Zeugin im Kachelmann-Prozess schliesst Vertrag mit Illustrierten ab
Mannheim - Im Prozess um Wettermoderator Jörg Kachelmann hat eine Frauenärztin den Zustand des mutmasslichen Opfers nach der angeblichen Vergewaltigung als "ruhig und gefasst" beschrieben. Die Frau habe berichtet, dass sie mit einem Messer bedroht worden sei.
Das sagte die Ärztin vom Uniklinikum Heidelberg, die das mutmassliche Opfer am Tag nach der vermeintlichen Tat untersucht hatte, vor dem Landgericht in Mannheim. Sie habe ihr Verletzungen am Hals gezeigt, nicht geweint und auf alles geantwortet.
An dem letzten Verhandlungstag vor einer mehrwöchigen Pause bis Anfang Dezember kam es zugleich zu einer heftigen Auseinandersetzung um die Rolle der Medien. Anlass war ein Exklusivvertrag, den eine Zeugin vor ihrer Vernehmung mit der Illustrierten "Bunte" abgeschlossen hatte.
Dies sei eine "Unverschämtheit und Missachtung des Gerichts", sagte Kachelmanns Verteidiger Klaus Schroth. Die Zeugin, eine ehemalige Geliebte des Moderators, hatte am Montag ausgesagt. Sie hatte in ihrer Vernehmung zugeben müssen, dass sie über ihren Anwalt einen Exklusivvertrag abgeschlossen hatte.
Staatsanwalt Lars-Torben Oltrogge kritisierte daraufhin die Pressearbeit der Verteidigung. Ein "medialer Berater" Kachelmanns habe ihm schon vor Anklageerhebung mitgeteilt, dass die Verteidigung im Falle einer Anklage an die Presse gehen werde. "Er hat auch gesagt, dass das zum Teil auf dem Rücken der Nebenklägerin erfolgen werde."
Aussagen aus zweiter Hand
Kachelmann soll laut Anklage eine 37-jährige Ex-Geliebte mit einem Messer bedroht und vergewaltigt haben. Das mutmassliche Opfer, eine Radiomoderatorin, wurde bereits ausführlich vernommen. Kachelmann weist die Vorwürfe zurück.
Indirekt war am Mittwoch einiges über die Vernehmung der Ex-Geliebten vom Montag zu erfahren. Die Försterin hatte darin unter Ausschluss der Öffentlichkeit unter anderem über ein Telefonat berichtet, das Kachelmann am Tag nach der angeblichen Tat mit ihr geführt habe.
Nun sagte die Freundin der Försterin aus, diese habe am Telefon gesagt: "Du, ich habe mit Jörg telefoniert, und das war ganz komisch." Kachelmann habe "total bedrückt und fahrig" gewirkt - so gab es die Freundin aus zweiter Hand in der öffentlichen Sitzung wieder.
Im Januar dieses Jahres hatte sich die Försterin von Kachelmann getrennt, war aber weiter mit ihm in Kontakt geblieben. Das Telefonat am Tag nach der möglichen Tat könnte als belastendes Indiz gewertet werden.