Norwegischer Ministerpräsident erklärt 21. August zum Trauertag
Norwegen will am 21. August mit einer nationalen Trauerfeier der 77 Toten bei den Terroranschlägen in Oslo und auf der Insel Utøya gedenken. Das kündigte Ministerpräsident Jens Stoltenberg am Montag vor dem Parlament an.
Die politischen Führer des Landes forderte Stoltenberg zu Zurückhaltung in ihren Äusserungen auf. Ohne sich gegen jemanden bestimmten zu richten, ging er bei der Rede bei einer Gedenkfeier im Parlament offenbar auf die zuweilen scharfen Debatten über Einwanderungsfragen ein.
Die Anschläge vom 22. Juli gäben Anlass darüber nachzudenken, "was wir gedacht, gesagt und geschrieben haben", sagte er und fügte hinzu: "Das gilt für Politiker, für Redaktoren, in der Kantine und im Internet."
"Wir werden uns an den 22. Juli immer als eine schwarzen Tag in der Geschichte unseres Landes erinnern", sagte Stoltenberg weiter. Die Bevölkerung habe auf die Terroranschläge "verantwortungsvoll und mit Würde reagiert und sich für die Demokratie entschieden".
Parlamentspräsident Dag Terje Andersen verlas bei der Gedenkfeier die Namen der Opfer der Anschläge. Abgeordnete, Minister, König Harald von Norwegen und Kronprinz Haakon legten eine Schweigeminute ein.
Staus hinderten Breivik bei Attentaten
Unterdessen wurde deutlich, dass der Attentäter Anders Behring Breivik ursprünglich noch mehr Menschen töten wollte. Mehrere Verkehrsstaus hielten den Rechtsradikalen aber auf dem Weg zu den Tatorten auf.
So konnte Breivik die Autobombe im Osloer Regierungsviertel am Freitag (22. Juli) erst um 15.26 Uhr detonieren lassen - da waren viele der hier arbeitenden Menschen schon auf dem Heimweg, wie ein Polizeisprecher am Sonntag im Radiosender NRK sagte.
Das sozialdemokratische Jugendlager auf der Fjordinsel Utøya erreichte Breivik erst am späten Nachmittag, als bereits viele Teilnehmer zum Festland zurückgekehrt waren. Dazu gehörte auch Norwegens Ex-Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland.
Auffällige Personen identifiziert
In der Schweiz hat der Nachrichtendienst des Bundes (NDB) nach den Anschlägen in Norwegen "auffällige Personen" identifiziert, die nun besonders beobachtet werden. Laut NDB-Vizechef Jürg Bühler haben diese Personen im Internet positiv auf das Massaker reagiert. Es handle sich zurzeit um "weniger als zehn" Personen, sagte Bühler der "NZZ am Sonntag" im Interview.