Sarkozy und Cameron besuchen als erste Staatschefs Libyen
Triumphaler Besuch in Tripolis: Grossbritanniens Premierminister David Cameron und Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy haben mit der neuen Führung in Libyen den gemeinschaftlich errungenen Sieg über Muammar al-Gaddafi gefeiert.
Nachdem ihre Maschinen auf dem Militärflughafen Mitiga gelandet waren, wurden Cameron und Sarkozy von einem enormen Aufgebot an Sicherheitskräften ins Zentrum der Hauptstadt Tripolis begleitet.
Dort besuchten die beiden Politiker ein Spital mit Kriegsverletzten und trafen mit den Mitgliedern des Übergangsrates zusammen. Sarkozy und Cameron kündigten an, mehrere Milliarden Dollar des Gaddafi-Regimes, die auf westlichen Konten eingefroren sind, freizugeben.
Aufruf zur Einheit
An einer Medienkonferenz mit dem Präsidenten des Nationalen Übergangsrates, Mustafa Abdul Dschalil, erklärte Cameron, der NATO-Einsatz gegen Truppen des untergetauchten ehemaligen Machthaber Gaddafi werde fortgesetzt, solange noch Widerstand geleistet werde.
Sarkozy erklärte, Gaddafi und andere, "die Verbrechen begangen" hätten, würden zur Rechenschaft gezogen. Er forderte die Libyer aber auf, von Vergeltung abzusehen und stattdessen Einheit und Versöhnung anzustreben.
Gaddafi war im August entmachtet und aus Tripolis vertrieben worden. Sein gegenwärtiger Aufenthaltsort ist unbekannt. Die Rebellen-Truppen belagern derzeit die letzten Widerstandsnester der Gaddafi-Loyalisten, darunter die Küstenstadt Sirte und die Wüstenstadt Bani Walid. In Sirte konnten die Rebellen nach eigenen Angaben in erste Aussenbezirke der Stadt vorstossen.
Lage weiterhin angespannt
Wie fragil die Lage in Libyen noch ist, lässt sich auch daran ablesen, dass Cameron und Sarkozy sich gezwungen sahen, anschliessend an ihren Besuch in Tripolis auch nach Bengasi zu fliegen. Der neuen libyschen Führung ist es wegen der schlechten Sicherheitslage bisher nicht gelungen, ihre Regierung in der Hauptstadt einzurichten.
Cameron und Sarkozy hatten den umstrittenen Militäreinsatz zur Unterstützung der Rebellen vorangetrieben und dürften nun darauf setzen, die politische Dividende einzustreichen.