Opfer französischer Atomtests werden entschädigt
Paris - Fünfzig Jahre nach den ersten französischen Atomtests in der algerischen Sahara sollen verstrahlte Opfer vom Staat entschädigt werden. Ein entsprechendes Gesetz wurde veröffentlicht.
Im französischen Haushalt 2010 sind zehn Millionen Euro für Entschädigungszahlungen vorgesehen. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums waren etwa 150'000 Zivilisten und Militärs an den Atomtests beteiligt.
Bislang haben Opfer mühsam nachweisen müssen, dass die Verstrahlung zu einer Krankheit geführt hat. Neben den unmittelbar Beteiligten können theoretisch auch die Einwohner der betroffenen Regionen in Algerien und Polynesien eine Entschädigung verlangen. Wie viele Menschen dafür in Frage kommen, ist unbekannt.
Opferverbände kritisierten, dass kein eigener Fonds geschaffen wurde. Eine Kommission soll die Einzelfälle prüfen, der Entscheid liegt beim Verteidigungsministerium. Frankreich hatte die erste Atombombe 1960 unter freiem Himmel in der Sahara in Algerien gezündet. Dort gab es bis 1966 weitere 16 Versuche, davon 13 unterirdische.
Nachdem die Kolonie unabhängig wurde, setzte das französische Militär die Tests in der pazifischen Inselregion Polynesien fort. Bei den Atomversuchen wurden Soldaten, aber auch Zivilisten teilweise ohne Schutz der Strahlung ausgesetzt. Frankreich hat bis 1996 insgesamt 210 Atomtests ausgeführt.
1998 ratifizierte das Parlament in Paris das internationale Teststopp-Abkommen. Bis 2001 leugnete die französische Regierung, dass es bei den Waffentests Opfer gegeben habe. Die Vereinigung der Veteranen der Atomversuche forderte seit Jahren Entschädigung für Strahlenopfer, die häufig an Krebs und anderen Krankheiten leiden.