Schweizer Gemeinden patrouillieren Securitas-Angestellte und übernehmen so die gleiche Aufgabe wie die Bürgerinitiativen. Securitas-Patrouillen seien, so Graf, besonders bei Gemeinden in der Zürcher Agglomeration beliebt, während deren Akzeptanz in der Romandie gering sei und in der Zentralschweiz eher zur Selbsthilfe gegriffen werde.

Bewaffnung als Knackpunkt

Ob diese Bürgerpatrouillen auch bewaffnet sind, behalten die Beteiligten für sich. Allzu viel Medieninteresse liegt den Verantwortlichen nicht. "Wir machen das für unser Dorf und nicht für die Medien", sagte Gemeindepräsident Flubacher zu swissinfo.

Philippe Kropf

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