Auslandsabenteuer der Telekom belasten weiter - Einsparungen greifen (2. AF)
(neu: Aussagen aus Pressekonferenz, Details, Aktienkurs)
BONN (awp international) - Die teuren Abenteuer im Ausland machen dem ehemaligen Monopolisten Deutsche Telekom weiter zu schaffen. Während im Inlandsgeschäft die Einsparungen greifen, schrumpfen die Auslandsbeteiligungen wegen starken Wettbewerbs und Konjunkturproblemen. Wegen hoher Kosten für Vorruhestandsregelungen blieben unter dem Strich netto mit 348 Millionen Euro Gewinn 27 Prozent weniger übrig als ein Jahr zuvor. Der Konzernumsatz sank im zweiten Quartal ohne die aufgegebene US-Mobilfunksparte im Vorjahresvergleich um 3,3 Prozent auf knapp elf Milliarden Euro. Die selbst gesteckten Jahresziele wollen die Bonner aber weiter erreichen. Der Markt nahm die Erfolge bei den Kostensenkungen gut auf: Die Aktie lag am Mittag mit plus 1,85 Prozent auf 10,445 Euro an der Dax-Spitze .
Mit dem Kostensenkungsprogramm "Save for Service" habe der Konzern in Deutschland im ersten Halbjahr netto eine halbe Milliarde Euro eingespart, sagte Finanzvorstand Timotheus Höttges auf der Pressekonferenz. Die operative Marge stieg im zweiten Quartal auf mehr als 40 Prozent. Zudem läuft das Geschäft mit dem mobilen Datenverkehr in Deutschland besser als in den anderen Regionen. Den Umsatz mit dem mobilen Internet steigerte der Konzern um mehr als 30 Prozent. Im Mobilfunk insgesamt habe man ohne Regulierungseffekte auf gleichem Niveau wie im Vorjahr gelegen, hiess es. Inklusive der Kürzung der sogenannten Terminierungsentgelten im Dezember 2010 sanken die Serviceumsätze im Mobilfunk jedoch um 3,4 Prozent. Terminierungsentgelte erhalten die Mobilfunkbetreiber für die Weiterleitung der Gespräche in ihre Netze.
KONJUNKTURSORGEN IN EUROPA UND SCHWACHER DOLLAR
Konzernchef René Obermann machte für das schwache Abschneiden im Europageschäft den hohen Wettbewerbsdruck und die schwierigen Konjunkturverhältnisse verantwortlich. Das Management hoffe nun, dass sich die Konjunktur positiv entwickle. Griechenland bilde vom Gesamtbild noch immer eine Ausnahme. Hier müsse abgewartet werden, wie sich die drastischen Sparmassnahmen der griechischen Regierung auswirkten. Finanzvorstand Höttges schloss nicht aus, dass die Bonner auf den Anteil an der griechischen Telefongesellschaft OTE, vor drei Jahren als Wachstumsbringer gekauft, weitere Abschreibungen vornehmen müssen.
Stark sinkende Umsätze von jeweils über acht Prozent in Griechenland, Rumänien und Ungarn drückten das bereinigte operative Ergebnis im Segment Europa um 8,0 Prozent. Noch schlechter lief es im zum Verkauf stehenden US-Mobilfunkgeschäft. Die Umsätze sanken um mehr als 16 Prozent, operativ verdiente der Konzern rund ein Fünftel weniger als ein Jahr zuvor. Nach Angaben des Unternehmens war die Schwäche des US-Dollars dabei für den Grossteil des Rückgangs verantwortlich. Auf Dollarbasis verlor die US-Tochter jedoch ebenfalls rund fünf Prozent der Erlöse. Finanzvorstand Höttges konnte der schwachen US-Währung aber auch positives abgewinnen. Die Nettoverschuldung profitiere vom schwachen Dollar in einer Grössenordnung von rund 900 Millionen Euro.
RÜCKGANG BEI KUNDENZAHLEN UND GUTER BARMITTELZUFLUSS
In Deutschland ist der Ex-Monopolist weiterhin einem starken Wettbewerbsdruck ausgesetzt. Im zweiten Quartal verlor die Telekom erwartungsgemäss 295.000 Festnetzanschlüsse (entspricht rund 1 Prozent) und 57.000 Mobilfunkkunden. Auch in den USA waren es rund 50.000 Kunden weniger. Der einzige Geschäftsbereich mit Umsatzwachstum war das Systemgeschäft. Hier erlöste das Unternehmen 1,5 Prozent mehr. Das operative Ergebnis des Bereichs konnte dabei nicht mithalten und ging um rund ein Siebtel auf 197 Millionen Euro zurück. Die Telekom begründete den Rückgang mit Anlaufkosten für Grossaufträge.
Der Barmittelzufluss (Free Cash Flow) stieg im Vorjahresvergleich um rund 19 Prozent auf 1,77 Milliarden Euro. Bei der Dividendenpolitik wolle das Unternehmen auch trotz eventuell höherer Investitionen keine Änderungen vollziehen, sagte Obermann. Die Nettoverschuldung sank im Vergleich zum Vorjahr um rund 2,9 Milliarden Euro. Im Gesamtjahr will das Unternehmen weiterhin etwas mehr Bares einnehmen als 2010. Damals waren es 6,5 Milliarden Euro.
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