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Makler befürchten Brexit-Verluste von Amateurinvestoren

Der Online-Börsenmakler Swissquote will sich nicht noch einmal die Finger verbrennen. Keystone

Banken und professionelle Händler stehen Schlange, um von der Volatilität im Zusammenhang mit der britischen Abstimmung über die EU-Mitgliedschaft zu profitieren. Auch Amateurinvestoren hoffen, bei der Abstimmung vom 23. Juni Kasse zu machen, was gewisse Online-Plattformen wegen möglicher Verluste vorsichtig machte.

Dieser Inhalt wurde am 21. Juni 2016 publiziert
Matthew Allen, Zürich

Swissquote, einer der grössten Online-Börsenmakler der Schweiz mit mehr als 230'000 Kundenkonten, ist sich besser als viele andere der Risiken bewusst, dass Amateurinvestoren ihrer Sache nicht mehr gewachsen sein könnten. Im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen 25 Millionen Franken uneinbringliche Forderungen abschreiben müssen, als Konteninhaber vom Entscheid der Schweizerischen Nationalbank, den Euro-Mindestkurs zum Franken aufzugeben, bös überrascht wurden und riesige Verluste einfuhren.

Mit Blick auf die Brexit-Abstimmung hat Swissquote daher entschieden, das Volumen der Einsätze ihrer Kunden zu begrenzen: Durch eine Erhöhung des Eigenkapitalanteils (Margen-Rate) bei Devisengeschäften von 1% auf 5%. Händler, welche die Plattform nutzen, müssen also fünf Mal mehr Kapital aufbringen, um das Risiko von Geschäften zu decken, die schief gehen könnten.

Anders gesagt: Mit 50'000 Franken ihres eigenen Geldes können Swissquote-Nutzer also nun nur noch mit einer Million Franken auf Wechselkurse spekulieren – statt der sonst üblichen fünf Millionen Franken.

Andere Online-Börsenmakler folgten dem Beispiel von Swissquote, darunter die Plattform Cornér Trader der Cornér Bank, die in Genf ansässige IG Bank und die Schweizer Ableger der Saxo Bank.

Die Abstimmung vom 23. Juni in Grossbritannien stellt für die Börsenhändler perfekte Bedingungen dar: Ein geplantes Ereignis mit einem äusserst ungewissen Ergebnis (Umfragen lassen noch immer kein klares Resultat erwarten), das zu grossen Schwankungen der Marktpreise in beide Richtungen führen könnte, je nachdem, wie die Stimmabgabe ausgeht.

Volatile Wechselkurse

Das britische Pfund hat gegenüber dem Schweizer Franken seit Januar bereits 7% an Wert verloren. Einige Analysten glauben, dass das Pfund gegenüber dem US Dollar um 20% tauchen könnte, falls die Befürworter des sogenannten Brexit die Abstimmung für sich entscheiden können.

Dazu kommt, dass ein Austritt Grossbritanniens aus der EU fast sicher auch auf den Handelswert des Euro drücken würde. Der Franken lag jüngst gegenüber dem Euro bereits auf einem Sechs-Monate-Hoch.

Andererseits würde ein Abstimmungsentscheid für einen Verbleib Grossbritanniens in der EU wahrscheinlich das Pfund stärken und einen Grossteil des Abwärtsdrucks wieder rückgängig machen, der in diesen letzten Wochen der Unsicherheit auf der britischen Währung lastete.

Neben dem Devisenhandel dürften am 23. Juni auch die Obligationen- und Derivatemärkte Gewinner oder Verlierer sehen. Professionelle Händler, vor allem in London, wo die meisten europäischen Investment-Banker zu finden sind, erklären, selten sei ein Ereignis in jüngster Zeit mit derart viel Spannung erwartet worden wie die Brexit-Abstimmung.

Verschiedene Medien verwiesen darauf, dass Händlerteams in allen wichtigen Investmentbanken angewiesen wurden, am Donnerstag die Nacht durchzuarbeiten. Es wird erwartet, dass die ersten Resultate der Abstimmung ab etwa 22 Uhr Schweizer Zeit bekannt werden.

Schweizer Privatbanken genossen auch in aller Ruhe einige Vorzüge, die sich aus der Unsicherheit im Vorfeld der Abstimmung ergaben. Investoren, denen der Risikoappetit von Investmentbankern oder Tageshändlern abgeht, verschoben Vermögenswerte in sichere Häfen wie den Schweizer Franken.

Sollte der Brexit Wirklichkeit werden, erwarten Schweizer Privatbanker, dass dieser Zufluss an Bargeld zu einer Flut anschwellen wird.

"Wenn es zu grösseren Korrekturen kommt, versuchen Kunden immer zuerst, ihre Vermögenswerte zu schützen", erklärte Jürg Zeltner, Leiter der Vermögensverwaltung bei der Schweizer Grossbank UBS, jüngst gegenüber der Agentur Reuters. "Viele Kunden sitzen auf 30% und mehr Bargeld. Sie werden dieses an einen Ort verschieben wollen, den sie als sicheren Hafen erachten."

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

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