AUSBLICK/CS Q2: Konzerngewinn von 1'039 Mio CHF erwartet
Zürich (awp) - Die Schweizer Grossbank Credit Suisse veröffentlicht am Donnerstag, 28. Juli, das Geschäftsergebnis zum zweiten Quartal 2011. Analysten haben dazu die folgenden Schätzungen:
Q2 11E
In Mio CHF AWP-Konsens Q2 10A
Konzerngewinn 1'039 1'593
Konzerngewinn* 1'390 1'806
Ergebnis IB* 556 784
Ergebnis PB* 800 874
In Mrd CHF
Verwaltete Vermögen 1'232 1'243
Nettoneugeld 16,3 14,5
*vor Steuern
FOKUS: Die Situation an den Finanzmärkten hat sich im zweiten Quartal 2011 unvorteilhaft auch für die Credit Suisse gestaltet. Die Schuldenkrise in Europa und den USA hat vielen Anlegern die Lust am Investieren verdorben. Zudem hat sich der Franken in zweiten Quartal gegenüber den wichtigsten Währungen weiter verteuert. Entsprechend gehen die Marktteilnehmer davon aus, dass die CS wie die UBS im zweiten Jahresviertel deutlich geringere Erträge sowohl im Vergleich zum Vorquartal als auch zum Vorjahr erzielt hat.
Auch auf Ebene Gewinn rechnen Experten ebenfalls mit einem Rückgang gegenüber dem Vorquartal und dem Vorjahr. Allerdings wird erwartet, dass die Bank im zweiten Quartal deutlich geringere Wertberichtigungen auf eigene Verbindlichkeiten als im Vorquartal (467 Mio CHF) und im Vorjahr (600 Mio CHF) hat vornehmen müssen.
Im Zentrum des Interesses steht das Investment Banking, nachdem die UBS und amerikanische Institute wie Goldman Sachs in diesem Geschäft deutlich stärker unter den widrigen Marktverhältnisse litten, als befürchtet worden war. Goldman Sachs lieferte vor allem im Hypothekar- und im Rohstoffgeschäft enttäuschende Quartalszahlen ab. Die Credit Suisse gilt hinter Goldman als die Nummer zwei in diesen Segmenten. RMBS (Residential Mortgaged Backed Securities) tragen gemäss SocGen 15% zu den Handelsumsätzen des Bereichs Fixed Income, Commodities and Currencies (FICC) bei.
Angesichts der schwierigen Marktverhältnisse wurde jüngst in den Medien spekuliert, dass die CS angesichts der Marktflaute ein Sparprogramm lancieren und bis zu 1'000 Mitarbeiter - vornehmlich im Investmentbanking - entlassen werde, um so 800 Mio CHF zu sparen. Nachdem am Dienstag die UBS ein Sparprogramm angekündigt hat, hat dieses Gerücht an Plausibilität gewonnen.
Die Unlust der Anleger zu neuen Engagements dürfte auch das Geschäft in der Vermögensverwaltung (WM) belastet haben. Die anhaltende Stärke des Frankens gegenüber den wichtigsten Währungen wird negative Spuren in den verwalteten Vermögen hinterlassen haben. Da diese zum grössten Teil in Fremdwährungen gebucht sind, was sich entsprechend negativ auf die Erträge auswirkt, die Kosten in dieser Division aber schwergewichtig in der Schweiz anfallen, dürfte die Bruttomarge gelitten haben. Entsprechend wird erwartet, dass die Bruttomarge wieder etwas schlechter als im ersten Quartal ausgefallen ist. Damals schon hatte sie sich gegenüber dem vierten Quartal von 120 auf 118 Basispunkte vermindert.
Die Experten gehen im weiteren davon aus, dass das Private Banking erneut beachtliche Kundengelder anziehen konnte, wenngleich nicht mehr im selben Umfang wie im vorangegangenen Jahresviertel. Im ersten Quartal 2011 hatte die Bank einen Neugeldzufluss von 19,1 Mrd CHF, davon alleine 18,0 Mrd CHF im PB verzeichnet.
ZIELE: Die Credit Suisse zeigte sich im April anlässlich der Veröffentlichung der Erstquartalszahlen zuversichtlich für das zweite Jahresviertel. Einen konkreten Ausblick gewährte das Management nicht.
CFO David Mathers bestätigte aber die im Februar gesetzten Mittelfristziele. Die Bank will über die kommenden drei bis fünf Jahre eine Eigenkapitalrendite von über 15% erwirtschaften. Im Bereich Private Banking hat sie sich ein Margenziel vor Steuern von 40% sowie einen Neugeldzuwachs von jährlich über 6% zum Ziel gesetzt. Im Asset Management strebt CS eine Vorsteuermarge von über 35% und ebenfalls einen Neugeldzufluss von jährlich über 6% an. Im Investment Banking wird eine Vorsteuermarge von 25% angepeilt.
PRO MEMORIA: Die Folgen der Finanzkrise werfen noch immer ihren Schatten auf die Credit Suisse. In der Jagd nach Steuersündern haben die amerikanischen Behörden ihre Ermittlungen im Juli auch auf die Grossbank ausgeweitet. Bisher waren nur einzelne Mitarbeiter des Instituts von den Behörden belangt worden. Von Beobachtern wird vermutet, dass es bei dieser Auseinandersetzung letztlich zu einem Vergleich kommen wird. Spekulationen zufolge dürfte dieser die CS aber über 1 Mrd USD kosten. Marktteilnehmer erwarten vom Management diesbezüglich eine Stellungnahme anlässlich der Veröffentlichung des Quartalsberichts.
Ebenfalls unter die Rubrik Folgen der Finanzkrise gehört der Umstand, dass die CS dem Halbleiterhersteller STMicroelectronics im Rahmen der Anfang Juni angekündigten Schadenersatzzahlung eine Summe von 356,8 Mio USD ausbezahlt. Dieser Betrag decke alle Verluste und Kosten, welche im Rechtsfall um sogenannte Auction Rate Securities (ARS) angefallen seien, wie Anfang Juni bekannt wurde. Für diesen und weitere ARS-Fälle hatte die CS Rückstellungen von insgesamt 766 Mio CHF vorgenommen.
Noch offen ist der Ausgang der Abklärungen der Staatsanwaltschaft Düsseldorf, die im Falle mutmasslicher Steuerhinterziehung von CS-Kunden in Deutschland ermittelt.
In der parlamentarischen Beratung befindet sich noch die Botschaft des Bundesrates zur Änderung des Bankengesetzes (Too-Big-to-fail Problematik). Der bundesrätliche Vorschlag sieht unter anderem vor, dass die beiden Grossbanken UBS und CS ihre Aktiven mit bis zu 19% Eigenkapital unterlegen müssen. Nach dem Standard Basel III sind dagegen nur 10,5% nötig. Nach Bekanntgabe der Vorschläge erhoben die Grossbanken Kritik daran.
sig/gab/dm