Kampf um libysche Stadt Sirte dauert mit heftigen Gefechten an
Die Lage in der seit drei Wochen heftig umkämpften Heimatstadt des gestürzten libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi, Sirte, bleibt unübersichtlich. Anhänger Gaddafis und des Übergangsrates lieferten sich einen Kampf von Haus zu Haus.
Während die Nachrichtenagentur AFP zuletzt von Fortschritten der Soldaten der neuen libyschen Führung berichtete, meldete Reuters, der Widerstand der Gaddafi-treuen Kräfte sei äusserst heftig. Der Vormarsch der Truppen der neuen Regierung Libyens sei vorerst gestoppt und Voraussagen von Kommandanten, dass Sirte bis zum Wochenende eingenommen sei, erschienen mehr als optimistisch, schrieb Reuters.
Die Stadt Sirte am Mittelmeer, die in Friedenszeiten 75'000 Einwohner hatte, ist eine der letzten Bastionen Gaddafis. Am Wochenende nutzten hunderte Zivilisten eine Kampfpause und flohen aus der Stadt. Zuvor hatte der libysche Übergangsrat mit einem Grossangriff gedroht.
IKRK: 20'000 sind geflohen
Nach Einschätzung des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) flohen bereits etwa 20'000 Menschen aus Sirte. Mehr als 18'000 Menschen, darunter viele Frauen, Kinder und Ältere hielten sich östlich von Sirte auf, erklärte das IKRK in Genf.
Etwa 5000 campieren in der Wüste im Umkreis bis zu 50 Kilometern. Helfer sähen jeden Tag Menschen, die aus der Stadt fliehen, darunter viele kleine Kinder. Die Flüchtlinge hätten kaum Lebensmittel oder Wasser.
Dem IKRK gelang es nach eigenen Angaben in einer Feuerpause, drei Schwerkranke aus dem Spital der Stadt in Sicherheit zu bringen. Die meisten Patienten lägen auf den Korridoren und würden nur noch von wenigen Ärzten betreut, erklärte das IKRK. Hunderte von Menschen mit Kindern hielten sich zusätzlich im Spital auf. In der Stadt seien tausende von Zivilisten gefangen und versteckten sich, um nicht in die Schusslinien zu geraten.
NATO richtet sich auf längeren Einsatz ein
Die Stadt wird seit Wochen auch immer wieder von NATO-Flugzeugen bombardiert. In Brüssel sagte NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen zur humanitären Lage in Sirte, diese sei "offensichtlich ein Grund zur Besorgnis". Nach Beratungen der NATO-Verteidigungsminister über Libyen warf er den Gaddafi-Anhängern warf vor, Zivilisten als menschliche Schutzschilde zu nutzen.