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Bettag: "Danken und Denken"

Ob wir danken oder denken - wir kommen um eines nicht herum: Um die Verantwortung, gebiete sie sich nun vor Gott oder vor den Menschen. Keystone

Bundespräsident Moritz Leuenberger hat in seiner Bettagsrede die Verantwortung aller Menschen, Institutionen und Staaten für eine gerechte und soziale Welt hervorgestrichen. Der Terror in den USA habe die Ohnmacht und Verletzlichkeit der Menschen aufgezeigt.

Dieser Inhalt wurde am 16. September 2001 publiziert

"Wir wollten nicht glauben, dass so etwas im 21. Jahrhundert noch möglich ist", sagte Leuenberger am Sonntagmorgen in der Abbatiale von Payerne FR. Politiker aus der ganzen Welt hätten nach den Anschlägen der letzten Woche vor laufenden Kameras Gott um Beistand angerufen.

Leuenberger erwähnte die Errungenschaften unserer Zivilisation, die das vermeintlich sichere Gefühl vermittelt hätten, dass man sein Schicksal in der eigenen Hand halte. Halte die Technik indes einmal nicht, was sie versprochen habe, verdränge man das beklemmende Gefühl der Ohnmacht und spreche von einer Panne.

Nicht alles unter Kontrolle

"Panne ist das moderne Wort für Schicksal geworden", sagte der Bundespräsident. "Unsere Devise heisst darum nicht beten, sondern vorsorgen; nicht danken, sondern denken." Büssen sollen demnach jene, welche die Technik nicht im Griff hatten, sagte Leuenberger.

Doch trotz aller Fortschritte in Medizin, Technik und Politik "haben wir längst nicht alles unter Kontrolle." Die Anschläge in den USA - besonders jener auf das Pentagon als Symbol für absolute Sicherheit - hätten auch uns getroffen. Sie führten vor Augen, dass es diese Sicherheit nicht gebe.

"Ob Bergrutsch, Flugzeugabsturz, ein Sturm wie Lothar, ob Aids, Krebs oder Alzheimer - ständig werden wir mit unseren Grenzen konfrontiert", sagte Leuenberger. Trotz aller persönlicher, wissenschaftlicher und politischer Vorsorge "kennen wir also auch heute Ohnmacht, Resignation und Angst."

Verantwortung übernehmen

Gläubige würden mit Gebeten vor Gott treten. Nicht Gläubige beriefen sich auf die menschliche Vernunft. "Ob wir danken oder denken - wir kommen um eines nicht herum: Um die Verantwortung, gebiete sie sich nun vor Gott oder vor den Menschen."

Jeder und jede könne Verantwortung übernehmen in diesem Land, sagte Bundespräsident Leuenberger weiter. So werde in unterschiedlichen Gebieten Grosses geleistet. Doch vieles könnten wir nur gemeinsam tun. Es brauche die Gemeinschaft.

Und in dieser Gesellschaft dürfe es keine Menschen geben, "die arbeiten und dennoch zu wenig zum Leben haben. Es darf nicht rechtlose Menschen geben, denen die amtliche Anerkennung verwehrt wird. Und es darf nicht Mitmenschen geben, die seit Geburt bei uns wohnen und nicht eingebürgert werden."

Verantwortung betreffe auch den Staat und die Staatengemeinschaft. Kein einzelner Staat könne die grosse Aufgabe, gerechtere Strukturen zu schaffen, allein angehen. Auch diese Gemeinschaft sei nicht perfekt. Dieses Bewusstsein unserer Grenzen müsse zu Bescheidenheit und Demut führen. Daran erinnere der Bettag.

swissinfo und Agenturen

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