Bilfinger Berger bekräftigt nach robustem Jahresstart Prognose (Zus)
MANNHEIM (awp international) - Der Bau- und Dienstleistungskonzern Bilfinger Berger hat nach einem unerwartet robusten ersten Quartal seine Prognose für 2010 bekräftigt. Trotz des strengen Winters hat sich der Gewinn von Januar bis März auf 48 (Vorjahr: 23) Millionen Euro mehr als verdoppelt, wie der MDax-Konzern am Montag mitteilte. Das Dienstleistungsgeschäft war erneut ein wichtiger Treiber. Auch das Ingenieurbaugeschäft verbesserte sich deutlich. Die Mannheimer profitierten auch von der erstmaligen Einbeziehung des Industrie- und Kraftwerksdienstleisters MCE. Gleichzeitig änderte der Konzern seine Berichterstattung grundlegend. So gilt das zum Verkauf gestellte Australien-Geschäft als nicht fortzuführendes Geschäft.
Nach Bau-Rückschlägen hatte der Konzern 2009 einen radikalen Umbau eingeleitet. Die Mannheimer wollen ihr Baugeschäft dabei um zwei Drittel verringern. Ein wichtiger Schritt ist der Verkauf der Beteiligung Bilfinger Berger Australia. Die Erlöse sollen zur Stärkung des Dienstleistungsgeschäfts verwendet werden. Der Verkaufsprozess von Bilfinger Berger Australia komme "wie geplant" voran, sagte Konzernchef Herbert Bodner. Der Börsengang sei eingeleitet, als Zeitpunkt sei Mitte des Jahres vorgesehen. Im ersten Quartal blieb die Leistung mit 1,773 Milliarden Euro im fortzuführenden Geschäft nahezu unverändert. Inklusive Australien kletterte die Leistung leicht. Das operative Ergebnisses vor Zinsen und Steuern (EBIT) legte ohne Australien auf 49 (23) Millionen Euro zu.
Am Finanzmarkt war die Reaktion positiv. Analysten und Händler zeigten sich positiv überrascht. Die Aktien legten in einem sehr festen Marktumfeld um 9,52 Prozent auf 48,295 Euro zu, während der MDax um 6,02 Prozent auf 8.096,75 Punkte kletterte. Einem Händler zufolge fielen die Ergebnisse besser aus als erwartet. Dabei konstatierte Commerzbank-Analyst Norbert Kretlow Rückenwind vom starken Baugeschäft. Der entscheidende Faktor sei diesmal nicht der Dienstleistungsbereich gewesen, sondern das klassische Baugeschäft. Analyst Arne Menzel von der Landesbank Baden-Württemberg sprach ebenfalls von einem starken Start.
OPERATIVES ERGEBNIS SOLL ÜBERPROPORTIONAL STEIGEN
Für das Gesamtjahr rechnet Bodner weiter mit einer Leistungszunahme im fortgeführten Geschäft und einer überproportionalen Steigerung des operativen Ergebnisses sowie des Gewinns. Der Konzern stützt sich Ende März auf einen Auftragsbestand von 8,941 Milliarden Euro. Dies entspricht einem Zuwachs von sechs Prozent. Der Auftragseingang blieb mit 2,122 Milliarden Euro stabil. Im Vorjahr hatte der Konzern bei einer fortzuführenden Leistung von 7,7 Milliarden Euro ein EBIT von 173 Millionen Euro und einen Gewinn von 80 Millionen Euro erwirtschaftet. Das Australien-Geschäft werde bis zum Verkauf noch zum Gewinn beitragen. Hinzu kämen Verkaufsgewinne.
Das Dienstleistungsgeschäft bleibt Hauptergebnislieferant. So wuchsen die Industriedienstleistungen im ersten Quartal wegen der Übernahme von MCE deutlich. Auch für 2010 seien ein Anstieg der Leistung und eine weitere Steigerung des Ergebnisses zu erwarten. Ähnlich positiv sieht der Konzern die Perspektiven für Kraftwerksdienstleistungen. Die Kapazitäten seien stark ausgelastet. Bei den Baudienstleistungen seien die Perspektiven etwas gedämpfter. So werde hier im laufenden Jahr wegen des reduzierten Hochbauvolumens eine geringere Leistung erwartet, während das EBIT über dem Vorjahreswert liegen dürfte. Im Baugeschäft dürfte die Leistung 2010 bei einem deutlich positiven Ergebnis weiter sinken.
Für das Baudebakel in Köln nimmt das Unternehmen keine Rückstellungen vor. Dies sei in Anbetracht der Sachlage und des bestehenden Versicherungsschutzes aus heutiger Sicht nicht erforderlich, sagte Bodner. Die wirtschaftlichen Risiken, die sich aus dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs im Jahr 2009 ergeben könnten, habe der Konzern analysiert. Noch sind die genauen Hintergründe des Einsturzes nicht geklärt./jha/tw