Proteste gegen Ägyptens Militärregierung gehen weiter
Tausende Ägypter sind am Freitag erneut auf die Strassen gegangen, um den Militärrat zur rascheren Umsetzung von Reformen zu drängen. In der Hauptstadt Kairo versammelten sich tausende Menschen auf dem Tahrir-Platz, der seit einer Woche von Demonstranten besetzt ist.
Während des Mittagsgebets rief der Imam dazu auf, die Polizisten rasch vor Gericht zu stellen, die während der Proteste Anfang des Jahres für den Tod von Demonstranten verantwortlich waren.
Neben der Bestrafung der verantwortlichen Polizisten fordert die Opposition, die früheren Machthaber vor Gericht zu stellen, den Wohlstand besser zu verteilen und nicht länger Zivilisten vor Militärtribunalen zu richten.
Militärrat für Ideale
Ein Sprecher des Militärrats, der sich lange nicht zu den Forderungen der Demonstranten geäussert hatte, erklärte am Mittwoch im Fernsehen, der Rat unterstütze die Revolution und ihre Ideale.
Innenminister Mansur Issawi gab zudem die Entlassung von mehr als 650 hochrangigen Polizisten, darunter zahlreiche Generäle, bekannt. Demnach handelte es sich um die "grösste Umbildung in der Geschichte der Polizei".
Den Demonstranten reichen diese Ankündigungen jedoch nicht: In Suez forderten am Freitag hunderte Demonstranten den Rücktritt von Marschall Hussein Tantawi, dem Chef des Militärrats.
Ausschreitungen in weiteren Ländern
Die tunesische Polizei ist in der Hauptstadt Tunis am Freitag mit Tränengas gegen Protestierende vor dem Regierungssitz vorgegangen. Hunderte Demonstranten forderten den Rücktritt des Innen- und des Justizministers sowie die Bestrafung der Verantwortlichen der Gewalt während des Volksaufstands Anfang des Jahres.
In der jordanischen Hauptstadt Amman haben Regierungsanhänger am Freitag regierungskritische Demonstranten angegriffen. Damit wollten sie verhindern, dass sich die Anhänger der Reformbewegung auf dem Hauptplatz versammeln. Die Polizei ging mit Schlagstöcken gegen Demonstranten und Journalisten vor, dabei wurden zehn Menschen verletzt.
Auch im Jemen gingen nach den Freitagsgebeten Zehntausende auf die Strasse. Die Demonstranten in Tais, Sanaa und anderen Städten forderten den Rücktritt von Präsident Ali Abdullah Saleh nach 33 Jahren an der Macht.