Tessiner Arzt Sandro Pelloni erhält über eine Million Franken
Lugano - Der Luganeser Arzt Sandro Pelloni erhält vom Kanton Tessin einen Schadenersatz in der Höhe von über einer Million Franken. Der 65-jährige Magen-Darm-Spezialist war vor Gericht von der Anklage der sexuellen Nötigung und der Schändung freigesprochen worden.
Als Entschädigung für das erlittene Unrecht, die Anwaltskosten und den Verdienstausfall sprach ihm die Strafrekurskammer des Tessiner Appellationsgerichtes am 9. April 820'155 Franken zu. Dazu kommen noch fünf Prozent Zinsen rückwirkend ab Januar 2005.
Unter dem Strich erhält Pelloni somit über eine Million Franken. Es handelt sich um die höchste Entschädigung in der Geschichte des Kantons.
Die Tessiner Regierung hat dieses Urteil akzeptiert. Sie verzichtet auf eine Beschwerde beim Bundesgericht. Die Erfolgsaussichten bei einem Rekurs seien gering, teilte die Staatskanzlei mit. Zudem habe die Strafrekurskammer die Forderungen von Pelloni stark reduziert. Dieser hatte ursprünglich eine Entschädigung von über sieben Millionen Franken verlangt.
Dem ehemaligen Lega-Grossrat Pelloni war vorgeworfen worden, 1995 in seiner Praxis in Lugano zwei Patientinnen sexuell missbraucht zu haben. Erstinstanzlich war Pelloni im April 2001 zu zwei Jahren Gefängnis und ebenso langem Berufsverbot verurteilt worden.
Das Tessiner Appellationsgericht sprach ihn jedoch von den Vorwürfen frei. Das Bundesgericht bestätigte den Freispruch im Juni 2004, indem es die Beschwerden von zwei ehemaligen Patientinnen zurückwies.