Südkorea wirbt für Verhandlungen mit dem Norden
Seoul - Südkoreas Präsident Lee Myung Bak hat sich für eine rasche Wiederaufnahme der Sechsergespräche über das nordkoreanische Atomprogramm ausgesprochen. Eine harte militärische Haltung des Südens werde den Konflikt nicht entschärfen, sagte Lee.
Die Zeit dränge, da der Norden angekündigt habe, zum hundertsten Geburtstag des Staatsgründers Kim Il Sung in zwei Jahren eine "grosse, mächtige und prosperierende Nation" zu werden. Ziel müsse es deshalb sein, dass Nordkorea sich im kommenden Jahr zum Verzicht auf sein Atomprogramm bereit erkläre, sagte Lee.
Seit dem tödlichen Artillerieangriff Nordkoreas auf eine südkoreanische Insel im Gelben Meer vergangenen Monat verfolgt Lee eine harte Haltung gegenüber Pjöngjang. Als Demonstration militärischer Stärke ordnete er trotz wiederholter Warnungen aus dem Norden eine Reihe von Militärmanövern an.
Wie die USA hat Südkorea seinen Widerwillen gegen einen Neustart der diplomatischen Bemühungen kundgetan, sollte der Norden nicht Andeutungen machen, sein Programm aufzugeben. China, wichtigster Verbündeter des kommunistischen Landes, hat sich für Verhandlungen ohne Vorbedingungen ausgesprochen.
Der frühere US-Verteidigungsminister William Perry drängte am Mittwoch die US-Regierung zur Verschärfung der Wirtschaftssanktionen gegen den Norden. In einem zweiten Schritt solle Washington dann in Absprache mit Seoul und Tokio einen Sondergesandten zu Gesprächen nach Pjöngjang schicken, empfahl Perry in einem Interview mit der japanischen Zeitung "Nikkei".
Perry, der unter Präsident Bill Clinton als Verteidigungsminister diente, warnte, dass Nordkorea in der Lage wäre, eine Atombombe pro Jahr zu produzieren.
Die nordkoreanische Zeitung "Rodong Sinmun" bekräftigte am Mittwoch dagegen, das Nuklearprogramm des Landes diene allein friedlichen Zwecken. Der Bau eines Leichtwasserreaktors sei auf "gutem Wege", eine Anlage zur Anreicherung von Uran für den Reaktor in "normalem Betrieb", schrieb das Sprachrohr der regierenden KP.
Pjöngjang hatte erst im Dezember während des Besuchs einer US-Delegation die Existenz der Anlage bekannt gegeben. US-Experten warnten, sie könnte zur Herstellung von atomwaffentauglichem Uran genutzt werden.