Menschenrechtler fordern Untersuchung der Unruhen in Kirgistan
Bischkek/Washington - Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) hat eine internationale Untersuchung der blutigen Unruhen in Kirgistan gefordert. Die USA hoffen derweil auf einen guten Verlauf der Verfassungsabstimmung von diesem Sonntag.
Der US-Senat hatte zuvor bereits in einer überparteilich verabschiedeten Resolution eine umfassende Untersuchung zu den Unruhen gefordert.
Es deute einiges darauf hin, dass die Gewalt, vor allem die Angriffe auf usbekische Gegenden, "geplant und, zumindest in einigen Fällen, gut organisiert" gewesen seien, erklärte Human Rights Watch in der kirgisischen Hauptstadt Bischkek.
Usbeken hätten den Regierungstruppen vorgeworfen, sich an den Angriffen gegen ihre Minderheit beteiligt zu haben, und auf den Einsatz gepanzerter Armeefahrzeuge verwiesen. Die Armee erklärte laut HRW, der Mob habe Waffen und Fahrzeuge aus Kasernen gestohlen.
Die Frage, ob die kirgisischen Streitkräfte direkt an den Angriffen beteiligt waren, müsse ein zentraler Punkt einer Untersuchung sein, forderte HRW. Bei den gewaltsamen Auseinandersetzungen Anfang Juni kamen nach offiziellen Angaben mehr als 260 Menschen ums Leben, die Übergangsregierung schätzt die Opferzahl jedoch zehnmal höher ein.
Die Menschenrechtsorganisation kritisierte zudem das Festhalten der kirgisischen Übergangsregierung an einem für Sonntag geplanten Verfassungsreferendum sowie die geplante Rückführung von zehntausenden Flüchtlingen und Vertriebenen in "fast unbewohnbare Gegenden". Dies könne zu neuer Gewalt führen.
Die Übergangsregierung hat derweil die Ausgangssperre im unruhigen Süden des Landes aufgehoben. "Die Einwohner von Osch haben die Führung gebeten, die Ausgangssperre zu verlängern", sagte der stellvertretende Innenminister Baktibek Alimbekow im Fernsehen. Es sei jedoch entschieden worden, dies erst nach dem Referendum zu erörtern.