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Banken meiden Argentinien

Die Wirtschaftskrise in Argentinien erfasst immer breitere Kreise. Im Dezember eskalierte die Lage, es kam zu Plünderungen. Viele Menschen befürchten, all ihre Ersparnisse verloren zu haben. Keystone Archive

Die Banken der Industrieländer haben ihr Engagement in Argentinien im dritten Quartal letzten Jahres weiter zurückgenommen.

Dieser Inhalt wurde am 28. Januar 2002 publiziert Minuten

Wie aus der jüngsten Statistik der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) weiter hervorgeht, fiel der Abbau der Forderungen im Falle der Schweizer Banken besonders markant aus.

Im Unterschied zu Argentinien, das in einer tiefen Wirtschaftskrise steckt, hielten die Banken der wichtigsten Industrieländer ihr Engagement in anderen Schwellenländern im Berichtsquartal insgesamt praktisch auf unverändertem Niveau.

Nach öffentlichem Sektor die Banken

Gemäss den für Montag freigegebenen Zahlen der BIZ sanken die konsolidierten Forderungen der Banken der wichtigsten Industrieländer gegenüber Argentinien im dritten Quartal 2001 im Vergleich zum Vorquartal um 5% auf 82 Mrd. Dollar. Seit Beginn des letzten Jahres machte der Rückgang 10% aus.

Vom Abbau der Kredite waren vor allem argentinische Banken betroffen. Im Vorquartal hatte vor allem der öffentliche Sektor den Rückzug am stärksten zu spüren bekommen.

US-Banken grösste Gläubiger

Was die länderweise Verteilung der Forderungen gegenüber Argentinien betrifft, so ergaben sich bei den grössten Gläubigern keine bedeutenden Änderungen im dritten Quartal 2001. Mit ausstehenden Forderungen von 23 Mrd. Dollar blieben die US-Banken die grössten Gläubiger, gefolgt von den spanischen Banken mit 20 Mrd. Dollar.

Zusammen hatten die amerikanischen und spanischen Banken damit einen Anteil von 53% am Total der Forderungen. Mit je rund 7 Mrd. Dollar folgten die Banken Deutschlands, Grossbritanniens und Italiens mit deutlichem Abstand.

Erstaunliche Schwankungen - keine Erklärungen

Ein Blick in das Zahlenmaterial der BIZ fördert im Falle der Schweizer Banken erstaunliche Schwankungen bei den Forderungen gegenüber Argentinien zu Tage. Sie bauten ihr Engagement im Berichtsquartal um mehr als die Hälfte von 3,3 Mrd. auf 1,6 Mrd. Dollar ab.

Damit wurde wieder das Niveau vom März letzten Jahres erreicht, nachdem die Schweizer Banken als einziges der grossen Bankensysteme ihr Engagement in Argentinien im zweiten Quartal massiv aufgestockt hatten. Erklärungen zu diesem Auf und Ab waren weder bei der BIZ noch bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB) zu erhalten.

Ein SNB-Statistiker wies auf Anfrage darauf hin, dass die Auslandforderungen der Banken generell grossen Schwankungen unterworfen seien. Sie werden zu mehr als 80% von den beiden Grossbanken dominiert.

Im Falle Argentiniens waren laut dem SNB-Statistiker vom Rückgang im dritten Quartal vor allem kurzfristige Interbank-Forderungen mit einer Laufzeit von weniger als einem Jahr betroffen.

Keine Transparenz zu einzelnen Staaten

Die Grossbanken selber legen ihr Engagement im Falle von einzelnen Ländern nicht offen. Die UBS schlüsselt ihre Risiken in den so genannten Emerging Markets einmal pro Jahr nach Regionen auf.

Im Falle von Lateinamerika wurden per Ende letzten Jahres 4,268 Mrd. Franken ausgewiesen. Das war weniger als die Hälfte ein Jahr zuvor.

Bei der Credit Suisse Group liegen Quartalszahlen für das Exposure der Credit Suisse First Boston (CSFB) in den Emerging Markets vor. Sie zeigen, dass das Engagement in den Americas im ersten Halbjahr 2001 kräftig ausgebaut wurde, nämlich von 2,068 Mrd. auf 3,405 Mrd. Dollar. Im dritten Quartal ging das Exposure leicht zurück auf 3,394 Mrd. Dollar.

swissinfo und Agenturen

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