Lage nach spanischem Fluglotsenstreik entspannt sich
Madrid - Einen Tag nach dem Beginn des unangekündigten Fluglotsenstreiks in Spanien hat sich die Lage nach der Ausrufung des Alarmzustands und der Androhung von Strafverfahren vor Militärgerichten entspannt. Ein Grossteil der Lotsen kehrte bis zum Nachmittag zur Arbeit zurück, und der Luftraum wurde wieder geöffnet.
Verkehrsminister José Blanco sagte im spanischen Fernsehen, der Luftraum sei wieder "vollständig geöffnet". Obwohl "praktisch alle Kontrolleure" an ihre Arbeitsplätze zurückgekehrt seien, könne es aber noch "24 bis 48 Stunden" dauern, bis sich der Flugverkehr normalisiert habe, fügte er hinzu. Nach Angaben der Flughafengesellschaft AENA waren etwa 300'000 Flugpassagiere vom Streik betroffen.
Laut AENA konnten erste Flugzeuge am Samstagnachmittag wieder starten, darunter in Madrid, Barcelona, Palma de Mallorca und Gran Canaria. Der reguläre Flugverkehr könne aber nicht ohne weitere Verzögerungen wieder aufgenommen werden. Die Fluggesellschaften müssten erst ihre Flugpläne neu erstellen und Piloten, Kabinenpersonal und die Passagiere darüber informieren.
Die Fluggesellschaft Swiss annullierte am Samstag 18 Flüge zwischen der Schweiz und Spanien. Dies entspricht zwei Dritteln ihrer Flüge zu und von spanischen Destinationen an diesem Tag, wie Swiss-Sprecher Jean-Claude Donzel der Nachrichtenagentur SDA sagte. Der Flughafen Zürich-Kloten allein verzeichnete 24 annullierte Flüge aller Fluggesellschaften zwischen der Schweiz und Spanien. Für Genf und Basel waren noch keine Zahlen erhältlich.
Protest gegen Regierungspläne
Etwa 90 Prozent der rund 2300 spanischen Fluglotsen hatten am Freitagnachmittag spontan die Arbeit niedergelegt, um gegen Regierungspläne für Arbeitszeitverlängerungen zu protestieren.
Der spanische Luftraum wurde daraufhin fast vollständig gesperrt. Hunderte Flüge fielen aus, mindestens 250'000 Passagiere sassen nach Angaben der Flughafenbetreiber fest. Regierungschef José Luis Rodríguez Zapatero stellte die Luftraumkontrolle vorläufig unter die Aufsicht der Armee.
Erstmals wieder Alarmzustand
Erstmals seit mehr als 30 Jahren rief die spanische Regierung den Alarmzustand aus. Innenminister Alfredo Pérez Rubalcaba drohte nach einer Krisensitzung der Regierung, die Streikenden wegen Ungehorsams vor militärische Strafgerichte zu stellen. Die Ausrufung des Alarmzustands erfolgte zum ersten Mal seit dem Ende des Franco-Regimes im Jahr 1975.