BMW fährt der Konkurrenz davon - Aktienkurs steigt (2.AF)
(Neu: Aussagen aus der Telefonkonferenz)
MÜNCHEN (awp international) - BMW fährt dank der hohen Autonachfrage auf Rekordkurs und hält dabei die Konkurrenz auf Distanz. "Wir sind auf einem guten Weg, auch 2011 der weltweit führende Premiumhersteller zu bleiben", sagte Konzernchef Norbert Reithofer am Dienstag in München. Im zweiten Quartal erzielte der Münchner Autobauer neue Bestmarken bei Umsatz, Absatz und Ergebnis.
Unter dem Strich verdiente der Autobauer zwischen April und Juni 1,8 Milliarden Euro - mehr als doppelt so viel als vor einem Jahr. Der Umsatz kletterte um 16,5 Prozent auf 17,89 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) betrug im zweiten Jahresviertel 2,86 Milliarden Euro, 2,4 Milliarden Euro davon kamen aus der Autosparte. Mit den Wagen der Marken BMW, Mini und Rolls-Royce erzielte BMW eine Marge von 14,4 Prozent und liess damit die Rivalen weit hinter sich. Daimler kam mit seiner Personenwagensparte vergleichsweise nur auf eine Rendite von 10,7 Prozent, die Ingolstädter VW-Tochter Audi erzielte 11,8 Prozent.
AKTIE STEIGT
Die Börse wertete die BMW-Zahlen positiv. Die Titel notierten am Mittag mit mehr als einem Prozent im Plus und kletterten an die Spitze des Leitindex Dax . BMW habe die Erwartungen übertroffen, sagten Börsianer in ersten Reaktionen. Die Profitabilität nannte Commerzbank-Analyst Daniel Schwarz "herausragend". Auch kam gut an, dass BMW an seinen Zielen für 2012 festhält, die unter anderem eine EBIT-Marge von acht bis zehn Prozent bei den Autos vorsehen.
Trotz der jüngst angehobenen Prognose für das Gesamtjahr äusserte sich das BMW-Management mit Blick auf den weiteren Jahresverlauf etwas vorsichtiger. Finanzvorstand Friedrich Eichiner wollte sich nicht darauf festlegen, ob auch im zweiten Halbjahr eine zweistellige Marge erreicht werden könne. "Die globalen Risiken für einen weiteren Aufschwung nehmen tendenziell eher zu als ab", sagte Konzernchef Reithofer. Für den Marktstart neuer Modelle rechnet der Vorstand mit Kosten von einer halben Milliarde Euro. "Die sehr hohe EBIT-Marge in diesem Quartal werden wir bis zum Jahresende aus heutiger Sicht nicht fortschreiben können", sagte Eichiner.
BASISEFFEKTE
Weil schon das zweite Halbjahr des Vorjahres sehr gut gelaufen sei, würden die Steigerungsraten in der zweiten Jahreshälfte nicht mehr so hoch ausfallen wie zuletzt, erläuterte Reithofer. Im Juli seien nach vorläufigen Berechnungen mindestens sieben Prozent mehr Autos verkauft worden als im Vorjahresmonat. Im zweiten Quartal wuchsen die Auslieferungen noch um 18,5 Prozent auf 450.608 Autos. Für das Gesamtjahr hat sich BMW ein Absatzplus von zehn Prozent auf mehr als 1,6 Millionen Wagen vorgenommen. Die EBIT-Marge im Autogeschäft soll im Gesamtjahr zweistellig ausfallen. "Wir streben im laufenden Geschäftsjahr ein neues Rekordergebnis vor Steuern an", fügte Konzernchef Reithofer hinzu.
Die Nachfrage sei derzeit so hoch, dass BMW mehr Autos verkaufen könnte, wenn die Werke nur mehr Wagen produzieren könnten. Die Werksauslastung liege bei 102 Prozent, sagte Reithofer. "Mir ist dieses Problem lieber als die Probleme im Jahr 2008 und 2009", sagte der Manager mit Anspielung auf den Markteinbruch während der Wirtschaftskrise. Die Produktionskapazitäten im US-Werk Spartanburg, aus dem die beliebten Geländewagen kommen, sollen im nächsten Jahr auf 300.000 Stück jährlich steigen. Daneben prüfe der Vorstand, ob an dem Standort künftig auch Limousinen gebaut werden sollen.
POSITVE SONDEREFFEKTE
Die hohe Profitabilität ist laut Finanzvorstand Eichiner zum Teil auf die niedrigeren Produktionskosten zurückzuführen. "Es wirken jetzt alle Hebel, die wir im Rahmen der Strategie 'Number One' gestellt haben." Mit den neuen Modellreihen, wie der neuen Generation des 1ers, der im Herbst auf den Markt kommt, würden die Kostenvorteile noch weiter steigen.
Zum Gewinnsprung trug aber auch ein Sondereffekt aus aufgelösten Rückstellungen von 464 Millionen Euro bei. Grund sind geringere Risiken, dass Kunden ihre Auto-Kredite nicht zurückzahlen oder ihre Leasingraten nicht bezahlen können und dass BMW höhere Gebrauchtwagenpreise für zurückgenommene Leasingfahrzeuge erzielen kann./dct/jha/tw
--- Von Dorothee Tschampa, dpa-AFX ---