NATO will in Libyen mehr Ziele angreifen
Die NATO will ihre Gangart gegen den libyschen Machthaber Muammar al-Gaddafi verschärfen. Das Bündnis werde künftig auch jene eigentlich zivilen Ziele angreifen, die von den Gaddafi-Truppen als Kommandozentralen und Stellungen missbraucht werden, kündigte der kanadische Oberst Roland Lavoie am Dienstag an.
"Die Gaddafi-Truppen besetzen zunehmend Einrichtungen, die einst zivilen Zwecken dienten", sagte der Militärsprecher des Nato-Einsatzes in Libyen in einer ins Nato-Hauptquartier in Brüssel übertragenen Video-Pressekonferenz.
Dabei handle es sich um frühere Ställe, landwirtschaftliche Einrichtungen, Lagerhäuser, Fabriken und Produktionsanlagen für Lebensmittel.
"Indem es diese Einrichtungen besetzt und missbraucht hat, hat das Regime sie zu militärischen Anlagen gemacht, von denen aus es Angriffe führt und leitete", erklärte Lavoie. Damit hätten diese Einrichtungen ihren "einst geschützten Status verloren und sind zu zulässigen und notwendigen militärischen Zielen der NATO geworden".
Gaddafis Verbleib nicht ausgeschlossen
Der britische Aussenminister William Hague schloss unterdessen einen Verbleib Gaddafis in Libyen nicht aus, falls dieser die Macht abgibt. Über sein Schicksal müsse das libysche Volk entscheiden, sagte Hague am Montagabend nach einem Treffen mit seinem französischen Amtskollegen Alain Juppé in London.
Es stehe jedoch ausser Frage, dass Gaddafi die Macht abtreten müsse. Juppé hatte sich bereits vor einer Woche nahezu gleichlautend geäussert.
Kairo lässt Gaddafi Zugriff zu Konten
Die Aufständischen zeigen sich zunehmend ungehalten über die Politik Ägyptens gegenüber dem Gaddafi-Regime. Kairo hat es - anders als die meisten westlichen Länder - bisher versäumt, die Konten Gaddafis und seiner Angehörigen zu sperren. Wie viel Gaddafi-Geld in Ägypten liegt, ist nicht bekannt.
In Libyen werden Nahrungsmittel und Öl offenbar zunehmend knapp. In einer Mitteilung der Vereinten Nationen hiess es am Montag, das Regime des libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi habe mit etlichen Versorgungsengpässen zu kämpfen.