Schiitische boykottieren Wahlen in Bahrain weitgehend
Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen haben die Wähler am Samstag im Golfkönigreich Bahrain über 18 vakante Sitze im Parlament abgestimmt.
Zur Wahl standen jene Mandate in der 40-sitzigen Volksvertretung, die die schiitische Wifak-Gesellschaft im Frühjahr aus Protest gegen die brutale Unterdrückung der Demokratiebewegung im Februar und März niedergelegt hatte.
Am Nachmittag zeichnete sich bereits ab, dass die schiitische Bevölkerungsmehrheit die Abstimmung weitgehend boykottierte. Die Wifak-Gesellschaft hatte zu einem Boykott der Nachwahl aufgerufen.
Das Regime von König Hamad bin Issa al-Chalifa versucht den Urnengang als Zeichen der "Normalisierung" nach den Unruhen zu Jahresbeginn darzustellen.
Doch am Freitag hatten die Sicherheitskräfte erneut Oppositionelle in ihren Dörfern bei Manama brutal angegriffen und einen Protestmarsch zum Lulu-Platz (Perlen-Platz) verhindert, teilte das Bahrain-Zentrum für Menschenrechte (BCHR) am Samstag mit.
Strenge Sicherheitsvorkehrungen
In der Hauptstadt Manama errichteten die Sicherheitskräfte Strassenkontrollen, zahlreiche Patrouillen waren unterwegs. Am stärksten waren die Sicherheitsvorkehrungen rund um den Perlenplatz, der im Frühling wochenlang Zentrum der Proteste schiitischer Demonstranten gegen die sunnitische Monarchie war.
Die Gegend war mit Stacheldraht abgesperrt und gepanzerte Fahrzeuge wurden in Stellung gebracht.
Bei der Unterdrückung der Proteste im Frühling hatten die Sicherheitskräfte mehr als 30 Menschen getötet und 1500 weitere ins Gefängnis gesteckt. Herrscherhaus und Regierung sind in Bahrain sunnitisch, die Mehrheit der Bevölkerung bekennt sich zum schiitischen Islam.
Wahl als bedeutungslos bezeichnet
Der geistliche Führer der Schiiten im Königreich hatte die sunnitische Staatsführung am Tag vor der Abstimmung scharf kritisiert.
"Es gibt eine Gesellschaftsschicht, die unterdrückt und überall an ihrem Mitspracherecht gehindert wird", sagte Scheik Isa Kassim in seiner Freitagspredigt in der Moschee der Stadt Diras, in der die Reformbewegung stark vertreten ist. Die Wahl sei bedeutungslos. "Das ist eine künstliche Demokratie", erklärte er.